Tiefengeothermie

Brühler und Ketscher mit Vorwürfen gegenüber Geohardt

Das Thema Geothermie erhitzt in Brühl und Ketsch weiterhin die Gemüter. Gebäudeschäden, die durch die Messungen der Firma Geohardt entstanden sind, werden laut Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie nicht ensprechend behandelt.

Von 
Ralf Strauch
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Schäden, die durch die 3d-Seismik solcher Vibrotrucks entstanden sind, werden laut Brühl BI von der Firma Geohardt nicht ernst genommen. © Vulcan

Brühl/Ketsch. Im Anschluss an den Infostammtisch der Bürgerinitiative gegen die Tiefengeothermie (wir berichteten) hatten einige Bürger, die im Zusammenhang mit der seismischen Voruntersuchungen im Januar Schäden an Gebäuden beziehungsweise beweglichen Gegenständen ausgemacht hatten, den Wunsch geäußert, ein weiteres Treffen zu diesem Thema zu arrangieren. Das Interesse an diesem neuen Termin war sehr groß.

„Es ist schon verwunderlich, wenn heute von den Verantwortlichen immer noch behauptet wird, es sei völlig unerwartet gewesen, dass bereits durch die seismischen Messungen Gebäudeschäden hätten entstehen können“, sagt Vorsitzender Thomas Gaisbauer. Der Bürgerinitiative (BI) seien zumindest schon Schadensfälle aus Brühl von den früheren Rütteltests vor zehn Jahren bekannt.

Zur aktuellen Schadensaufnahme durch Geohardt stellt die BI nun fest, dass sich die Aussagen der betroffenen Personen in vielerlei Hinsicht decken. Zunächst sei in den meisten Fällen kurzfristig ein Beauftragter des Unternehmens gekommen und habe die gemeldeten Schäden aufgenommen beziehungsweise fotografiert – er sei zwar freundlich aufgetreten, habe sich aber bei konkreten Fragen sehr zurückhaltend verhalten. „Und das ist im Wesentlichen auch schon alles, was bisher passiert ist“, so das Fazit der Betroffenen.

Schäden durch die Messungen in Brühl und Ketsch - Regulierung? Fehlanzeige

Auf die Regulierung der Schäden würde noch immer gewartet werden. Alle Betroffenen berichteten bei der Versammlung, dass sie die gezielt ausgelösten Erschütterungen als richtige Erdbeben wahrgenommen hätten. In einigen Fällen sei es im Anschluss noch zu gesundheitlichen Beschwerden gekommen.

Dementsprechend fällt auch die Schadensbilanz aus. Von Rissen an Wänden, Böden, Fassaden und Gartenmauern sowie massive Fliesenschäden im Bad wurde berichtet. In einem Fall wurde sogar gesagt, dass „die Sonne nun durch die Wände scheint und es dort zieht.

„Bei all den Schilderungen wurde schnell klar, dass es sich keineswegs nur um Bagatellschäden handelt, sondern deren Beseitigung weitaus höhere Kosten verursachen wird, wenn am Ende kein ‚Flickwerk’ daraus entstehen soll“, ist sich der Ketscher BI-Sprecher Rainer Hüngerle sicher. In welchem Umfang diese Schäden am Ende tatsächlich beglichen würden, stehe allerdings völlig in den Sternen. „Entsprechend liegen bei allen die Nerven blank“, sagt Gaisbauer.

Gutachter: Gefahr, dass die Schäden sich vergrößern

Ein anwesender Versicherungsfachmann wies explizit auf besondere Fallstricke im Versicherungsrecht hin. So fiel dabei der Begriff der sogenannten „Allmählichkeitsschäden“, also, dass sich die Schäden durch Einwirkung von Temperaturen oder Feuchtigkeit weiter entwickeln könnten. In einem Fall sei ein Betroffener vom Gutachter darauf hingewiesen worden, dass er dafür Sorge tragen müsse, dass sich der Schaden nicht vergrößere. „Eine große Herausforderung“, meint die BI.

In einem anderen Fall berichtete ein Geschädigter, ihm sei mitgeteilt worden, er habe die Verkehrssicherungspflicht und somit sei er verantwortlich, entsprechende Maßnahmen zu treffen, dass andere nicht zu Schaden kämen.

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Sehr enttäuscht zeigten sich grundsätzlich alle Anwesenden über die generelle Aussage der Rathauschefs, sie seien in dieser Sache nicht zuständig. Gleichzeitig wurde aber beim Treffen festgestellt, dass Geohardt vor Beginn ihrer seismischen Messungen alle betroffenen Gemeinden angeschrieben haben soll. Dabei sei die Frage gestellt worden, ob es prekäre Bereiche gäbe, in denen sicherheitshalber nicht gerüttelt werden sollte.

Auch Imker wären angeschrieben worden, ihre Bienenvölker vor den Rüttelattacken in Sicherheit zu bringen, „aber es wurde wohl ganz vergessen, gezielt die Anwohner der Straßen, in denen die Rüttelfahrzeuge unterwegs sein werden, vorzuwarnen“, wurde verbittert angemerkt.

Geduld bei Betroffenen in Brühl und Ketsch ist am Ende

„Bei allem Verständnis für die notwendige Bearbeitungszeit zur Regulierung von Schäden – die Geschädigten haben genug Geduld gezeigt“, betonte Gaisbauer. Auf Ankündigungen müssten endlich Taten folgen, es dürfe nicht auch noch zum Versagen in der Schadensregulierung kommen. Das Mindeste, was man von Geohardt erwarten könne, wäre für alle Geschädigten die Kosten für eine Beratung durch einen selbstgewählten, neutralen Rechtsbeistand zu übernehmen. Stattdessen werden die Betroffenen aber „völlig unnötig unter Druck gesetzt und im Regen stehengelassen“.

Das Fazit dieses Treffens: Allein komme man gegen ein Unternehmen nur schwer an. Es kam daher der Vorschlag auf, noch weitere Geschädigte gemeinsam an einen Tisch zu bringen um das weitere Vorgehen gemeinsam zu koordinieren. 

Redaktion

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