Brühl. „Na, heute schon mit einem Amt gefaxt? Deutschland im Jahr 2025 - und mit der Digitalisierung geht es irgendwie kaum voran“, meint ein Kabarettist, der Ende des Monats in Brühl zu Gast sein wird.
Tobias Mann hat die Faxe(n) mit den für ihn zuständigen Ämtern jedenfalls dicke. Vielleicht muss er sich aber für seinen Auftritt in der Hufeisengemeinde einen anderen Gag ausdenken, denn in Brühl wird - wenige Tage vor seinem Auftritt in der Festhalle - verkündet, dass die inzwischen eingeführte Digitalisierung der Gemeinde Zeit und Kosten spare. Die digitale Verwaltungsmodernisierung erhöhe zudem in Brühl die Sicherheit der Daten.
Immer mehr Kommunen haben Digitalisierungsstrategie
Die digitale Transformation deutscher Kommunen ist durch die Covid-Pandemie noch stärker als zuvor in den Fokus gerückt. Insgesamt sei der Digitalisierungstrend in deutschen Städten, Gemeinden und Regionen seitdem ungebrochen, wie eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz feststellt.
Im Vergleich zu den früheren Erhebungen habe eine zunehmende Zahl von Kommunen eigene Digitalisierungsstrategien entwickelt oder bestehende Strategien weiter umgesetzt, wird da erklärt. Die Zahl der Kommunen, die eine Digitalisierungsstrategie hätten, habe sich seit 2019 um acht Prozentpunkte erhöht.
Digitale Verwaltung: Abläufe werden sicherer und effizienter
Die Gemeindeverwaltung Brühl setze bei ihrer Digitalreform gezielt auf digitale Prozesse, um Verwaltungsabläufe effizienter und sicherer und damit auch kostengünstiger zu gestalten und den Bürgern Zeit und Wege zu ersparen, meint Bürgermeister Dr. Ralf Göck in einer Pressemitteilung. Er treibe, wie es weiter heißt, mit Unterstützung seines IT-Sachgebietsleiters Manuel Zahn diese Entwicklung mit großem Engagement voran, um Brühl zukunftsfähig zu machen und den Bürgern moderne, sichere und effiziente Dienstleistungen zu bieten. „Wir hoffen, dass viele diese insgesamt 99 möglichen Dienstleistungen digital nutzen, und sich und uns Zeit und Geld sparen“, bringen Göck und Elke Weber, im Rathaus neuerdings auch für die Digitalisierung zuständig, in der entsprechenden Mitteilung zum Ausdruck.
Neu sei bereits seit November, dass Bürger ihren Wohnsitz beispielsweise auch online an- und ummelden können. „Gerade für unsere Pflegeheime ist das eine gute Sache“, erklärt Göck und bringt seine Hoffnung auf rege Nutzung durch die zahlreichen Einrichtungen dieser Sparte im Ort zum Ausdruck. Möglich werde diese digitale Dienstleistung des Rathauses durch die Einführung der elektronischen Wohnsitzanmeldung (eWA). Über die Plattform www.wohnsitzanmeldung.gov.de können sich Personen mit einer gültigen eID, also einer für die elektronische Identifikation digitale Passlösung zum Nachweis der Identität, und einem Smartphone bequem von zu Hause aus anmelden. „Mit der Einführung der eWA bieten wir einen weiteren innovativen Service, der Bürgern Zeit und Wege erspart“, freut sich Elke Weber.
Bürger sollten sich in Zukunft eID zulegen
Die Gemeindeverwaltung Brühl empfiehlt deshalb allen Bürgern, sich eine entsprechende eID zu besorgen. Die elektronische Identität, die im Chip des neuen Personalausweises integriert ist, kann mit einem NFC-fähigen Smartphone und der Ausweis-App genutzt werden. „Mit der eID eröffnen sich nicht nur bei der Anmeldung, sondern auch bei vielen anderen digitalen Verwaltungsdienstleistungen erhebliche Vorteile, da eine sichere und schnelle Abwicklung ohne persönliche Vorlage von Dokumenten möglich ist“, erklärt der Bürgermeister. Dazu gehöre auch die Online-Beantragung von Meldebescheinigungen, Personalausweisen, Führungszeugnissen sowie Schwerbehindertenparkausweisen.
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Doch auch ohne eID seien bereits zahlreiche digitale Möglichkeiten im Kontakt mit der Gemeindeverwaltung verfügbar, darunter die An- und Abmeldung eines Hundes, Gewerbean- und -abmeldungen sowie die Ausstellung von Geburts-, Ehe- und Sterbeurkunden. Auch die Befreiung von der Ausweispflicht, eine, wie Göck erklärt, wichtige Leistung insbesondere für die Bewohner der Seniorenwohnheime, könne inzwischen ganz einfach digital beantragt werden.
Ziel in der Verwaltung ist papierloses Büro
Neben den digitalen Services für Bürger treibt die Gemeinde Brühl auch die Digitalisierung interner Prozesse voran. Ein Beispiel dafür ist die sichere Verarbeitung digitaler Rechnungen. Seit Anfang des noch jungen Jahres wird der Empfang von Rechnungen über die speziell dafür eingerichteten Portale Peppol und OZG-RE ermöglicht.
Diese Neuerung erfülle nicht nur die entsprechenden gesetzlichen Vorgaben, sondern bietet auch deutlich höheren Schutz sensibler Daten im Vergleich zur bisherigen Möglichkeit, Rechnungen per E-Mail einzureichen.
Für die Bürger nicht sichtbar ist weiterhin der Fortschritt bei der elektronischen Aktenführung: Seit Anfang 2023 läuft die Umstellung der Papierakten auf elektronische Akten in einem Dokumentmanagementsystem (DMS). Diese Maßnahme ist ein zentraler Bestandteil des Ziels „papierloses Büro“ und sorgt für eine DSGVO-konforme effiziente Bearbeitung interner Verwaltungsprozesse, beispielsweise auch aus dem Homeoffice heraus.
„Mit diesen Maßnahmen setzt Brühl neue Standards in der Verwaltungsdigitalisierung und bringt den Service für Bürgerinnen und Bürger auf ein modernes, zeitgemäßes Niveau“, zeigt sich Rathauschef Göck zum Abschluss der Pressemitteilung sichtlich stolz.
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