Brühl. „Natürlich ist es zurzeit schwer die Partnerschaften zu pflegen, aber die Pandemie ist absolut nicht das Aus für die Verbindung mit Weixdorf, Ormesson und Dourtenga“, stellt Jochen Ungerer, im Rathaus unter anderem für die Ortspartnerschaften zuständig, auf Nachfrage unserer Zeitung fest. Er räumt zwar ein, dass die Partnerschaften von der persönlichen Begegnung leben – und die ist eben wegen Corona nicht möglich – aber es würden auch andere Wege existieren, um den Kontakt aufrecht zu halten, betont er und klingt dabei durchaus überzeugt.
„Selbstverständlich fehlen uns die Treffen, aber man kann ja auch über die digitalen Medien den Kontakt zu Partner halten – und das machen wir auf Verwaltungsebene mit Videokonferenzen recht regelmäßig“, betont Ungerer. Gleichwohl ist ihm bewusst, dass die zumeist älteren Teilnehmer der Begegnungen nicht immer so firm in diesen Techniken seien, „aber auch da wird, wie ich hörte, auch per Telefon der zwischenmenschliche Kontakt aufrechterhalten“, so der Rathausmitarbeiter.
Sicherlich die geringsten Einschränkungen zur üblichen Partnerschaft vor Corona gibt es mit Dourtenga, der Partnergemeinde im westafrikanischen Burkina Faso. „Da haben wir schon immer auf andere Wege als die direkten Besuche setzen müssen – das ist per E-Mail oder Chat-Dienste gut eingespielt“, bilanziert Ungerer. Seit Beginn der Partnerschaften 1997 habe es zwar immer wieder gegenseitige Besuche zwischen Vertretern der beiden Kommunen gegeben, doch in der breiten Bevölkerung habe es da ja eher nicht gegeben. „Insofern hat sich kaum etwas im Miteinander verändert und die Partnerschaft läuft sehr engagiert.
Einschnitte gibt es aber zu Weixdorf – inzwischen ein Stadtteil der sächsischen Metropole Dresden. Seit 1993 besteht die enge Verbindung zwischen den beiden deutschen Orten. „Was zunächst vor allem auf administrativer Ebene mit Besuchen der Gemeinde- und Ortschaftsräte begonnen hatte, war dabei auf eine breitere Basis gestellt zu werden“, stellt Ungerer fest.
Jugend als Zukunft
Neben der Chorgemeinschaft hatte auch die Fußballjugend des SV Rohrhof der Partnerschaft viel Leben eingehaucht. Doch das sei nun durch Corona nicht zu halten gewesen. Die Kontakte seien insbesondere bei der Jugend, die ja die Zukunft der Beziehung bilde, noch nicht so tief, dass ohne den gegenseitigen Besuch die aufkommenden Freundschaften so gepflegt würden, wie es gut sei, um als vielversprechende Richtungsweisung zu gelten.
Zwar gebe es ab und an noch Kontakte, doch man wisse nicht, wie es sich da weiterentwickeln werde. „Das ist sehr schade, aber es herrscht auf beiden Seiten Einigkeit, dass man genau da, wo man vor Corona aufgehört hat, nach der Pandemiebeschränkung wieder einsetzen wolle“, zeigt sich Jochen Ungerer dennoch zufrieden.
„Mit Ormesson ist es aber richtig schwer“, stellt er dann auf die älteste der drei Partnerschaften angesprochen fest. Seit 1977 lebe die Verbindung mit der französischen Marnegemeinde vor allem von den Begegnungen der Menschen. Lange Zeit sei man auf eingefahrenen Wegen unterwegs gewesen, weshalb nach vielen Jahrzehnten die Teilnehmer der Begegnungen auch im Altersschnitt immer älter geworden seien.
Dem habe man in den vergangenen Jahren mit der Verstärkung der Schülerbegegnungen eine starke Entwicklung entgegengesetzt. Es seien viel Freundschaften zwischen jungen Franzosen und Deutschen erwachsen, auch wenn man sich nicht so oft gesehen habe.
Setzen auf digitale Kontakte
Aber gerade die Schüler hätten ja überhaupt keine Probleme, auf digitalem Wege die Freundschaften zu pflegen. Da sei es schon bitter, dass man diese Schülerbegegnungen wegen Corona wiederholt habe absagen müssen. Auf die Ausschreibung für den Schüleraustausch rund um Ostern des nächsten Jahres sei die Resonanz bislang sehr zurückhaltend, bedauert Ungerer, „die Eltern sind da sehr zögerlich und wollen erst einmal die weiteren Entwicklungen abwarten“.
Einen Rückschlag habe die Pandemie den zaghaften Entwicklungen bei der Zusammenarbeit mit den Schulen in Ormesson beschert – in Frankreich sind sie nicht in kommunaler Trägerschaft, weshalb es dort immer wieder zu Reibungen gekommen war.
„Aber noch einmal: Corona wird die Partnerschaften nicht zerstören können – wir müssen aber sicherlich einiges versuchen, um die Kontakte neu aufzubauen, wenn die persönliche Begegnung wieder möglich ist“, zeigt sich Ungerer kämpferisch.
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