Brühl. Er ist zwar schon seit einem Jahr der dienstälteste Bürgermeister beziehungsweise Schultheis, den Brühl jemals hatte. Doch gefeiert wurde am Freitag in der Festhalle das runde Dienstjubiläum von Dr. Ralf Göck, der seit 25 Jahren auf dem Chefsessel im Rathaus sitzt. Die Festredner und rund 200 weitere Gratulanten zollten aber nicht nur der reinen Zeitspanne Respekt, sondern auch dem Menschen Göck und dem, was in diesen Vierteljahrhundert unter seiner Führung in Brühl erreicht worden ist.
Wie selten dieses Dienstjubiläum ist, das stellte Bürgermeister-Stellvertreter Bernd Kieser in seiner Begrüßung der Veranstaltungsgäste heraus. Nur sechs Prozent der Bürgermeister im Land dürften dieses Jubiläum begehen. Göck gehöre damit zum erlesenen Kreis von Amtsinhabern, denen es gelungen sei, viermal von Bürgern gewählt worden zu sein.
Da stelle sich die Frage, wie Göck das geschafft habe. Es sei seine Freude am Beruf und an den Begegnungen mit den Menschen, die zu diesem dauerhaften Erfolg geführt hätten. Der Jubilar habe stets das Ohr am Bürger, betreibe Kommunalpolitik mit viel Freude und zeige Verantwortung bei der Gestaltung der Gemeinde.
Das habe sich schon früh gezeigt, als Göck 1989 in den Gemeinderat gewählt worden sei. Neun Jahre später kandidierte er erstmals für den Chefsessel im Rathaus – mit Erfolg. Gemeinsam und partnerschaftlich, teilweise in der Sache aber durchaus auch strittig, sei man viele wichtige Projekte angegangen und habe sie in guter Zusammenarbeit vollendet. Doch stünden weiterhin viele Zukunftsaufgaben an, „aber ich bin mir sicher, dass Gemeinderat und Bürgermeister auch die zum Wohle der Bürger angehen und lösen werden“, sagt Kieser.
Dr. Ralf Göck Dank und Respekt gezollt
„Er ist ein Kümmerer vor Ort, ein Gestalter und Visionär“, lobte als besonderer Festredner Dr. Rolf Mützenich, der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion. Deshalb wolle er seinen Respekt zum Ausdruck bringen, wenn er die Leistungen Göcks würdige, die diesen Ort geprägt hätten. Zwar seien dies Erfolge von vielen Beteiligten, „doch er ist das Gesicht für das, was sich einprägt“.
Mützenich zeigte sich gut vorbereitet, denn er wusste zahlreiche Dinge zu benennen, die man in Brühl frühzeitig angegangen habe. Das Thema Wohnen liege Göck für alle Generationen sehr am Herzen – dabei sei es gelungen, Jung und Alt zusammenzubringen, um Gemeinschaft zu schaffen. Außerdem seien gute Bildungsvoraussetzungen von Anfang an stets Thema gewesen und die Fernwärme sei schon vor Jahren forciert worden.
Schließlich nannte er die vorbildliche Abdeckung des Glasfasernetzes, die nicht erst während Corona von enormer Bedeutung gewesen sei, als viele zu Hause gearbeitet hätten. Und so könne Göck das Privileg genießen, in seiner Gemeinde erleben zu dürfen, welchen Erfolg die angestoßenen Themen für alle Bürger gebracht hätten. Wenn Menschen wie Göck ihre berufliche Qualifikation, ihr Wissen und Erfahrung in den Dienst der Politik stellten, dann sei das ein solides Fundament für gelebte Demokratie. „Das ist vorbildlich für uns alle“, schloss Mützenich mit Respekt für diese Leistung.
„Schon während er als junger Referendar bei mir im Regierungspräsidium tätig war, erkannte ich, dass in ihm ein Talent schlummert“, erinnerte sich Landrat Stefan Dallinger. Göck habe damals weit über den Tellerrand geblickt, weil er sich nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für politische Entscheidungsprozesse interessiert habe. Dallinger beschrieb den Jubilar als kompetent, erfahren, kreativ, inspirierend und unglaublich fleißig, denn „er ist immer auf den Punkt vorbereitet und weiß auch immer genau, wo der Hund begraben ist“. Das führe im Kreistag – in dieses Gremium wurde Göck inzwischen fünfmal gewählt, gilt als Stimmenkönig und bespielt als SPD-Fraktionsvorsitzender alle Felder – auch mal zu unterschiedlichen Auffassungen. „Doch im guten Miteinander entstehen im Wettbewerb die besten Ideen.“ Besonders engagiert zeige sich Göck bei der Einbindung benachteiligter Menschen in den Arbeitsmarkt und beim Thema Finanzen.
Den Erfolg des streitbaren Miteinanders bezog der Landrat auch auf die Gemeinde, denn in Brühl sei auf diese Weise vieles gut angegangen, mit Erfolg erledigt und in vorausschauender Planung entschieden worden. Dabei zeichne Göck – der auch auf der Ebene der Metropolregion als stellvertretender Vorsitzender des Planungsausschusses Weichen stelle – aus, dass er Menschen zusammenbringe und dazu aufrufe, den Ball erst einmal flach zu halten, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen.
Für diese „herausragende Lebensleistung“ übergab Dallinger an Göck, der „über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt und beliebt ist“, eine Urkunde des Rhein-Neckar-Kreises. Zuvor hatte Bernd Kieser eine Dankesurkunde der Gemeinde verliehen.
Kompromisse und Lösungen im Brühler Rathaus
Daniel Born, SPD-Wahlkreisabgeordneter und Vizepräsident des Landtags, reiste bei seinem Grußwort zusammen mit den Zuhörern gedanklich in das Jahr der ersten Bürgermeisterwahl Göcks zurück – da wurde im Kino „Titanic“ gezeigt, ein Film, den sich viele, die jetzt in der Festhalle saßen, damals angeschaut hätten, wie Born auf Nachfrage erfuhr. „Und während manche auf Eisberge rasten, wurde Brühl und Rohrhof immer weitergebracht“, bilanzierte Born und verwies in diesem Zusammenhang auf die technischen Neuerungen seit damals, die große Herausforderungen mit sich gebracht hätten.
„In der Kommunalpolitik beginnt Politik“, erklärte der SPD-Mann, denn was entschieden werde, zeige sich unmittelbar, nicht irgendwo und irgendwann, sondern für jeden in der Gemeinde direkt erfahrbar. Im Zentrum stehe da der Bürgermeister, der schier rund um die Uhr Ansprechpartner sei.
Doch es sei nicht alles eitel Sonnenschein, zur Demokratie gehöre auch der Streit um des Fortschritts willen, um daraus Kompromisse und Lösungen zu finden. Denn eines sei klar: In der Demokratie verbinde die Menschen mehr, als sie trenne. „Ralf Göck hat in 25 Jahren viele solcher Kompromisse und Lösungen gefunden.“
„Ich bin stolz, Genosse von Ralf zu sein“, sagte Born über Göck, der 1984 angefangen habe die Pressearbeit der örtlichen SPD zu gestalten, „wir wissen, was wir an ihm haben“. Übrigens, so erfuhr Born abschließend: Nur zwei Personen im Saal saßen neben demjenigen, mit dem sie 1998 „Titanic“ gesehen haben. „Das Kinodate ist also nicht mehr da, aber Göck als Bürgermeister der ist uns geblieben.“
Dr. Bernd Nolte, Wirtschaftsprofessor und häufiger Gesprächspartner Göcks beim Städte- und Gemeindetag, zollte Göck Respekt, denn in der Realpolitik eines Bürgermeisters sei es eine schwere Belastung, dass es nicht um das Schöne und Gute gehe, sondern um das Realisierbare. Auch würden die steten Entwicklungen die Entscheidungsträger unter Druck setzen. Doch Göck gehe das in bodenständiger Art an, sei sich treu geblieben und diskutiere Dinge ohne Halsstarrigkeit.
Kostüm als Dankeschön für Göck
Der Ortsvorsteher des sächsischen Partnerortes Weixdorf, Gottfried Ecke, dankte Göck für die Solidarität, die sein Ort stets aus Brühl erfahren habe. So schätze man Göcks Expertise – wenn ein Weixdorfer Ratsmitglied Fragen habe, wende es sich gern mal wegen eines Rats an den Brühler Rathauschef.
In gewohnt launiger Art dankte der Vorsitzende der Interessensgemeinschaft der Vereine Wolfram Gothe dafür, „dass dir das Wohl und die Wichtigkeit unserer Vereine am Herzen liegen“. Dies zeigten nicht nur die finanziellen Zuwendungen für die Gruppen, sondern auch die stete, nimmermüde Präsenz Göcks bei den Veranstaltungen. „Du hast im Laufe deiner langen Amtszeit durch deinen Fleiß, deinen Ehrgeiz und deine Aktivitäten unsere Gemeinde enorm vorangebracht“, urteilte Gothe, um dann als CDU-Gemeinderat mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen: „Natürlich geht das alles nicht ohne einen versierten und erfahrenen Gemeinderat.“ Als Geschenk übergab Gothe ein Karnevalskostüm – eine Napoleonuniform – und ein Gemälde an den Jubilar.
Göck seinerseits dankte für die vielen lobenden Worte seiner Weggefährten. „Es ist ein ganz besonderer Tag für mich – eure Unterstützung und Anerkennung heute bedeutet mir unglaublich viel. Sie gibt Kraft.“ Er genieße das Privileg, seiner Heimatgemeinde als Bürgermeister zu dienen, unterstrich er. „Es war bisher eine Reise voller Herausforderungen und sie war durchaus erfolgreich.“ Das sei so durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit vielen Menschen geworden. „Zukunftsperspektiven zu suchen und sie mit den Tageserfordernissen abzugleichen, das erfüllt und macht mich zufrieden.“
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