Brühl. Es ist 7 Uhr, als Bäderchef Patrick Berndt das Tor zum Freibad aufschließt. Noch herrscht Ruhe über der beliebten Freizeitanlage im Herzen von Brühl. Keine Welle kräuselt das Wasser in den Becken, die großzügige Grünanlage präsentiert sich unberührt. Doch dem Mittvierziger, der seit 2017 das Brühler Freibad leitet, bleibt kaum Zeit, die Muße zu genießen.
Sein erster Gang führt ins Büro. Und dort beginnt der Tag wie in zahllosen anderen Büros mit dem Checken der eingegangenen E-Mails. „Manchmal schreiben uns Besucher, um sich zu beschweren, manchmal erhalten wir Lob – beides kommt aber eher vereinzelt“, erklärt Berndt. Jede Mail müsse bearbeitet und beantwortet werden, so der Bäderchef. Dass bei so vielen Besuchern pro Tag nicht immer alles problemlos laufe, erkläre sich von selbst, fügt er noch hinzu.
Dann wandert sein Blick auf die Wetterprognose für den Tag. „Wenn ein besonders sommerlicher Tag angekündigt wird, können wir so noch bei der Personalstärke reagieren, also einen zusätzlichen Mitarbeiter für die Beckenaufsicht anfragen oder eine weitere Kasse öffnen.“
Vorbereitungen in Brühler Freibad laufen routiniert
Inzwischen sind die weiteren Mitglieder des Bäderteams für diesen Tag zum Dienst eingetroffen. Routiniert weiß jeder, was zu tun ist. Alle Handgriffe sitzen auch ohne große Absprache. Während die einen die Liegen ausrichten und die Sonnenschirme aufspannen, werden die Bereiche rund um die Becken mit Wasser gereinigt. Auch die sogenannten Durchschreitebecken, die die Schnittstelle zwischen Liegewiese und Beckenbereich bilden, werden für ihren Hygieneeinsatz gereinigt.
In den Becken wird nun der Saug-roboter, der die ganze Nacht über automatisch im Schwimmerbecken seinen Dienst versehen hat, ins Nichtschwimmerbecken umgesetzt. Das kleine Planschbecken für die jüngsten Besucher wird von Hand gereinigt, erklärt Berndt die Aktivitäten.
Ein Mitarbeiter begibt sich derweil zur Kontrolle der Technik und der Wasserqualität in ein außerhalb des Besucherbereichs gelegenes Gebäude. Dort findet die Wasseraufbereitung statt.
Handarbeit trotz Automatisierung im Brühler Freibad
Von Hand werden Wasserproben auf verschiedene Parameter hin untersucht. Stimmen die Werte? Muss nachjustiert werden? Stimmt die Temperatur des Wassers? Ein Blick geht auch auf die Anzeigetafeln mit den Verbrauchswerten, je nach Besucherzahl des Vortages muss in der Nacht Frischwasser in den Kreislauf zugeführt werden. „Es läuft zwar fast alles vollautomatisch, aber wir müssen dennoch kontrollieren, um umfassende Sicherheit zu bieten“, erklärt Berndt. Dann geht es zur langen Reihe der gewaltigen Filteranlagen. Durch mehrere große Behälter – sie sind rund vier Meter hoch und haben einen Durchmesser von gut zwei Metern – wird das Wasser des Freibades regelmäßig durchgeleitet. Um sie funktionstüchtig zu halten, werden sie noch einmal richtig gespült.
Inzwischen ist es 8.30 Uhr. Die Chlorgasanlage, die dafür sorgt, dass das Wasser keimfrei bleibt, wird in einem gesonderten Raum überprüft – die jeweiligen Fachangestellten für Bäderbetriebe, die diese Arbeit erledigen, müssen wegen des Umgangs mit dem gefährlichen Stoff erfolgreich eine Zusatzqualifikation absolviert haben.
Auf dem Areal des Freibades werden zu dieser Zeit die letzten Checks vorgenommen. Ist die Wasserrutsche ohne Schaden und funktionstüchtig? Stimmt auf dem Spielplatz alles oder ist eventuell etwas kaputtgegangen, das nun eine Gefahrenquelle für die Kinder darstellt? Immerhin werden beide Bereiche tagtäglich hohen Belastungen ausgesetzt. Bei diesem Rundgang ist – wie in den meisten Fällen – alles in Ordnung.
All diese Kontrollen der Technik und der Angebote werden den Tag über immer wiederholt – „wir wollen ja schließlich, dass alles problemlos läuft“, erklärt der Bäderchef im Gespräch.
„Jetzt müssen wir uns schon beeilen“, sagt Berndt und weist mit dem Daumen hinter sich in den Eingangsbereich. Dort haben sich schon zwei Warteschlangen mit erwartungsfrohen Besuchern gebildet. „Alle wollen um Punkt 9 Uhr ins Freibad gelassen werden.“ Immerhin geht es um nichts Geringeres als das Reservieren von Sonnenliegen oder Lieblingsplätzen auf dem liebevoll gepflegten Areal – da mähen die Mitarbeiter des Bäderteams übrigens selbst, wenn es ihre Zeit zulässt, auch die Büsche werden von ihnen zurückgeschnitten.
„Gleich ist es so weit.“ Vor dem Tor wird bemerkt, dass sich etwas tut. Kühlboxen mit teilweise gewaltigen Ausmaßen werden in die Hand genommen, Bollerwagen für den Weg zu den begehrtesten Plätzen vorbereitet, bunte Schwimmtiere und kleine Zelte unter den Arm geklemmt.
„Wenn die Tore aufgehen, ist unsere Hauptaufgabe erst einmal zu orchestrieren, also dafür zu sorgen, dass alle Besucher bei diesem ganz besonderen morgendlichen Andrang problemlos durch die Pforten und Drehkreuze aufs Gelände kommen – ohne Tohuwabohu.“ Und das scheint bei den vielen mitgebrachten Freizeitutensilien durchaus wichtig. Nach dem Eingangsbereich beginnt für manche Besucher ein Sprint zu den Liegen, um dort per Badehandtüchern ein Hoheitszeichen zu setzen.
Anlage in Brühl genießt guten Ruf
„In den ersten ein bis zwei Stunden kommen bereits 600 bis 800 Besucher ins Bad“, erklärt Rita Isler vom Bäderteam im Kassenbereich. Während der Sommerferien sind sehr viele Familien dabei, die dann den ganzen Tag in der beliebten Freizeiteinrichtung verbringen wollen.
Immerhin hat das Brühler Freibad einen guten Ruf. In einer Auswertung der Onlinebewertungen von Bädern der gesamten Republik wurde festgestellt, dass Brühl in der Kurpfalz mit seiner Anlage führend ist.
Zeitgleich mit dem Aufbau der privaten Domizile für die nächsten Stunden beginnt für die Mitarbeiter des Bades der Aufsichtsdienst an den Becken, denn schon sind die ersten Besucher zum Schwimmen ins Wasser gestiegen. Aber die Verkehrssicherungspflicht und damit die Aufsicht durch die kommunalen Mitarbeiten beginnt schon früher: beim Betreten des Bades.
Und schon kommt der Aufsicht am Becken der Satz über die Lippen, den sie heute am häufigsten sagen wird: „Nicht von der Seite in die Becken springen!“ Der falle an einem normalen Tag sicherlich hundertmal, sagt Mark Herbel vom Bäderteam und lacht. Berndt fügt noch einen zweiten Klassiker hinzu: „Die Kinder dürfen nicht ins Schwimmerbecken, wenn sie noch Schwimmflügel tragen.“
Eltern passen zumeist gut auf Kinder auf
Apropos Kinder: Bundesweit wird derzeit über Eltern geklagt, die ihre Kinder im Freibad unbeobachtet lassen, weil sie lieber mit dem Handy spielen. „Das ist hier in Brühl eher kein Problem“, sagt der Bäderchef, „wir haben hier ein sehr vernünftiges Publikum“. Bei den Kontrollgängen rund um die Becken, auch im Planschbereich, werde nur ganz selten ein unbeaufsichtigtes Kind festgestellt, lobt er.
Ganz besonders aufpassen müssen die Aufsichtspersonen beim Nichtschwimmerbecken, in dem Kinder, die noch nicht so sicher im Wasser sind, und Jugendliche durch das Nass toben. Da müsse man extrem genau hinschauen, denn ertrinkende Kinder schreien nicht um Hilfe, sie gehen fast immer leise unter. In dieser Saison musste noch keine gefährdete Person aus dem Wasser gezogen und womöglich wiederbelebt werden, bilanziert Berndt. Aber die Gefahr ist allgegenwärtig. Entsprechend ist beim Bäderteam am Beckenrand der Blick immer auf die Wasserfläche gerichtet – auch beim freundlichen Plausch mit den Badegästen.
Eine solche Reanimation, insbesondere bei Kleinkindern, sei ein furchtbares Szenario, weiß Berndt zu berichten. Aber auch ansonsten sind gute Erste-Hilfe-Kenntnisse Grundvoraussetzungen für die Mitarbeiter. Da müssen kleinere Blessuren versorgt werden, Insektenstiche, aber auch schon mal Knochenbrüche erstversorgt werden bis der Rettungswagen kommt.
Mittagszeit. Jetzt bewegen sich viele Besucher in eine Richtung – hin zum Kiosk. „Für viele gehört die Pommes einfach zum Freibadbesuch dazu – das ist Kult“, weiß Berndt zu berichten. Und er fügt hinzu: „Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland, das habe ich auch schon in Frankreich und den Niederlanden beobachtet.“
Das Bäderteam führt derweil die mittägliche Routineüberprüfung der Technik und der Wasserqualität durch. Übrigens sind nicht die Besucher die Hauptursache für die Wasserbelastung, sondern die Sonne, die für stetiges Algenwachstum sorgt. An besonders heißen Tagen mit vielen Besuchern muss die Filteranlage dennoch schon mal zwischengespült werden, „aber insgesamt haben wir eine sehr gute Technik, die ihrer Aufgabe problemlos gerecht wird“, betont Berndt nicht ohne Stolz.
Es ist Schichtwechsel, noch ein kurzes Übergabegespräch, dann übernehmen neue Mitarbeiter die Aufsicht rund um die Becken und die Liegewiese. „Insgesamt kommen bei den Rundgängen pro Schicht schnell mal 15 Kilometer zusammen“, sagt Berndt. Jetzt beginnt der Dienst für Pia Honsel, die 29-jährige Frau hat im Brühler Freibad ihre Ausbildung begonnen und ist seit vergangenem Jahr als Fachangestellte für Bäderbetrieb in den Dienst übernommen worden.
Das Miteinander fest im Blick innerhalb des Freibad-Teams
Es ist nun zwischen 14 und 15 Uhr – die Zeit, in der immer mehr Familien zu den bisherigen Badbesuchern hinzukommen, die meisten frühen Schwimmer, die Bahnen ziehen wollen, sind dann schon wieder weg. Damit beginnt die Zeit der Hochauslastung – an nicht wenigen Tagen eine Zeit des extremen Stresses fürs Personal. Sind die Besucherzahlen zu hoch, dann müssen auch mal zeitweise der Sprungbereich oder die Wasserrutsche gesperrt werden, weil der Betrieb in den Becken die volle Konzentration der Aufsichtführenden fordert.
Doch auch dann bleibt das Bäderteam stets freundlich, aber bestimmt, wenn sie das Miteinander der vielen Besucher koordinieren.
Zum Glück müsse sich sein Team nicht häufig mit Streitigkeiten zwischen Gästen oder sogar Handgreiflichkeiten und Kriminalität beschäftigen. Aber natürlich gibt es immer mal wieder Zwischenfälle, die dann schnell geregelt werden wollen. „Bei bereits über 50 000 Besuchern in dieser Saison gibt es immer einzelne, die sich nicht an die Regeln halten wollen – dann müssen wir uns durchsetzen“, sagt Honsel. Im Extremfall wird die Polizei hinzugerufen.
Aber zum Glück sei das selten der Fall, viel häufiger sei der nette Kontakt zu den Besuchern, freut sich die sympathische junge Frau, der ihr Beruf erkennbar Spaß macht.
Arbeit nicht nur am Schwimmbecken, sondern auch im Büro
Und so kommt Bäderleiter Berndt auch dazu, zwischendurch seine Büroarbeit zu erledigen. Neben der Materialverwaltung sind das die Beschäftigungen mit kleineren Reparaturen, die hin und wieder anfallen. Und während draußen die Besucher die Sommerfreuden genießen, denkt der Bäderchef schon an die Wintersaison: Die Vorbereitungen für den Einsatz des Hallenbades sind zu treffen. Regelmäßig geht das Bäderteam auch da nach dem Rechten sehen, denn dort läuft die Technik weiter, wenn auch im reduzierten Sommerbetrieb.
Später Nachmittag. Jetzt kommen die Spätschwimmer, die zumeist nach ihrem Arbeitstag noch einige Bahnen ziehen wollen. Für sie gibt es speziell abgetrennte Bereiche im Schwimmerbecken, die von den „Planschgästen“ frei gehalten werden wollen.
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Um 20 Uhr schließt das Bad. In der halben Stunde davor wird bereits aufgeräumt und die Reinigung für den nächsten Tag vorbereitet. Wenn der letzte Badegast gegangen ist, arbeiten die Mitarbeiter des Bäderteams noch weiter, setzen die Saugroboter ein, räumen Müll beiseite und beseitigen die Rückstände des abgelaufenen Tages.
Macht der Beruf Spaß? Berndt antwortet sofort: „Ja! Nur wenn man das Gefühl hat, dass unser Engagement nicht richtig wertgeschätzt wird, dann geht auch unsere Stimmung nach unten.“
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