Gemeindegeschichte

Für den Adel gebaut: Die Fasanerie in Brühl

Brühl durfte einst auch ein Schlösschen sein eigen nennen – die Fasanerie. Allerdings finden sich Reste der schmucken Anlage nirgendwo mehr im Ortsbild.  

Von 
Ralf Strauch
Lesedauer: 
Die große Karte der Kurpfalz von 1776 weist zwischen Brühl und Rohrhof die neuere Fasanerie zwischen Brühl und Rohrhof, die von Kurfürst Carl-Theodor in Auftrag gegeben worden ist. © sz-Repro

Brühl. Die Fasanerie ist den meisten Einwohnern heute vor allem im Zusammenhang mit der endlich gestarteten Dammsanierung ein Begriff. Das dort einst ein höfischer Lichtstrahl in Form eines kleinen Lustschlosses die Gemeinde getroffen hat, davon zeugt heute nur noch ein Straßenname. 1766 gab Kurfürst Carl Theodor den Auftrag, das Gebäude und dessen Gartenanlagen für seinen Neffen und damals vermuteten Erben der Kurpfalz, Prinz Karl III. August aus Zweibrücken, zu errichten. Der 20-jährige Mann führte ein ausschweifendes Leben mit allerlei ausschweifenden Lustbarkeiten – um diese zu finanzieren, ließ Carl Theodor sogar eine spezielle Karlssteuer einführen.

Doch Carl Theodor wollte Karl August auch noch ein ganz besonderes Geschenk machen. Er sollte ein kleines Lustschlösschen in unmittelbarer Nähe der kurfürstlichen Sommerresidenz in Schwetzingen bekommen.

Eine kleine, aber feine Fasanerie zum Plaisir des Herzogs in Brühl

Da fiel das Auge „Seyner aller gnädigsten Durchtlaucht“ auf das Fleckchen Erde an der Stelle, an der die Brühler, die Rohrhofer und die Schwetzinger Gemarkung aufeinandertrafen. Dort, wo rund 250 Jahre später der Damm von der Rohrhofer Straße abzweigt, sollte eine kleine, aber feine Fasanerie „zur Plaisier des Herrn Herzogen Karl von Palzzweybrücken Vermög Höchster Entschließung vom 3. Juli 1766 errichtet’’’werden.

Vielleicht hatte er Brühl als Standort ausgewählt, weil es dort schon einmal einen Fasaneriegarten gegeben hatte, der war allerdings im Osten des Dorfes errichtet worden. Das geht auf eine Urkunde von 1684 zurück. „Kurfürstin Wilhelmine Ernestine hatte das Schloss in Schwetzingen als lebenslanges Lehen erhalten und begann sogleich auch mit dem Neubau der Fasanerie“, weiß Historiker Wolfgang Schröck-Schmidt zu berichten, „sie empfand es wohl standesgemäß der Zeit ein kleines Landhaus weit ab der Residenz zu besitzen“. Ihr Ehemann Kurfürst Karl II., der Bruder der berühmten Liselotte von der Pfalz, ließ für diesen Bau von der Rechenkammer 1200 Gulden bereitstellen. Das Haus scheint repräsentativ gewesen sein, in der einzigen erhalten Darstellung ist ein zweigeschossiges, rechteckiges Gebäude mit Walmdach, umzäunt von einer großen Mauer, zu erkennen.

Samson Schmalkalder zeigt 1690 das Schloss in Ruinen und den alten Fasaneriegarten (oben) jenseits des Leimbachs. © repro-sz

Lang dauerte die Freude an dem neuen Domizil allerdings nicht. Mit der Zerstörung im Pfälzischen-Orléanschen Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697 wurde nicht nur die Schlösser der gesamten Region zerstört – die Fasanerie in Brühl war wohl auch betroffen. Der neue Kurfürst Johann Wilhelm, der seit 1690 an der Macht ist, bittet seinen Architekten Petrini dann 1698 „das verfallene Fasanenhaus (…) in nothwendigen reparation stand zu stellen“. Im April des gleichen Jahres wird vom Keller Mayer zu Wersau ein Inventarium erstellt „über dem in dem neu reparirten fasanenhaus zu Schwetzingen gefundenes herrschaftl. Mobilirs“.

Zwischenzeitlich wurde die Brühler Fasanerie zur Falknerei umgewandelt

Nach Abschluss der Arbeiten kann dann auch Kurfürst Johann Wilhelm hier residieren. Er kommt zur Inspektion der Zerstörungen am Schloss Schwetzingen am 9. Oktober 1790 und übernachtet in der Fasanerie. Doch in der Folgezeit zerfällt das zwischenzeitlich in eine Falknerei umgewandelte Haus zusehens.

Carl Theodor muss also einen Neubau angehen, will er seinem Neffen eine Fasanerie bieten. Solche Anlagen waren im Rokoko die neueste Mode der höfischen Lustbarkeiten. Im Vordergrund stand bei einer Fasanerie der optische Reiz der bunt gefiederten Tiere.

Mehr zum Thema

Fasanerie

Dammsanierung im Bereich des Brühler Quartiers "Fasanerie" wird konkreter

Veröffentlicht
Von
Stefan Kern
Mehr erfahren
Rückblick

Das Jahr 2023 in Brühl: Nachhaltigkeit, Bauvorhaben, Dämme

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Fasanerie

Sanierung des Brühler Fasaneriedamms steht in den Startlöchern

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

So dienten die repräsentativen Anlagen dem Hofstaat vor allem dazu, zu Lustwandeln und sich an den frei herumlaufenden oder in Volieren sitzenden Vögeln zu erfreuen. Seltene Hühnerarten, Fasane, Pfauen und sogar Papageien sollten in der Anlage gehalten werden. Auch die Architektur der Gebäude und die Anlage des Gartenbereichs sollten einen exotischen Gesamtcharakter besitzen, sodass man sich auf den Gesellschaften ins ferne China fühlte.

Als China noch der Inbegriff des sorglosen Lebens war

Das Reich der Mitte galt im 18. Jahrhundert als Inbegriff des sorglosen Lebens, wie man es auch bei den Lustbarkeiten am Hofe zu genießen pflegte. Die Anlage sollte wie ein belebtes Gemälde verschiedenste Szenerien bieten. Die kostspielige Fasanerie an der Ortsgrenze von Brühl und Rohrhof war da wahrhaft fürstliches Geschenk für den verwöhnten Spross aus dem Zweibrückener Haus.

Doch bis es soweit sein sollte, galt es noch einige Planungshürden zu überwinden. Der benötigte Baugrund in allen drei Orten wurden kurzerhand enteignet und die Eigentümer erhielten – allerdings teilweise erst nach vielen Jahrzehnten – eine Entschädigung.

Die Baukosten allein für die Entwässerung des Areals und dessen Einfassung beliefen sich auf 21 788 Gulden und 31 Kreuzer. Zum Vergleich: Ein Arbeiter verdiente damals rund einen Gulden im Monat. 1768 waren die Arbeiten zur Errichtung der Fasanerie abgeschlossen. Brühl hatte sein eigenes kleines Schlösschen. Zur Einweihungsfeierlichkeiten erstrahlte es im hellsten und prunkvollsten Glanz.

Der Fasan gab dem Schlösschen zwar den Namen, doch es wurden auch allerlei andere exotische Tiere dort gehalten. © picture alliance / Mohssen Assan

Zwar gibt es kein Gemälde und auch keine genauen Bauskizzen von dem Gebäude mehr, doch aus Berichten und Fragmenten ergibt sich ein Bild. Im Mittelpunkt der Anlage stand das Hauptgebäude mit seinen erhöhten Pavillons an den beiden Enden. Der Außenbereich der Fasanerie wurde, dem damaligen Geschmack der Gartenbaukunst entsprechend, durch Kanäle und Weiher gegliedert, in denen sich die bunt gefiederten Wasservögel tummeln konnten.

Die Anlage in Brühl diente nicht all zu lange dem höfischen Zweck

Doch die Anlage sollte nicht lange diesem höfischen Zweck dienen. Schon 1792, in den Koalitionskriegen, wurden Soldaten dort einquartiert. „Die allda Befindliche gebäuden wurden von denen allda von Zeit zu Zeit sich aufgehaltenen Kriegs-Söldnern äußerst beschädigt“, so ein Zeitzeuge.

1793 brannten große Bereiche der bis dahin noch verbliebenen Gebäudeteile in den Kriegswirren ab. 1840 wurden die letzten Mauern des immer mehr zerfallenden Gebäudes dem Erdboden gleichgemacht. Die Fasanerie war nun endgültig Vergangenheit.

Viele Menschen bedauern heute, dass es dieses Schmuckstück aus der Zeit des Rokoko nicht mehr gibt – es wäre sicherlich ein echter Hingucker und ein Zeugnis einer spannenden Geschichte.

Redaktion

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke