Hochwasser

Hochwasser in Brühl: Bis zu 25 Zentimeter könnten noch obendrauf kommen

Von 
Ralf Strauch
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Bis zum Scheitelpunkt könnten - je nach Prognose – noch einmal im schlimmsten Fall bis zu 25 Zentimeter obendrauf kommen. © Ralf Strauch

Brühl. Es ist das Warten auf die große Welle, die in den Mittagsstunden des Sonntags erwartet wird. Bereits Samstagvormittag hatte das Hochwasser in den Wiesen bei Brühl einen Stand erreicht, der dem der Frühjahrsflut entspricht. In den Mittagsstunden wurden die Werte vom Februar übersprungen, wie der Brühler Feuerwehrkommandant Marco Krupp gegenüber unserer Zeitung erklärt. Bis zum Scheitelpunkt könnten - je nach Prognose – noch einmal im schlimmsten Fall bis zu 25 Zentimeter obendrauf kommen. Am Pegel Maxau ist der Wasserstand am Samstag noch leicht steigend bis gleichbleibend, der Scheitelwert dort wird in der Nacht zu Sonntag in der Größenordnung eines zehnjährlichen Ereignisses erwartet. Knapp einen Tag später werden diese Werte auch in Brühl festzustellen sein. Doch werde die Flut nicht derart ansteigen wie vor acht Jahren – das war noch vor wenigen Tagen befürchtet worden.

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Hochwasser-Kontrollfahrt am Rhein mit der Brühler Feuerwehr

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Geändert bei den Prognosen der Experten hat sich auch die Dauer, die der Rhein Maximalwerte zeigt. Denn im ähnlichen Tempo, wie der Rhein zum Scheitelpunkt ansteigt, soll er auch wieder absinken. Die ursprünglich befürchtete langandauernde Flut scheint vom Tisch, meinen die Experten der Hochwasservorhersagezentrale des Landes Baden-Württemberg am Samstagmittag. Doch bei der Mannheimer Messstelle zeigt sich in einer 48-Stunden-Prognose, dass auch am Montag der Pegel wohl 10 Zentimeter höher als an diesem Samstag liegen wird. Das bedeutet, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, dass das Überwinden des Scheitelpunktes nicht heißt, dass das Hochwasser vorbei sei. „Das wird uns schon noch mindestens in der kommenden Woche begleiten“, sagt er.

Fluten unter Kontrolle

Bei einer Kontrollfahrt der Feuerwehr mit Bürgermeister und der Spitze von Ordnungsamt, Bauhof und der Polizei war am frühen Samstagmorgen festgestellt worden, dass den Fluten zum Trotz die Situation unter Kontrolle sei. Die Hebewerke würden ihre Arbeit gut verrichten, sodass im Ort der Wasserdruck um Untergrund reduziert werde, hieß es nach der Kontrolle. Und auch ansonsten seien Behörden und Anwohner durch das langsame Ansteigen der Werte über Tage gut vorbereitet. Bei den Schützen der Sportgemeinde am Weidweg wurden schon Mitte der Woche alle Mitglieder der im Januar 2021 gegründeten Gruppe „Task-Force 21“ vom vereinseigenen Hochwasserschutz-Beauftragten Hermann Hemmerich generalstabsmäßig in die Alarmbereitschaft Stufe II versetzt. Die Aufgabe der Helfergruppe bestand zunächst darin, weit mehr als 100 Sandsäcke mit dem auf dem Kompostlager der Gemeinde Brühl gelagerten feinen Kies zu verfüllen und mit Unterstützung der Gemeindemitarbeiter diese auf das Gelände der zu bringen. Außerdem laufen dort mit technischer Unterstützung der Feuerwehr die Pumpen um in den Sickerschächten das Druckwasser aufzufangen und abzutransportieren.

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Auch beim Countryclub „Buffalo’s“ und beim Reitverein hat man die Pegelstände genau im Blick. Inzwischen hat das Wasser nach und nach auch die Kollerstraße überwunden und die ersten Parkplätze bei der früheren Gaststätte „Entenjakob“ geflutet, ebenso den Weg bei der Grillhütte Richtung Ketsch. „Da ist kein Durchkommen mehr“, sagt Krupp. Wassermassen stehen auch auf den Riedwiesen und den Schwetzinger Wiesen – der Sommerdamm ist vom Rhein überwunden (wir berichteten). Bei der früheren Halfpipe steht das Wasser am Samstag bereits am Zaun und knabbert an der Asphaltdecke des Streethockeyplatzes.

Und dennoch heißt es seitens des Krisenstabes der Gemeinde, dass die Häuser in Brühl nicht gefährdet seien. Gleichwohl, so sei zu beobachten, hätten sich viele der direkten Nachbarn der Wiesen vorsichtshalber auf das Rheinhochwasser vorbereitet.

Katastrophentourismus bleibt Dauerthema

Ein Dauerthema bleibt der Katastrophentourismus. Nur der permanente Einsatz der Beamten des Ordnungsdienstes verhindert, dass sich Schaulustige an den Absperrungen vorbeizwängen, um ins Hochwassergebiet vorzudringen. Das ist nicht nur für sie gefährlich, sondern auch für die dort lebende Tierwelt. Auch viele Wildtiere dürften von den Fluten nicht verschont geblieben sein, befürchtet der Tierschutzbund – insbesondere, da es aktuell auch viele Jungtiere gibt, die sich nicht oder nicht schnell genug in Sicherheit bringen können. Betroffen sind neben Kleintieren wie Kaninchen, Hasen und Jungvögeln auch größere Arten wie Rehe. Spaziergänger und Hundebesitzer sollten sich vom Wasser und den abgesperrten Dammwegen fernhalten, weil die Versteckmöglichkeiten dort für die Wildtiere kleiner geworden oder gar nicht mehr existieren. Das kann dazu führen, dass Rehe oder andere Wildtiere panisch ins Wasser flüchten und je nach Strömung und Umgebung letztlich ertrinken, obwohl sie eigentlich gut schwimmen können. Wegen panisch fliehender Tiere wurde auch die Geschwindigkeit auf der Rohrhofer Straße auf Tempo 30 reduziert, denn bereits jetzt wurden Rehe beobachtet, die von uneinsichtigen Menschen aufgescheucht in Richtung Ort flüchteten. Das kann zu folgenschweren Unfällen führen. Des halb wird vom Rathaus dringlich auf die Einhaltung der Vorgaben hingewiesen.

Redaktion

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