Schifffahrt

Hochwasser setzt Kollerfähre in Brühl zu

Die Zwischenbilanz des Betreibers der Kollerfähre, Tolga Mustroph, fällt dürftig aus: kaputte Strände, schlechtes Wetter und Hochwasser führten zu einem Besucherrückgang im Vergleich zum Vorjahr.

Von 
Noah Eschwey
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Die Kollerfähre auf ihrem Weg über den Rhein. In diesem Jahr hat die Auslastung noch Luft nach oben. © Brückl

Brühl. Kaputte Strände, bescheidenes Wetter und dann auch noch die ganzen Schnaken – für Tolga Mustroph, den Betreiber der Kollerfähre in Brühl, ist der Sommer 2024 kein einfacher. Und das spiegelt sich auch in den nackten Zahlen wider: Im Vergleich zum Vorjahr musste das Team um die Kollerfähre einen Besucherrückgang von über 27 Prozent hinnehmen.

Die Sommerferien haben begonnen, das Wetter spielt mit und die Besucher stürmen den Strand. Würde es immer so laufen, wie in der ersten Ferienwoche, dann könnten sich Tolga Mustroph und sein Team glücklich schätzen. Zumindest für den ersten Teil der diesjährigen Sommersaison berichtet der Geschäftsmann allerdings gegenteiliges: „Im vergangenen Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon 22 000 Besucher. In dieser Saison sind es ungefähr 16 000.“

Bisher rund 16 000 Fahrgäste auf Kollerfähre in Brühl

Bei einer Gesamtauslastung von 35 000 Passagieren, die 2023 die Kollerfähre betraten, könne sich jeder selbst überlegen, was das bedeute, meint Mustroph. Umgerechnet wird noch klarer, womit sich das Team der Kollerfähre konfrontiert sieht: Zum jetzigen Zeitpunkt sind im vergangenen Jahr schon 60 Prozent der Passagiere mit der Fähre gefahren. Dass sich die Zahlen also in dieser Saison noch erholen, damit rechnet Betreiber Tolga Mustroph nicht.

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„Das Wetter war bisher auch nicht so gut wie in den vergangenen Jahren“, begründet der Geschäftsführer. Das sei bei Weitem aber nicht der einzige Grund, weswegen die Kollerfähre weniger Passagiere anziehe: „Der größte Faktor ist sicherlich das Hochwasser gewesen.“

Am Sonntagmittag, 2. Juni, musste die Kollerfähre den Betrieb auf unbestimmte Zeit vollständig einstellen (wir berichteten). Erst zehn Tage später, am Mittwoch, 12. Juni, konnte die Fähre wieder planmäßig in See stechen. Dass das relativ schnell ging, ist der unkomplizierten Hilfe der Behörde zu verdanken: Die Landesstraße L 630, also der Weidweg und die Kollerstraße konnten nach intensiver Reinigung von der zuständigen Straßenverkehrsbehörde schon am vorangegangenen Wochenende freigegeben werden.

Die Brühler Strände zeigen deutliche Hochwasser-Schäden

Was die Straßenverkehrsbehörde allerdings nicht fixen konnte, weiß Mustroph: „Die Strände sind natürlich kaputt seit dem Hochwasser. Und die Schnaken lieben das Klima jetzt noch mehr.“ Unter anderem deswegen, glaubt der Geschäftsführer, seien weniger Badegäste vor Ort. „Das heißt, ein großer Teil des Tagesgeschäfts fällt weg.“

Doch Tolga Mustroph lässt sich nicht verunsichern: „Hoch- und Niedrigwasser gehört eben einfach zur Schifffahrt dazu, damit müssen wir leben.“ Zwar sei die finanzielle Situation nun angespannter, er wolle aber nicht klagen: „Mit unvorhergesehenen Einschränkungen müssen wir kalkulieren.“

Tolga Mustroph und sein Team sind mit dem bisherigen Verlauf der Saison wetterbedingt nicht zufrieden. © Strauch

Unvorhergesehene Einschränkungen gab es in dieser Saison aber auch schon ein zweites Mal: „Wegen eines Kabelbruchs mussten wir zwei Tage schließen. Die hintere Klappe ließ sich nicht schließen.“ Um die defekte Klappe auf den Kabelbruch zurückzuführen, habe der Elektriker eine ganze Weile suchen müssen. Zwar achte das Team streng darauf, kleine Reparaturen in der Wintersaison vorzunehmen, immer sei das aber nicht möglich: „Wenn halt die Klappe nicht aufgeht, kann die Fähre nicht fahren.“ Aber auch hier bleibt Mustroph entspannt: „Sowas kann halt immer mal passieren.“

Kein Fachkräftemangel auf Kollerfähre in Brühl

Zumindest von einem allgegenwärtigen Problem sieht sich der Kollerfähren-Chef nicht betroffen: „Mit dem Personal gibt es keine Probleme.“ So würden nach wie vor die gleichen drei Personen die Stellung halten. „Und zur Not komme ich dazu. Aber verlängerte Arbeitszeiten oder so muss bei uns keiner hinnehmen“, sagt der Vorgesetzte stolz.

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Noah Eschwey
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Tatsächlich kann Tolga Mustroph auch eine positive Nachricht verkünden: „Trotz der schwierigen Saison werden wir die Preise nicht erhöhen.“ Die Einnahmen würden weiterhin reichen, um die Winterreparaturen an der Fähre vorzunehmen und das Personal zu bezahlen. „Nur das, was hängen bleibt, weswegen wir natürlich überhaupt die Fähre betreiben, ist nun etwas weniger. Aber auch das reicht“, entwarnt der Chef.

Hauptgrund, weswegen sich das Team für die gleichbleibenden Preise entschied, sei die aktuelle wirtschaftliche Lage im Bund: „Wir wollen ja, dass die Besucher weiterhin zu uns kommen, obwohl alles um sie herum teurer wird.“ Schon seit über drei Jahren hält das Unternehmen die Preise auf stetig gleichem Niveau – zum Trotze der Inflation, Naturkatastrophen und allen weiteren Widerständen.

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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