Brühl. Der Hessische Rundfunk bezeichnet den Buchautor Horst Eckert als den „Großmeister des Politthrillers“. Mit seinem neuen Buch „Die Macht der Wölfe“ kommt Eckert am Dienstag, 6. Juni, nach Brühl. Die sicherlich spannende Lesung findet ab 19.30 Uhr in der Gemeindebücherei statt.
Wir sprachen im Vorfeld mit ihm über seine Arbeit, seine Bücher und darüber, ob die Kurpfalz auch einmal zum Schauplatz seiner literarischen Verbrechen werden könnte.
Informationen zu Horst Eckert
- Horst Eckert wurde im Mai 1959 in Weiden in der Oberpfalz geboren.
- Er ist ein deutscher Autor von Kriminalromanen beziehungsweise Thrillern.
- Eckert studierte Politische Wissenschaften in Erlangen und Berlin.
- Er war in Köln und Düsseldorf als Fernsehjournalist unter anderem für den WDR, VOX und das RTL-Nachtjournal tätig.
- 1995 erschien sein erster Kriminalroman „Annas Erbe“.
- Eckert lebt seit 1987 als freier Autor in Düsseldorf, wo auch die meisten seiner Krimis spielen.
- Für „Aufgeputscht“ erhielt er 1998 den Marlowe-Preis, für „Die Zwillingsfalle“ 2001 den Friedrich-Glauser-Preis der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur“. Für „Das Syndikat“ und für „Schwarzer Schwan“ bekam er den Publikumspreis Krimi-Blitz. Für den Thriller „Wolfsspinne“ wurde Eckert 2017 mit der Herzogenra-ther Handschelle ausgezeichnet, für „Im Namen der Lüge“ wurde er mit der „Silbernen Lupe“ des Crime Cologne Festivals geehrt.
- Der Thriller, den Eckert in Brühl vorstellen möchte „Die Macht der Wölfe“ hat 480 Seiten und ist im Heyne-Verlag unter der ISBN 978-3-453-44175-0 erschienen. Es kostet 15 Euro.
Worum geht es im Buch „Die Macht der Wölfe“, das Sie in Brühl vorstellen möchten?
Horst Eckert: Inhaltlich wird in dem Buch die Bundeskanzlerin von einem Staatssekretär erpresst, der seine eigene politische Agenda betreiben will. Es gibt einen Mordfall in Düsseldorf – auf der Baustelle für die neue Oper werden Leichenteile gefunden. Und ein Journalist wird vom Besitzer des Senders, für den er arbeitet, gefragt, ob er nicht in die Politik einsteigen will. Das sind die drei inhaltlichen Handlungsstränge, die das Ganze ans Laufen bringen und am Ende zusammenfinden.
Wohin führt das?
Eckert: Ich habe mir überlegt, diesmal einen Roman zu schreiben, der untersucht und für Deutschland durchspielt, wie eine rechtspopulistische Bewegung plötzlich durch die Macht der Medien und des Geldes zu politischem Einfluss kommen könnte.
Wie weit ist das Fiktion?
Eckert: Wir sehen in vielen anderen Ländern, dass so etwas schon geschieht. In den USA ist die Medienlandschaft ja schon extrem gespalten und die Menschen suchen sich die TV-Sender nur noch danach aus, wie sie selbst politisch eingestellt sind. Und wie wir inzwischen wissen, macht beispielsweise Fox News mit Fake News, also Falschnachrichten, selbst Politik – wegen der falschen Berichterstattung zu angeblichen Wahlmanipulationen mussten sie jetzt erst eine dreistellige Millionensumme an den Hersteller von Wahlautomaten zahlen, weil sie dieses Narrativ von Donald Trump zum angeblichen Betrug bei der Stimmauszählung wider besseren Wissens ständig wiederholt haben. Und so eine Situation wollte ich für Deutschland durchspielen. Wie könnte so etwas hier laufen? Deshalb habe ich eine Figur wie den rechtsextremen Politiker, Journalisten und Autor Éric Zemmour in Frankreich als Vorbild für eine meiner Figuren genommen. Allerdings ist mein Protagonist wesentlich gemäßigter, weil ich gedacht habe, das passt besser zur Situation in Deutschland, wie es sich derzeit darstellt. Und somit ist er gemäßigt genug, um – anders als die AfD – auch eine wirkliche Koalitionsalternative für die konservative CDU/CSU sein zu können. Man könnte auch Skandinavien anführen, wo jetzt tatsächlich die Schwedendemokraten mitregieren. Oder Italien, wo die Neofaschisten die Ministerpräsidentin stellen.
Sie bringen in Ihrem Buch aber auch Russland ins Spiel?
Eckert: Ja. Ich hatte gerade das Konzept für das Buch geschrieben, als auf einmal der russische Überfall auf die Ukraine stattfand. Da habe ich diesem Bereich etwas recherchiert – ich wollte eigentlich aus privatem Interesse sehen, wie ein Mann wie Putin tickt, was dort für ein System herrscht. Plötzlich wurde mir klar: Ich muss das unbedingt in meine Geschichte einbauen – ohne des Russland-Aspekt wäre der Roman unvollständig.
Warum das?
Eckert: Russland versucht seit vielen Jahren massiv, im Westen, in allen Ländern, deren Regierungen ihnen zu liberal sind, die illiberalen Strömungen zu stärken. Sei es mit Propaganda oder mit Geld. So wurde die Brexit-Kampagne vom Kreml unterstützt, Marine Le Pen in Frankreich, die FPÖ in Österreich. Diese Einflussnahme ist zwar subtil aber wirksam. Das wollte ich einbauen, dadurch erhielt die Geschichte Größe, wird rund und wahrhaftig.
Wie sieht ihre Recherche aus?
Eckert: Vielfach verlasse ich mich auf die Recherche der Journalisten. Da muss ich nicht alles noch einmal neu untersuchen. Da haben die Kollegen vielfach wunderbar detaillierte Arbeit geleistet, auf die ich dann zurückgreife. So kann ich auf deren Fakten, die teilweise über Jahre zusammengetragen wurden, aufbauen. Aber natürlich recherchiere ich auch andere Dinge selber – beispielsweise Polizeiarbeit, die anders als beim TV-Tatort bei mir der Realität entsprechen sollte. Da spreche ich mit Beamten in Düsseldorf, die mir gern Auskunft geben. Das war mir immer wichtig, diese Polizeiarbeit authentisch und glaubhaft darzustellen.
Wenn Sie so Fiktion und Realität verknüpfen – steht da nicht schnell der Verdacht im Raum, Sie wären ein Verschwörungstheoretiker?
Eckert: (lacht) Ich bin ja Schriftsteller. Das heißt, wenn ich als Schriftsteller arbeite, habe ich im wesentlichen zwei Mittel: Die Sprache und die Vorstellungskraft, also die Fantasie. Schriftsteller erfinden Geschichten und Menschen. Meine Art zu erzählen ist, möglichst realistisch zu sein. Dadurch wird es auch spannender, glaubhafter und interessanter. Denn nichts ist so interessant wie die Wirklichkeit. Aber dabei entstehen offene Fragen, die ich dann mit den Mitteln des Schriftstellers, also meiner Fantasie, beantworte. Als ich beispielsweise den NSU-Roman „Wolfsspinne“ schrieb, stand tatsächlich die Frage im Raum, ob es wirklich ein Doppelselbstmord von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos war. Es gibt Indizien, dass ein Dritter sie erschossen haben könnte. Die sind aber nicht weiter verfolgt worden. Also habe ich mir gedacht: Schreib mal so, als würde es diesen Dritten geben. Daraus habe ich dann den Roman entwickelt – der ist allerdings fiktiv. Das kann man, wenn man will, als Verschwörungstheorie bezeichnen, aber genau die gibt es in der Literatur in vielen guten Büchern – etwa über den Kennedy-Mord, die wunderbar, reizvoll und spannend sind. Das ist, wenn Sie so wollen, eine alternative Realität. Sie kann eventuell bei offenen Fragen sogar stimmen, aber ich gebe sie in meinen Büchern nicht als Realität aus – es ist und bleibt ein Roman, ein Thriller, eine fiktive Erzählung.
Könnten Sie sich vorstellen, dass die Kurpfalz auch einmal einer Ihrer Tatorte wird?
Eckert: Ich freue mich schon sehr auf meinen Besuch in Brühl – wohnen werde ich aber in Schwetzingen. Das ist auch mal eine Reise Wert. Und es gibt ja historische Beziehungen zwischen Düsseldorf und der Kurpfalz – Carl Theodor hat hier in Düsseldorf-Benrath ein Jagdschloss errichten lassen. Allerdings war er wohl niemals dort. Und diese historische Verbindung könnte Thema werden. Manchmal lasse ich mich inspirieren von Örtlichkeiten. Und wenn es dann zur Handlung passt, könnte durch die gemeinsame Geschichte durch die Wittelsbacher die Kurpfalz zum Tatort werden. Schwetzingen, Heidelberg und Mannheim liegen da natürlich näher als jeder andere Ort in Deutschland. Sollte also einmal eine meiner Geschichten auch mal etwas mit Düsseldorfer Historie zu tun haben, dann würde ich die Kurpfalz als Tatort ganz klar einbauen. Aber wann das passieren wird, weiß ich jetzt noch nicht. Sicher aber noch nicht im nächsten Buch. Wahrscheinlich auch nicht im übernächsten – sehen wir mal.
Info: Eintrittskarten für die Lesung Eckerts gibt es für 15 Euro in der Gemeindebücherei unter Telefon 06202/70 29 85.
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