Hungermarsch

Hungermarsch in Brühl: Schritt für Schritt solidarisch

Zum 40. Geburtstag werden durch die Aktion am Ende wohl rund 40.000 Euro an Spendengeldern gesammelt.

Von 
Ralf Strauch
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Im 40. Jahr führte der Hungermarsch die Teilnehmer aus fünf Gemeinden durch die Natur rund um Brühl – auf dem Bild beim „Endspurt“ über die Steinerne Leimbachbrücke. © strauch

Brühl. „Es ist ein rundum gelungenes Fest der Nächstenliebe“, fasst Helmut Mehrer als Urgestein und Organisator des Hungermarsches seine Bewertung dieser Solidaritätsaktion im 40. Jahr ihres Bestehens seine Beobachtungen zusammen. Zum runden Geburtstag hatten die Verantwortlichen, die aus den Gemeinden Schwetzingen, Plankstadt, Oftersheim, Ketsch und Brühl stammen, die Hufeisengemeinde als Austragungsort ausgewählt. „40 Jahre, das ist ein wichtiger biblischer Zeitraum, denn so lange floh das jüdische Volk aus Ägypten ins gelobte Land“, stellt Mehrer fest, um gleich hinzuzufügen, dass die durch den Hungermarsch eingenommenen Spenden aber nicht nur christliche Hilfsaktionen rund um den Globus unterstützten, sondern Menschen aller Religionen.

Dass es zudem ein Fest der Freude für die Teilnehmenden sei, bekräftigte auch der Schwetzinger Manfred Kern (64), der die Zehn-Kilometer-Strecke beim Hungermarsch unter die Wanderschuhe genommen hatte. „Die Tour durch die Rheinauen war Balsam für die Seele – die wunderbare Ruhe der Natur und die vielen tollen Gespräche machen das Helfen so ganz nebenbei zu einem großartigen Erlebnis.“ Besonders beeindruckt hat ihn die große Zahl an Menschen, die sich in Sachen Solidarität engagierten.

Hungermarsch in Brühl: Viel Geld gesammelt

Ein Punkt, der auch Beatrice Heid (60) aus Oftersheim – sie gehörte vor 40 Jahren zu den Gründern des Hungermarsches in der Region – bei der Wanderung faszinierte. Hinzu komme, dass sie unterwegs ganz neue, attraktive Stellen rund um Brühl kennengelernt habe. Die Streckenführung durch die Rheinauen lobte auch der katholische Pfarrer i. R. Walter Sauer (77), der die zehn Kilometer rund um seine frühere Kirchengemeinde bei guten Gesprächen wirklich genossen habe.

Doch im Mittelpunkt steht die Hilfe für Projekte in verschiedenen Bereichen der Welt. So freut sich Andreas Böning (54), Geschäftsführer von „Kinderrechte Afrika“, der zum ersten Mal aktiv mitmarschiert ist, dass seine Hilfsorganisation in den vergangenen 20 Jahren immerhin mehr als 250 000 Euro durch die Hungermarschierer erhalten habe. Sie alle gehörten zu den rund 50 Teilnehmern, die auf der kurzen und der langen Wanderstrecke sowie per Fahrrad Schritt für Schritt der guten Sache gedient haben – die meisten von ihnen sind seit Jahren immer wieder dabei.

Und so fällt bei Mehrers Bilanz auch der Begriff der Treue. Zum einen derjenigen, die diese der Aktion gegenüber bewiesen, zum anderen die Treue zu den Hilfsaktionen, die regelmäßig unterstützt würden und die fest auf die Finanzspritzen hoffen dürften.

Hungermarsch in Brühl: Wohin das Geld geht

Das Engagement der Oftersheimer gilt seit vielen Jahren dem Kampf gegen Aids in Südafrika. Die Ketscher fördern das Kinderheim der Schwestern vom Kostbaren Blut in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Schwetzingen unterstützt mit der Kinderrechtsorganisation „Kira“ in den ländlichen Regionen von Mali den Kampf gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch von Mädchen. Seit 1997 sind Brühl und Dourtenga in Burkina Faso verschwistert – und so wird die Spende dorthin überwiesen. Plankstadt hilft Schulen in Tansania. Die Benediktiner-Abtei in der abgelegenen Mvimwa-Region unterstützt dort Kinder und Jugendliche aus Großfamilien, die durch den Schulbesuch die Chance erhalten, im Leben zu bestehen. Ein Teil des Geldes geht zudem nach Karansebesch in Rumänien.

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Und wie viel Geld ist im 40. Jahr erwandert worden? Bislang rund 19 000 Euro, wobei laut Mehrer die Erfahrung zeige, dass der gleiche Betrag noch einmal in den nächsten Tagen dazu komme. Und mit 40 000 Euro dürfte dann die 1,5-Millionen-Euro-Marke in 40 Jahren geknackt sein.

Eingerahmt wurde der Hungermarsch mit der Aussendung durch die evangelische Pfarrerin Melanie Börnig und den Gottesdienst in der Schutzengelkirche, den der katholische Pfarrer Erwin Bertsch zelebrierte und den „4-Tones“ sowie der katholische Kinderchor gesanglich mitgestalteten.

Zur Kräftigung hatte Vroni Pfister zusammen mit einem zehnköpfigen Team ein köstliches Solidaritätsmahl gekocht, das in der geselligen Atmosphäre des katholischen Pfarrzentrums bei allerlei Gesprächen genossen wurde. „Ein tolles Erlebnis“, schwärmt Mehrer noch einmal.

Redaktion

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