Brühl. Die Kulturarbeit genießt in der Gemeinde Brühl seit vielen Jahrzehnten ein hohes Ansehen – das zeigt sich nicht nur im durch Vereine und die Kommune prall gefüllten Veranstaltungskalender, sondern auch in den sehr beliebten Angeboten der Jugendkunstschule und der Jugendmusikschule. Diese beiden Einrichtungen verzeichnen nach dem Einbruch durch die Corona-Maßnahmen nun wieder eine steigende Tendenz in den Bilanzen, wie der Gemeinderatsausschuss in seiner jüngsten Sitzung bei den Jahresberichten erfuhr.
Michael Angierski von der Jugendmusikschule stellt das umfassende Zahlenwerk für sein Institut vor, demnach habe die Brühler Einrichtung vor der Pandemie noch 194 Schüler unterrichtet – in den Folgejahren sank die Zahl auf 165 und 110, um 2022 wieder auf 122 junge Musiker anzuwachsen. Die Schülerzahlen seien insbesondere im Elementarbereich sowie im Fach Gitarre wieder nach einem Knick – der bei den Zupfinstrumenten war der zusätzlich durch den plötzlichen Tod des früheren Leiters der Jugendmusikschule in Brühl Walter Barbarino bedingt – nun wieder angestiegen. Im März seien in den zweiten Klassen der Grundschulen die Gitarre erfolgreich beworben worden.
Wartezeiten für Klavierstunden
Für das Fach Klavier besteht, laut Jahresbericht, momentan sogar eine Warteliste. Zwei neue Unterrichtsangebote wurden durch die aktuelle Leiterin der Brühler Jugendmusikschule Birgit Drath im Fächerkanon aufgenommen: der Orff-Spielkreis für Kinder der ersten Klassen sowie der Unterricht im Fach Blockflöte. „Allerdings unterliegt das Sachgebiet der Blasinstrumente weiter einem Negativtrend“, stellte Angierski fest – dort gelte es, verstärkt die Werbetrommel zu rühren. Dieser Bereich habe ganz besonders unter den Corona-Beschränkungen gelitten – obwohl er in Brühl eigentlich durch die gute Zusammenarbeit mit der Bläserakademie ein stabiles Standbein gewesen sei. Doch wegen der Hygienevorschriften habe man den Unterricht, bei dem viel Luft in Bewegung gerät, einschränken müssen. Zudem habe man aus den gleichen Gründen und den direkten Mundkontakt mit den Instrumenten lange Zeit keinen Schnupperunterricht als Werbemaßnahme anbieten können. Dies sei nun wieder möglich, weshalb der stellvertretende Leiter der Jugendmusikschule auch bei den Bläsern wieder einen Aufwind prognostizierte. Im September sei in den dritten Klassen beider Grundschulen die Blasinstrumente vorgestellt worden.
„Wir bauen den Bläsernachwuchs auch mit unserem Jugendorchester auf, davon profitiert dann die Bläserakademie, bei der unsere Schüler die Orchesterarbeit kennenlernen“, fasste Angierski die Win-win-Situation der Kooperation zusammen.
Ein Akkordeonunterricht werde auf absehbare Zeit nicht angeboten, obwohl Drath dieses Instrument selber spielt, erfuhr Peter Frank (GLB) auf Nachfrage. Als Grund führte Angierski die insgesamt budgetierte Zahl an Unterrichtsstunden an, „wenn wir ein neues Angebot machen, müssen wir an anderer Stelle Stunden streichen“. Gleiches erfuhr Ulrike Grüning (GLB), als sie nach Unterricht für Streichinstrumente fragte – ein Bereich, der eigentlich ausgebaut werden sollte. In Brühl, so hieß es, gebe es zudem eine Priorisierung der Bläser, „für Brühl ein Aushängeschild“, lobte auch Jochen Ungerer, im Rathaus unter anderem für die Kulturarbeit zuständig.
Und da stand das Thema Kosten im Raum. Die Gemeinde stellt einen entsprechenden Finanzenrahmen zur Verfügung, ein Betrag, der auch 2022 nicht überschritten worden sei, wie der Musikpädagoge unterstrich. 120 000 Euro würden jährlich bereitgestellt, hieß es auf Nachfrage von Frank. Von Claudia Stauffer (FW) auf das Verhältnis zur privaten Musikschule Klangfabrik angesprochen, erklärte Angierski, dass dort keine Konkurrenz, sondern eine ergänzende Zusammenarbeit vorherrsche. Die Leiter der Klangfabrik seien auch zugleich Lehrer an der Jugendmusikschule.
Alle Erfolge spiegelten sich in einer Vielzahl von Auftritten und einzelnen Konzerten wider, schloss Angierski, das Konzert mit den Preisträgern des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ habe allerdings nicht stattfinden können – Corona, was sonst?
Tipp für Konzertliebhaber
Die Jugendmusikschule veranstaltet am Samstag, 22. April, um 16 Uhr in der Festhalle Brühl ihr etwas „anderes“ Jahreskonzert. Zunächst musizieren Kinder und Jugendliche bunt gemixte Musik für Jung und Alt auf unterschiedlichsten Instrumenten und in verschiedenen Besetzungen.
Jedoch ist dies noch nicht alles: Nachdem die jungen Musiker ihre Instrumente „sprechen“ ließen und jeder Hörer sich seinen eigenen Lieblingsklang aussuchen konnte, sind alle musikinteressierten Kinder und Jugendlichen, die noch nicht ihr Instrument gefunden haben, eingeladen, die Vielfalt selbst auszuprobieren. Und nicht nur das: Nach Corona-bedingter Zwangspause ist es nun auch wieder möglich, alle Blasinstrumente wieder eigenhändig, zu erproben. Der Eintritt ist frei.
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