Brühl. Für manche potenziellen Besucher der Straßenkerwe war die zweite Halbzeit der 38. Brühler Straßenkerwe dann wohl doch etwas zu herbstlich. Niedrigere Temperaturen am Sonntagabend und die Regenwolken am Montag verwässerten den Zustrom an Besuchern doch erkennbar. Diejenigen allerdings, die dem trotzten, erlebten ein Straßenfest, das viele Überraschungen bereithielt. Neben den zahlreichen kulinarischen Angeboten von internationalen und regionalen Leckereien bis hin zu süßen Kuchen und Crêpes, lockten auch die vielen Unterhaltungsmöglichkeiten an allen Ecken des Festes – vor allem auf der Bühne – die Menschen an.
Nicht vergessen werden darf der Aspekt der Begegnung mit alten und neuen Freunden für die es diesmal viele zusätzliche Verweilmöglichkeiten durch Sitzgarnituren im Herzen des Messplatzes gab. Besondere Renner waren auch die Vereinszelte, in denen man gemütlich zusammensitzen, genießen und reden konnte. Wenn sich dann noch kulinarische Alleinstellungsmerkmale wie etwa das beliebte Wellfleischessen beim Musikverein am Montagmorgen dazu gesellten, kamen die Besucher sogar an einem Arbeitstag in erklecklicher Zahl. Vor allem die Besucher, die schon viele Jahrzehnte „Kerwebesucherfahrung“ haben, sind auch an solch einem etwas ungemütlicheren Herbsttag treue Seelen. Aber auch die junge Generation hatte durchweg ihren Spaß, war zu erkennen.
Zwar konnten die Standbetreiber noch nicht bilanzieren, was ihnen das Fest finanziell gebracht hat, aber darum gehe es doch auch gar nicht. „Wir wollen den Menschen in Brühl etwas bieten“, unterstrich ein Vorstandsmitglied im Gespräch mit unserer Zeitung. Gleichwohl brachte es Gerhard (45) aus Brühl auf den Punkt: „Wenn ich hier mit meiner Familie über die Kerwe schlendere, dann ist der Geldbeutel ziemlich geplündert.“ Und er ist nicht allein mit dieser Feststellungen der allgemeinen Preissteigerung. Und das, wie ein Vorstandsmitglied eines weiteren Vereins erklärte, obwohl man die eigenen höheren Kosten im Einkauf nicht eins zu eins an die Besucher habe weitergeben wollen. Aber das sei Jammern auf relativ hohem Niveau. Eine schöne Kerwe sei den meisten Mitgliedern das große Engagement hinter Theken und Tresen schlichtweg wert.
Dass es eine schöne Kerwe war, davon ist nicht nur Owwerkerborscht Stephan Schulz überzeugt. „Ich möchte das Erlebnis dieses Ehrenamtes nicht missen“, meinte er. Es habe Spaß gemacht, mit der tollen Truppe der Kerweborscht von Stand zu Stand zu ziehen, um dort gemeinsam mit den fröhlichen Liedern für Stimmung zu sorgen.
So wie er sind viele Besucher den Vereinen und Gruppen dankbar, die das Traditionsfest mit immer neuen Ideen und Überliefertem am Leben halten. Und da gilt ein großer Dank auch den Mitarbeitenden aus dem Rathaus und dem Bauhof, die hinter den Kulissen viele Strippen für ein großes Gemeinschaftserleben zogen. Die 38. Brühler Straßenkerwe wird Besuchern und Standbetreibern wohl eher nicht als eine der schönsten in Erinnerung bleiben, aber sicher als eine schöne. Und auch als eine friedliche und problemlose – Schulz hatte es in seiner Antrittsrede so formuliert, dass man auf dem Fest den Ausgleich und das Verbindende pflegen und nicht extrem unterschiedliche Ansichten suchen solle.
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