Heimatverein

Kritik an Brühl: „Ehrenamt wird von der Kommune nicht wirklich gewürdigt“

Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege gibt es Konfliktpotenzial. Hintergrund ist das Ende des Görler-Museums.

Von 
Ralf Strauch
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Das Görler-Museum in der Neugasse (Bildmitte) - beziehungsweise dessen Ende - sorgt bei der Jahreshauptversammlung für Unmut bei Klaus Triebskorn. © Triebskorn

Brühl. Es war nicht alles wirklich eitel Sonnenschein bei der Jahreshauptversammlung des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege. Einen bitteren Beigeschmack löste das Ende des Görler-Museums als Außenstelle des Vereinsmuseums in der Neugasse aus, was wiederum zur Folge hatte, dass der bisherige zweite Vorsitzende Klaus Triebskorn, die Seele dieses Stücks Wirtschaftsgeschichte, enttäuscht von der, wie er betonte, mangelnde Unterstützung für einen möglichen Fortbestand der öffentlichen Sammlung sein Amt überraschend niederlegte. „Ehrenamt wird in Brühl von der Kommune nicht wirklich gewürdigt“, lautete sein Vorwurf.

Doch bevor dieses Thema aufploppte zog der Vorsitzende des Heimatvereins Dr. Volker Kronemayer eine recht positive Bilanz des vergangenen Jahres. Das Görler-Museum und das Heimatmuseum seien das Jahr über wieder für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich gewesen. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten an jedem ersten Samstag im Monat habe der Verein auch Familien von außerhalb begrüßt, die in ihrer Familiengeschichte mit Brühl verbunden waren. Die heimatkundliche Schrift „Ortsschell’“ sei mit dem Thema Leimbach fortgeführt worden, was auch über die Grenzen der Gemeinde auf Interesse gestoßen sei.

80 Objekte in Brühl erfasst

Das Projekt Kleindenkmäler – es wurde im Anschluss umfassend vorgestellt – sei noch vor Ostern des laufenden Jahres abgeschlossen worden. Dabei wurden in Brühl 43 Kleindenkmäler und neun Grenzsteine, in den Schwetzinger Wiesen 18 plus vier Grenzsteine und im Edinger Ried vier beziehungsweise zwei Objekte erfasst der einzelnen Kategorien katalogisiert – insgesamt also 80 Objekte, die von Vereinsmitgliedern detailliert erfasst, abgemessen und beschrieben wurden.

Der Vorstand

Den engeren Vorstand bilden als Vorsitzender Dr. Volker Kronemayer, sein Stellvertreter ist Marco Böhne, Kassenwart ist Wolfgang Eppel, neuer Schriftführer Karl-Heinz Monshausen.

Beisitzer sind Ruth Eppel, Sven Gollig, Lothar Pister, Heinz Tremmel, Klaus Triebskorn, Rüdiger Schmitt und Ralf Strauch.

Kassenprüfer sind Gabi Rösch und Dr. Ralf Göck. ras

Außerdem informierte Kronemayer, dass ein regionaler Austausch von Heimatverein angestoßen worden sei. Der Vorsitzende betonte, dass auch Brühl unter anderem mit einer umfangreichen, bibliothekarisch erfassten ortsgeschichtlichen Büchersammlung – sie umfasse rund 450 Publikationen – und vielen eigenen Forschungserkenntnissen einiges dazu beitragen könne.

Kronemayer ließ erkennen, dass dem Heimatverein nach und nach immer mehr, auch räumlich große Exponate zur Verfügung gestellt würden, was die Kapazität der Räume des Heimatmuseums sprenge. Dabei reiche das Spektrum von Postkarten mit Brühler Ansichten, landwirtschaftlichen Geräten, einer Drückwerkstatt für Aluminium bis hin zu zu großen Exponaten zu Schütte-Lanz. Deshalb müsse ein Konzept zur Weiterentwicklung des Museums erarbeitet werden – ein Schritt sei mit der Plattform „museum digital“ und einem umfassenden Museumsführer im Internet gegangen worden. Das sei ein Weg, der weiter ausgebaut werden müsse, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, denn immer mehr Menschen würden das Digitale nutzen, weil sie beispielsweise wegen Mobilitätseinschränkungen das Museum vor Ort nicht besuchen könnten. „Das ist alles sehr zukunftsträchtig“, so der Rathauschef in seinem Grußwort.

Sammlung Görler in Brühl ist Geschichte

Die analoge Präsentation der Sammlung Görler über einen einstigen Weltmarktführer in der Radiotechnik mit Sitz in Brühl ist allerdings nunmehr auch Ortsgeschichte. Klaus Triebskorn hat rund 245 Geräte, zahllose Text- und Bilddokumente zu diesem Unternehmen zusammengetragen, die bisher in den früheren Heimatstuben, seinem Elternhaus in der Neugasse, präsentiert wurden. Doch habe das rund 100 Jahre alte Privathaus bauliche Defizite, die eine weitere Nutzung als Museum unmöglich machen, informierte Triebskorn (wir berichteten). Seine Alternativvorschläge für eine räumliche Nutzung seien seitens der Gemeinde nicht unterstützt worden, weshalb ihm sogar eine Auflösung der Sammlung vorgeschlagen worden sei.

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Bei der Jahreshauptversammlung bekräftigte Göck auch noch einmal diese Position. Die Kommune sei angesichts der vielen wachsenden Aufgaben finanziell und räumlich nicht in der Lage, allen ihr angebotenen Privatsammlungen – und das sind laut seiner Darstellung nicht wenige – ein eigenes Museum anzubieten.

Triebskorn zeigte sich angesichts dieser Aussagen verbittert. Und so gab es nach der einstimmigen Entlastung neben dem Schriftführer auch überraschend den zweiten Vorsitz neu zu vergeben. Schließlich wurde die Anhebung des seit 22011 unveränderten jährlichen Mitgliedsbeitrags auf 25 Euro pro Einzelmitglied und 35 für Familien beschlossen.

Kleindnekmäler in Brühl: Vom Grenzstein zur Jagdhütte

Nach der Sitzung stellten Karl-Heinz Monshausen, Sven Gollig und Kronemayer die Ergebnisse ihrer Expedition zu Kleindenkmälern vor. Dabei reichte das Spektrum von erst durch intensives Kartenstudium im dichten Bewuchs wiederentdeckte Grenzsteine des 18. und 19. Jahrhunderts, eine über 100 Jahre alte Jagdhütte auf der Kollerinsel, die wohl kaum jemand kennt bis zur den gemauerten Einfriedungspfoten der einstigen Ziegelei Triebskorn bei den Kolbengärten, deren ortsgeschichtliche Bedeutung aber den Menschen zumeist verborgen bleibt.

Und genau darin, so war man sich schließlich einig, bestehe eine der wichtigen Aufgaben des Heimatvereins: Die Augen für die Ortsgeschichte zu öffnen anhand von Dingen, denen man oft begegne, deren historischer Hintergrund dabei aber verborgen bleibe.

Redaktion

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