Brühl. Das Görler-Museum in der Neugasse präsentiert seit 2018 zahlreiche Exponate um den einstigen Brühler Hersteller von Radioteilen Julius Karl Görler. Doch den Heimatverein, dessen Außenstelle dieses Museum ist, erreicht vom Eigentümer des Hauses, Klaus Triebskorn, der auch die Sammlung zusammengestellt hat, eine Hiobsbotschaft: Das Gebäude kann nicht weiter genutzt werden. Ein im Januar festgestellter Feuchtigkeitsschaden an Deckenbalken des unbeheizten Altbaus lasse eine weitere Nutzung als Ausstellungsort für die Öffentlichkeit nicht zu.
Das in Privatbesitz befindliche Haus in der Neugasse wurde um 1900 errichtet und bis 2008 bewohnt. Danach wurde es kostenlos dem Heimatverein für die Errichtung der Heimatstuben überlassen. Damit wurde dem Verein erstmals eine Ausstellung zur Brühler Ortsgeschichte ermöglicht. 2016 zog die Ausstellung in das jetzige Heimatmuseum in der Kirchenstraße um, da schon damals aufgrund der Feuchtigkeit in den Wintermonaten die Exponate Schaden genommen hatten. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der Geschichte zu ehemaligen Brühler Industriebetrieben wurden seit 2010 die Nachforschungen zum Unternehmen Julius Karl Görler aufgenommen, das vor 100 Jahren gegründet worden war und von 1962 bis 1975 in Brühl ansässig war.
Wachsende Sammlung und Interesse am Görler-Museum in Brühl
Nach dem Bezug des neuen Heimatmuseums wurden die Nachforschungen zu Görler von Triebskorn weiter vorangetrieben. Etliche Exponate vergrößerten den Umfang in erheblichem Maße. Dies führte zum Aufbau des Museums und im Jahr 2018 zur Eröffnung des eigenen Görler-Museums in der Neugasse. „Es bestand seither großes Interesse an den Ausstellungen und den angebotenen Führungen“, berichtet Triebskorn.
Suche nach alternativen Standorten in Brühl für das Görler-Museum
Im Januar wurde auch die Gemeindeverwaltung über den Schaden in dem alten Haus informiert. Für ein weiteres Fortbestehen des Görler-Museums hatte sich der Verein mögliche räumliche Varianten erarbeitet und im Februar der Kommune vorgeschlagen, bilanziert Triebskorn. Da gab es die Idee der Ausweitung auf eine zweite Wohnung im Haus des Heimatmuseums, das derzeit die „Kollerkrotten“ nutzen. „Für den Karnevalverein müsste dann eine neue Unterkunft gefunden werden“, erklärte Triebskorn. Diese Variante wurde von der Gemeindeverwaltung grundlegend abgelehnt.
Auch der große Raum unter der Sporthalle an der Ormessonstraße stehe nicht zur Verfügung. Weitergehende Möglichkeiten, wie der Umbau der alten Kegelbahn im Keller der Schillerschulhalle, seien aus Kostengründen nicht realisierbar. Auf Anfrage beim Eigentümer der Schütte-Lanz-Hallen zu einer möglichen Vermietung von Teilflächen, erfuhr der Heimatverein, dass alle geeigneten Bereiche bereits anderweitig vermietet sein würden.
Und auch eine Kontaktaufnahme mit der Firma Hima, die frühere Görler-Gebäude nutzt, „ist nach Rücksprache aus Sicherheitsgründen auf dem Firmengelände nicht möglich“, berichtet Triebskorn. „Im Vergleich zu umliegenden Gemeinden sehe ich in Brühl kein Interesse am Erhalt der ortsansässigen Industriegeschichte. Das diesbezügliche bisher geleistete ehrenamtliche und finanzielle Engagement für dieses Museum und damit der Dienst für die Öffentlichkeit wird wohl umsonst gewesen sein“, reflektiert Triebskorn.
Brühls Bürgermeister erkennt Herausforderungen - aber keine Lösung
Bürgermeister Dr. Ralf Göck würdigt auf Nachfrage unserer Zeitung das Engagement von Triebskorn und des Heimatvereins durchaus als bewundernswert, wie er betont. Und er habe auch Verständnis, dass man die „private Sammlung, die ja durchaus erfolgreich zu sein scheint“, weiter präsentieren möchte. Aber die Gemeinde habe schlicht keine geeigneten Räumlichkeiten.
Und er sieht die Kommune auch nicht in der Pflicht, für Ersatzräume zu sorgen. „Es hat schon immer mal wieder Brühler gegeben, die für ihre Sammlungen Räume als Museum haben wollten“, doch auch da habe man die Idee verwerfen müssen. Er rät Triebskorn und dem Verein, von Experten des Technikmuseums in Mannheim die Sammlung auf die wichtigsten Stücke hin untersuchen zu lassen, um dann diese Einzelstücke in die Ausstellung des Heimatmuseums oder des Mannheimer Technoseums zu integrieren.
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