Brühl/Ketsch. Einen Parforceritt durch die Welt der berühmten Sammlung von Kinder- und Hausmärchen, die einst von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm zusammengestellt wurden, unternimmt die Theater-AG der Marion-Dönhoff-Realschule. Dabei geben sich die Jugendlichen allerdings nicht unbedingt absolut werktreu, sondern sorgen für eine belebende Frische der vor über 200 Jahren erstmals veröffentlichten Erzählungen.
Die handelnden Personen aber und ihre Charakterisierungen in den Märchen bleiben erhalten, sodass sie wirklich problemlos von jedem Zuschauer – gleich welchen Alters – wiedererkannt werden können.
Beim Theater an der Marion-Dönhoff-Realschule steht der Wolf im Zentrum
Im Zentrum der szenischen Aufführungen steht der böse Wolf (Arseni Wirt), der in der Schulvariante aber weniger als schurkischer Bösewicht, sondern als „coole Socke“ durch den Märchenwald geht. Ihn treibt vor allem die Frage um, ob alle Bewohner sich bewusst sind, dass er der Stärkste aller Figuren sei. Um daran zu erinnern, zeigt er auch gerne mal die Zähne und läßt sein Knurren erklingen.
So begegnet er Hänsel (Lotta Rabe) und Gretel (Melina Reiß), die sich absprechen, wie man die Hexe austricksen kann, dem Rumpelstilzchen (Lotta Rabe) und dessen Geheimnis der Wolf lüftet – „Woher ich deinen Namen kenne? Nun, ich habe da meine Quellen.“
Die Zwerge tanzen in Brühl lieber Macarena
Er trifft die Zwerge (Ida Louise, Kiana Klemens und Lotta Rabe), die lieber Macarena tanzen als ins Bergwerk an die Arbeit zu gehen, die kleinen Schweinchen (Fiona Scalber, Ida Louise und Michelle Kaiser), die ihr Haus bauen, das geheimnisvolle „Goldlöckchen“ Rapunzel (Michelle Kaiser) sowie den Froschkönig und die Prinzessin (Kiana Klemens und Fiona Schalber), denen er den Trick des Rückzauberns mit dem Kuss verrät. Und natürlich begegnet der Wolf auch dem Rotkäppchen (Ida Louise). In einer Gastrolle aus dem Off wird dazu Schulleiter Martin Jendritzki als vergeblich mahnende Mutter stimmlich eingespielt.
Zwischendrin sorgen die Flammen (Filisha Fröbe, Melin Schotter, Celine Tengg und Lea Wickenhäuser) und ihrem Tanz mit feuerroten Bändern für einen schönen Hingucker. Alle Figuren eint schließlich eine Aussage: Der Wolf sei der Stärkste im Wald. Lediglich eine Figur fällt da aus dem Rahmen, nämlich der kleine Drache (Kiana Klemens). Auf die entsprechende Frage des Wolfes antwortet der nämlich: „Natürlich meine Mama!“ Und wer es bis dahin – wie der Wolf zunächst – nicht glauben wollte, den überzeugte sicherlich das lautstarke Brüllen der Drachenmutter.
Das wollte das Eichhörnchen (Vincent Wierick) so nicht stehenlassen: „Stuhlkreis!“ Im Interventionsgespräch rückten die Märchenfiguren die Machtverhältnisse im Wald wieder ins rechte Licht. „Und wenn sie nicht gestorben sind . . .“.
Die Schüler sorgen so unter der Regie von Sandra Mercatoris, Anastasia Bersch und Lea Orians für eine erfrischend-unterhaltsame szenische Erzählung, deren einzelnen Episoden jeweils von Britta Schwan am Klavier musikalisch verbunden werden. Ein ganzer Tross von Helfern hinter der Bühne sorgt dafür, dass alles bei diesem Theaterabend in der Realschule ordentlich in Szene gesetzt wird. Dafür gab es auch den passend langen Applaus.
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