Brühl. Am liebsten hätte sicherlich jeder, dass Investitionen in die Feuerwehr einer Kommune herausgeschmissenes Geld wären. Doch, wenn der Ernstfall eintritt, wünscht jeder Betroffene, dass die Helfer der Freiwilligen Feuerwehr dann optimal ausgestattet sind, um Leben und Eigentum zu schützen. Bei Bränden in höheren Gebäuden spielt da ein Drehleiterfahrzeug eine wichtige Rolle. Doch solch ein Spezialgerät schlägt schnell mal mit 700.000 bis 800.000 Euro zu Buche. Für die Gemeinde Brühl gibt es deshalb seit Jahren Abkommen mit der Nachbarstadt Schwetzingen, dass man sich dort an den hohen Kosten beteiligt und im Ernstfall auf das entsprechende Fahrzeug setzen kann.
Im Juni stellte der Gemeinderat nun eine Optimierungsmöglichkeit fest – nicht bezüglich der Kosten, sondern der Zeiten der Anfahrt (wir berichteten), denn schneller als aus dem Gerätehaus der Schwetzinger Freiwilligen Feuerwehr könne die Berufsfeuerwehr Mannheim mit ihrer Drehleiter aus Mannheim-Neckarau für Einsätze im Gemeindegebiet am Einsatzort ankommen. Das ergibt sich nicht unbedingt durch einen kürzeren Anfahrtsweg, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass die Berufsfeuerwehr immer einsatzbereit ist und direkt ausrücken kann. Ein Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr ist notwendig für die Personenrettung aus höheren Stockwerken und die Brandbekämpfung von oben. Es dient auch zur Unterstützung bei der technischen Hilfeleistung, zur Ausleuchtung von Einsatzstellen und als Plattform für den Einsatz von Wasserwerfern. So beschloss der Gemeinderat damals einstimmig, die Zusammenarbeit mit den Mannheimer Einsatzkräften zu suchen. Die Stadt Mannheim sah das ebenfalls als sinnvoll an und b0t ihrerseits die Nutzung der Drehleiter der Wache Süd für den rechtsrheinischen Teil Brühls an.
Mannheimer Drehleiter ist statistisch 25 Stunden im Jahr in Brühl im Einsatz
Für die Bereitstellung eine Drehleiter in Brühl hat die Feuerwehr Mannheim eine jährliche Pauschale in Höhe von 9.800 Euro angeboten. Die Berechnung der Pauschalen basiere auf Stundensätzen für Personal und Fahrzeuge, bei einer derzeit angenommenen Einsatzzeit von jährlich 25 Stunden, hieß es in der Sitzungsvorlage. Diese Vorgabe wurde vom Brühler Gemeinderat einstimmig angenommen.
Und nun ist es amtlich. Bei künftigen Einsätzen wird nicht mehr die Drehleiter aus Schwetzingen angefordert, sondern die aus Mannheim – das zeige, dass schnelle Hilfe kennt, keine Stadtgrenzen kenne, heißt es aus dem Brühler Rathaus nun. Diese Kooperation wurde nun offiziell besiegelt: Mannheims Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Dr. Volker Proffen und Brühls Bürgermeister Dr. Ralf Göck unterzeichneten jetzt die entsprechende Vereinbarung.
Feuerwehrzusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg
„Wenn Hilfe gebraucht wird, darf eine Gemeindegrenze kein Hindernis sein. Wir Kommunen in der Metropolregion Rhein-Neckar leben schon seit Jahren in vielen Bereichen einen engen Schulterschluss und unterstützen uns, wo wir können. Mit der neuen Vereinbarung stärken Mannheim und Brühl die Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz – zum direkten Nutzen der Bürgerinnen und Bürger“, konstatiert Mannheims Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Dr. Volker Proffen.
„Ein solches Fahrzeug ist sehr teuer, insbesondere im Verhältnis zu den statistisch relativ seltenen Einsätzen, für die wir es in Brühl benötigen. Daher haben wir den Schulterschluss mit unserer Nachbarkommune gesucht. Es freut mich, dass die Stadt Mannheim und ihre Feuerwehr bereit waren, uns gemäß unserem neuen Feuerwehrbedarfsplan zu unterstützen und diese Leistung für uns zu erbringen“, betont Bürgermeister Göck.
Schwetzinger Wehr kann nicht schnell genug zu jedem Einsatzort kommen
Anlass für die neue Regelung war der neue Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde Brühl. Dieser zeigte auf, dass die bisher eingesetzte Drehleiter der Feuerwehr Schwetzingen einige Einsatzorte am Ortsrand von Brühl und Rohrhof nicht in der vorgegebenen Zeit erreichen würde. Durch die Nähe von Mannheims Feuerwache Süd zu Brühl konnte diese Problematik behoben werden.
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Die Gemeinde Brühl verzeichnet rund 25 Einsätze im Jahr, bei denen eine Drehleiter benötigt wird. Diese Zahl kann die Wache Süd ohne Einschränkungen für ihren eigenen Bereich abdecken. Sollte es zu einer Überschneidung kommen, erfolgt die Alarmierung nach der „Nächstgelegenen-Fahrzeug-Strategie“: Für Brühl wäre das dann wieder die Drehleiter der Feuerwehr Schwetzingen, für den Wachbereich der Mannheimer Feuerwache Süd übernimmt in diesem Fall die Hauptfeuerwache Mannheim.
Gemeinsame Übungen der Wehren aus Brühl und Mannheim geplant
Die Alarmierung der Mannheimer Drehleiter erfolgt künftig über die für Brühl zuständige Leitstelle an die Integrierte Leitstelle Mannheim. Damit bleibt der Ablauf für die Einsatzkräfte klar und standardisiert. Um die Zusammenarbeit auch praktisch zu festigen, finden in den kommenden Wochen gemeinsame Einweisungen und Übungen in Brühl statt, bei denen die Kräfte der Mannheimer Wache Süd Ortskenntnis erwerben sollen, heißt es von den Verantwortlichen aus Brühl und Mannheim unisono.
Der offizielle Start der Kooperation von Freiwilliger und Berufsfeuerwehr ist für Anfang November geplant.
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