Brühl. Ob Zypresse, Bambus oder Thuja: Schon das Umpflanzen hoher Hecken oder Sträucher im eigenen Garten ist oftmals eine Herausforderung – Hobbygärtner werden das bestätigen. In Brühl mussten vergangene Woche an der Schillerschule keine menschenhohen, sondern gleich rund acht Meter große Bäume von A nach B verpflanzt werden. Mit welchem Werkzeug, das funktioniert? Das weiß der Brühler Bauamtsleiter. „Um so einen großen Baum zu verpflanzen, braucht es ein Spezialgerät“, sagt Reiner Haas.
Baumschicksal in Brühl: Vom Schulhof in die Grünanlage gerettet
Nötig geworden war das Umpflanzen von vier Bäume von der Wiese auf der Rückseite der Schillerschule am Oftersheimer Weg wegen des anstehenden Ersatzneubaus des Horts Sonnenschein. Das neue Gebäude soll auf einem Teil der baumbestandenen Wiese entstehen.
Eine Platane, ein Amberbaum, eine Esskastanie und eine Eiche mussten damit zwangsläufig an einen neuen Standort verfrachtet werden. „Verfrachtet“ im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Spezialgerät der Firma Opitz, die sich international auf Großbaumverpflanzungen spezialisiert hat, hat es gewaltig in sich.
Wie der Bauamtsleiter erklärt, werde zunächst der Baumstamm von der geöffneten Halbkugel umfasst, anschließend dringt sie ins Erdreich ein und hebt den gesamten Ballen mitsamt Erde und Wurzeln aus der Erde heraus.
Baumverpflanzung in Brühl: Ein neuer Horizont für alte Wurzeln
Die Vorbereitungen auf diesen Eingriff, der innerhalb eines Arbeitstages über die Bühne ging und laut Bauamtsleiter mit Kosten von 23 000 Euro beziffert werden, hatten bereits ein Jahr zuvor begonnen. Die Wurzeln der vier Bäume mussten freigelegt und mit reichlich Substrat gespeist werden. Ziel war, dass sich dadurch möglichst viele Feinwurzeln in einem kleinen Radius rund um den Stamm bilden.
Entsprechend fleißig gewässert wurde auf der Wiese hinter der Schillerschule im vergangenen Jahr. Zusätzlich wurde die Baumkrone eingestutzt und gekürzt. Diese Maßnahme entlaste die Wurzeln, da ein geringeres Wurzelwerk eine große Krone nicht versorgen könne, führt Haas aus. „Das hat gut funktioniert“, zeigt er sich mit den Vorarbeiten zufrieden.
Bäume in Brühl umgesiedelt: Eiche musste gefällt werden
Einen Wermutstropfen gab es allerdings zu beklagen: Beim Freilegen der Wurzeln wurde festgestellt, dass die Eiche trotz ihrer Größe lediglich 60 Zentimeter in die Erde reichte. Grund dafür war eine Art Betongemisch im Erdreich unter dem Großbaum – wohl ein Überbleibsel vom Bau der Schule. Die Eiche konnte dadurch nicht umgepflanzt werden. Sie wurde gefällt.
Für die anderen drei Bäume ging es in der geschlossenen Halbkugel des Spezialgeräts rund 50 Meter weiter in die Grünanlage am Wieblinger Weg. Werden Großbäume über eine längere Strecke transportiert, würden sie leicht gekippt werden, sagt der Bauamtsleiter. Den kurzen Weg an ihren neuen Standort verbrachten Platane, Amber und Esskastanie aber im aufrechten Zustand – ein beeindruckendes Bild.
In den Grünstreifen eingesetzt wurden die Bäume auf demselben Weg, wie sie aus dem Erdreich gehoben wurden: Die Halbkugel wird in das ausgehobene Loch manövriert, geöffnet und lässt vom Baumstamm ab. Substrat als Anschub für den Wurzelwuchs gab es obendrein in die Grube. Mit einem kleinen Bagger errichteten die Mitarbeiter der Firma Opitz abschließend einen Erdwall um die Baumstämme und sicherten sie mit Erdankern. Diese sollten die drei Bäume mindestens die nächsten fünf Jahre stabilisieren, erzählt Reiner Haas. Schließlich hätten die verpflanzten Bäume aktuell wenig Wurzelwerk und seien am neuen Standort Wind und Wetter ausgesetzt.
Bäume in Brühl müssen weichen: Sturmfeste Verankerung
In der Grünanlage am Wieblinger Weg standen früher drei Bäume. Deren zwei sind jedoch einem Sturm zum Opfer gefallen, sodass die verpflanzten Bäume nun nur noch einem weiteren alteingesessen Gesellschaft leisten. Durch die Sicherheitsmaßnahmen rund um Erdanker und eingekürzte Krone, die weniger Angriffsfläche für Wind biete, sollten die verpflanzten Bäume laut Haas „deutlich sturmfester“ sein.
Die Grünanlage ist elf Meter breit und von beiden Seiten von einer Straße umgeben. Von den Anwohnern trennt sie außerdem ein Gehweg und die Gärten der Wohnhäuser. Reiner Haas zufolge betrage der Abstand zu den Fassaden damit rund 16 bis 20 Meter. Für manch einen Bewohner scheint das jedoch nicht genug. Bürgermeister Dr. Ralf Göck habe bereits eine verärgerte E-Mail eines Anwohners erhalten, warum sie nicht in das Vorhaben eingebunden wurden.
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