Eppelheim. In der Sondersitzung des Gemeinderats am Montagabend diskutierten Fraktionen und Verwaltung lange und kontrovers über zusätzlich anfallende Kosten für den Erhalt der Bäume auf der Westseite der neuen Sporthalle. Die zu erwartenden Mehrkosten für Sicherungsmaßnahmen in Höhe von rund 75 000 Euro wurden schließlich mehrheitlich abgelehnt.
Kirsten Hübner-Andelfinger, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung und Immobilienmanagement, zeigte Grundriss und Querschnitt des Neubaus und erläuterte die geplante Maßnahme. Um die Bäume erhalten zu können, seien spezielle Sicherungsmaßnahmen auf der Westseite erforderlich. Das Gebäude müsste nah an die vorhandene Lichtschacht-Betonmauer gebaut werden. Die Lichtschächte seien für die Standsicherheit der Bäume erforderlich.
Gehölze auf der Westseite der Halle in Eppelheim seien wertvoll
Es seien mehrere Verfahren geprüft worden, so Hübner-Andelfinger. Da die Oberfläche des Untergrunds mit der Sohle für die neue Halle tiefer liegt als die vorhandene Unterkante der Lichtschächte, müssten die Fundamente der Lichtschächte auf einer Länge von rund 32 Metern unterfangen werden.
Die Erdarbeiten würden gerade vom Ingenieurbüro Roth und Partner ausgeschrieben. Auf der Südseite und im Bereich der ehemaligen Hausmeisterwohnung sei eine „normale“ Baugrubenherstellung mit Böschung möglich.
Für Hubertus Mauss (Grüne) war es keine Frage, „dass diese Bäume unbedingt erhalten werden müssen“. Die Verwaltung habe das der Grünen-Fraktion auch zugesagt, lobte er die „gute Idee“, zum Schutz der Gehölze die unteren Bereiche der angrenzenden Mauern der alten Halle stehen zu lassen: „Dies gewährleistet, dass der Wurzelbereich unangetastet bleibt, welches die wichtigste Schutzmaßnahme bei Bäumen auf Baustellen darstellt.“
Mauss plädierte leidenschaftlich für die Bäume, die zwischen 35 und 50 Jahre alt sowie zwischen zehn und 20 Meter hoch sind und eine bis zu zehn Meter breite Krone haben. Die zusätzlichen Kosten resultierten aus „Planungsfehlern des Architekturbüros“. Die Verwaltung möge prüfen, ob die neue Halle um zwei bis drei Meter nach Osten verschoben werden könnte. Dann könnte auch im Westen die Baugrube entsprechend hergestellt werden.
Falls es nur die Möglichkeit gebe, die vorhandenen Fundamente zu unterfangen und die angrenzenden Lichtschächte durch Beton zu sichern, stimme seine Fraktion den zusätzlichen Ausgaben zu, rechnete der Baumexperte den monetären Wert der Gehölze hoch. Für die größten Schwarzkiefern und Hainbuchen auf der Westseite ergebe sich ein Gesamtwert von knapp 300.000 Euro: „Wir entscheiden also heute darüber, ob wir uns die 75.000 Euro leisten wollen oder stattdessen diese wertvollen Bäume vernichten werden.“
Eppelheimer Gemeinderat befürchtet Folgekosten
Für Renate Schmidt (SPD) konnte die Hoffnung, dass die Bäume stehen bleiben können, nur erfüllt werden, wenn der Gemeinderat die Mehrkosten von 75 000 Euro für Sicherungsmaßnahmen genehmigt: „Mittel, die wir nicht haben und irgendwie aufbringen müssen.“
Schmidt gab zu bedenken, ob durch die Maßnahme die Bäume tatsächlich geschützt würden: „Auch wenn wir uns den Erhalt der Bäume gewünscht hätten, sehen wir den finanziellen Aufwand in keiner Relation. Nach Fertigstellung der Halle müssen wir das Außengelände neugestalten und könnten dann entsprechend neue Bäume anpflanzen.“
Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) wollte ebenfalls nicht zustimmen, um die bereits über 50 Jahre alten Bäume zu erhalten. Seine Fraktion sei dafür, „dass die betroffenen alten Bäume jetzt gefällt werden und im Zuge der Neugestaltung der Außenanlagen neue Bäume gepflanzt werden, die dann eine wesentlich längere Lebenserwartung aufweisen“.
Horst Fießer (CDU/FDP) tat sich ebenfalls schwer, den zusätzlichen Kosten zuzustimmen. Er könne sich eher eine Verpflanzung vorstellen. Das funktioniere bei manchen Bäumen nicht, entgegnete Mauss. Nachpflanzen sei ebenso „Augenwischerei“, dafür seien die Bäume viel zu wertvoll. Er sei fassungslos, wie mit den alten Gehölzen umgegangen werden soll.
"Gesunder Kompromiss" soll aus Erhalt einiger Bäume und Neupflanzungen bestehen
Harald Andres (CDU/FDP) wollte wissen, wie „seriös“ die zusätzlichen Kosten seien. Er befürchte doch noch einiges an Folgekosten bei dieser Ausführung.
Linus Weigand (CDU/FDP) bezweifelte, dass die 75 000 Euro für die Baumaßnahme ausreichen werden: „Das Wurzelwerk wird gegen die Wand drücken, wir dürfen bei so einem Neubau kein Risiko eingehen.“ Hübner-Andelfinger versuchte es noch einmal mit verschiedenen Erläuterungen. Mauss versicherte noch einmal, dass die Unterfangung das Wurzelwerk „überhaupt nicht beeinträchtigen wird“.
Claudia Grau-Bojunga (Grüne) wies darauf hin, dass neu gepflanzte Bäume viel Pflege und Wasser bräuchten. Für ihre Fraktionskollegin Isabel Moreira da Silva sind Bäume „eine unglaubliche Bereicherung in der Stadt“. Horst Fießer (CDU/FDP) plädierte für einen „gesunden Kompromiss“ aus Neuanpflanzungen und Erhalt der alten Bäume. Von der Grünen-Fraktion und von Bürgermeisterin Patricia Rebmann kamen sieben Jastimmen, mit zwölf Neinstimmen lehnten die anderen Fraktionen die Mehrkosten für die Sicherungsmaßnahme für die Bäume ab.
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