Welt-Alzheimertag

Netzwerk Brühl informiert über Demenz für Betroffene und Angehörige

Netzwerk Brühl lädt zum Gespräch und informiert über Hilfsangebote in der Gemeinde sowie in der Region. Das Thema Demenz sei schlimm für die Betroffenen, aber noch viel schlimmer für die Angehörigen.

Von 
Marco Montalbano
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Svea Bzdzil vom B+O Seniorenzentrum (v. l.) freut sich mit Bundestagsabgeordnetem Olav Gutting, ihrem Kollegen Andreas Rothacker, Brigitte Meyer (Seniorenwohnen am Schütte-Lanz-Park), dem Behindertenbeauftragten Rudi Bamberger, Jürgen Ehret, Karin Noel, Volker Schmitt von der Hospizgemeinschaft, Filialleiter Waldemar Dieterle und Mitarbeiter Antonino di Salvo über den Erfolg eines Informationsstandes am Edeka Embach über Alzheimer. © Marco Montalbano

Brühl. Die Aktiven des Netzwerkes Brühl rund um Rudi Bamberger, dem Zusammenschluss von im sozialen Bereich aktiven Institutionen, Einrichtungen und Engagierten, suchten am Welt-Alzheimertag erneut das Gespräch mit der Bevölkerung und boten Informationen zum Thema unter dem Motto „Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben“. Wie wichtig es für uns alle ist, darüber gut informiert zu sein, werde deutlich, wenn man sich die Zahlen vor Augen führe, so das Netzwerk. Laut dessen Mitteilung seien aktuell 55 Millionen Menschen weltweit von Demenzerkrankungen betroffen und bis zum Jahr 2050, so die Berechnungen, würde diese auf 139 Millionen steigen.

Seit 1994 gibt es bereits den Welt-Alzheimertag, der von der gemeinnützigen Vereinigung „Alzheimer’s Disease International“ und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeinsam ins Leben gerufen wurde – um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema zu lenken und Betroffene und deren Angehörige auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Drei Stunden lang war das Interesse der Marktbesucher groß und entsprechend viel los am Stand. Mit Olav Gutting schaute sogar ein Bundestagsabgeordneter (CDU) vorbei.

Gemeinsam ankämpfen im Netzwerk Brühl

Bamberger, der nicht nur im Netzwerk aktiv ist, sondern auch Behindertenbeauftragter der Kommune, verriet, dass schon seit 14 Jahren an diesem Tag informiert und das Gespräch gesucht werde. Er stellte klar: „Konkurrenz zwischen den Akteuren gibt es da nicht, sondern wir verstehen uns als eine Gemeinschaft.“ Das Thema Demenz sei schlimm für die Betroffenen, aber noch viel schlimmer für die Angehörigen. Die ebenfalls im Netzwerk engagierte Karin Noel meinte dazu: „Man sollte die Krankheit so früh wie möglich erkennen.“

Bamberger nickte zustimmend und erzählte: „Ich war mit einem Freund in Urlaub, der seine Mutter dabeihatte, und ich sah, was er nicht sehen wollte. Als ich sagte: ‚Du, deine Mutter hat Demenz‘ reagierte er zuerst erbost. Aber danach ließ er sie testen und es war so.“ Früherkennung sei extrem wichtig: „Denn je früher, desto eher kann man etwas dagegen machen.“ Durch Medikamente und Übungen könne der Krankheitsverlauf erheblich verlangsamt werden. Beim Netzwerk gebe es Informationen dazu.

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Auch gelte es, pflegende Angehörige zu stärken, denn Kurzzeitpflegeplätze seien immer schwerer zu bekommen. „Das hapert meist nicht einmal am Geld, denn die Krankenkassen übernehmen bis zu sechs Wochen, damit die Pflegenden sich erholen und mal in Urlaub fahren können, sondern an der angespannten Situation in der Pflege.“ Brigitte Meyer vom Seniorenwohnen am Schütte-Lanz-Park ergänzte: „Im Pflegebereich kommen die dort Beschäftigten, wenn die Personaldecke zu dünn ist, schnell an ihre Leistungsgrenze und die Krankheitsrate steigt, wodurch der Druck weiter zunimmt.“

Dass nicht genug Pflegekräfte vorhanden seien, hätte viele Gründe, so Bamberger, der hinzufügte: „Es fehlt die Wertschätzung für die Beschäftigten.“ Weitere aus dem Ausland anzuwerben oder entsprechende Ausbildungen Migranten anzubieten, hätte leider nur bedingt Erfolg: „Viele nutzen das als Sprungbrett. Sie bekommen teure Deutschkurse und Fortbildungen und verabschieden sich oft nach ein paar Jahren in einen ‚ruhigeren‘ und weniger arbeitsintensiven Job.“

Pflegestufen für Demenzerkrankte

Bundestagsmitglied Gutting sagte: „Es ist schon einiges passiert in der Pflege. Durch die Umstrukturierung der Pflegestufen vor ein paar Jahren wurde Demenz erst richtig in den Fokus gerückt.“ Für ihn müsse, bevor über zusätzliches Personal gesprochen werde, erst einmal dafür gesorgt werden, dass diejenigen bleiben, die schon im Bereich tätig seien: „Da ist oft alles so ‚auf Kante‘ genäht, dass sie dann in Teilzeit oder ganz rausgehen.“

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„Oder sie laufen direkt in ein Burn-out“, ergänzte Brigitte Meyer. Anwerbeabkommen mit anderen Ländern gebe es, auch auf privater Ebene – allerdings auch Gründe, dass das nicht klappe, die man ändern müsse: „In Spanien sind die Pflegekräfte Akademiker und nicht nur dort. Das muss man anerkennen. Wenn sie eine Anstellung in Deutschland bekommen können, aber ganz unten einsortiert werden, dann kommen sie erst gar nicht.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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