Brühl. Am Fluss leben, heißt schon immer, mit der Gefahr von Hochwasser leben. In Zeiten des Klimawandels ist die Gefahr besonders groß. Und wer, wie die Brühler, nur einen Steinwurf vom Flussufer entfernt wohnt, hat sich daran gewöhnt, immer mal wachem Auges auf die Pegelstände des Rheins zu werfen. Das hat aktuell gegen Ende des Jahres auch unsere Leserin Hilde Nagy gemacht.
Und sie war überrascht wie hoch der Rhein sein Flussbett schon wieder ausfüllt. „Er ist erkennbar gestiegen und das gibt der Flusslandschaft eine eigenartige Atmosphäre“, berichtet sie von einem Spaziergang auf dem früheren Leinpfad. Diese Stimmung hat sie auch in Bildern eingefangen – unter anderem von der Leimbachmündung in den großen Strom. Da lässt sich der hohe Wasserstand besonders gut erkennen. Droht den Anrainern nun ein Neujahrshochwasser? Immerhin hat sich durch den Klimawandel die Gefahr des Extremhochwassers nachweislich erhöht. Vielen Menschen kommen da die Bilder vom Sommerhochwasser 2021 in den Sinn. Da war beim Scheitelpunkt der Flut bei Speyer ein Pegelstand von 8,23 Meter festgestellt worden. Das entsprach damit der Größenordnung eines zehnjährlichen Hochwasserereignisses.
Rhein bei Brühl: Jederzeit vorbereitet
Schaut man dort aktuell auf die Messlatte, so kann man den Wert von um die 4,5 Metern ablesen – es gibt also aktuell keinen Grund zur Sorge. Vor allem weil der Pegelstand seit einem kleinen Maximum von fünf Metern zu Beginn der Woche im Sinken begriffen ist und der Trend setzt sich laut der Hochwasservorhersagezentrale des Landes Baden-Württemberg auch weiter fort. Nach Dreikönig wird laut Prognosen schon fast wieder ein Pegel von 3,5 Metern erreicht werden. Damit ist in näherer Zukunft keine Überflutung zu erwarten.
Dennoch sind die Kommunen rechts und links des Rheins jederzeit auf eine Flut vorbereitet, wie sich auch vor eineinhalb Jahren zeigte – da griffen allen Maßnahmen ineinander. Denn eines ist klar: Die nächste Flut wird kommen.
Rhein bei Brühl: Gefahr des Extremhochwassers
Für die Überflutungsvorsorge spielt die Betrachtung der historischen Hochwasser eine große Rolle, durch den Klimawandel erhöhe sich die Gefahr des Extremhochwassers. Vor dem 19. Jahrhundert war der Rhein noch ein weitgehend unberührter Wildstrom. Danach führten menschliche Eingriffe am Fluss und in seinen Naturraum zu einem Verlust von Auenflächen. Dadurch hat sich die Hochwassergefahr erhöht.
Nach Plänen von Johann Gottfried Tulla, Ingenieur und Oberstleutnant im damaligen Herzogtum Baden, wurde die Rheinkorrektion zwischen 1817 und 1830er Jahren auch bei Brühl.
Die Länge des Rheins zwischen Basel und Worms verkürzte sich von 354 auf 273 Kilometer. Hochwasser konnten sich von nun an nur noch in einem etwa ein bis zwei Kilometer breiten Bereich ausbreiten. Das war letztlich gut gemeint, aber fatal. Die Folgen sind bis heute zu spüren, wenn der Rhein wieder extrem viel Wasser führt.
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