Leimbach

Pegelstand des Leimbachs bei Brühl: Die Schwankungen macht der Mensch

Zurzeit ist das An- und Abschwellen des Gewässers extrem stark – Spaziergänger am Leimbach sind immer wieder verwundert, wenn sie den Pegelstand dieses Fließgewässers über einen längeren Zeitraum betrachten.

Von 
Ralf Strauch
Lesedauer: 
Dieses morgendliche Bild vom Leimbach mit sehr wenig Wasser hat unser Leser Hans-Joachim Appel zugeschickt. © Appel

Brühl. Spaziergänger am Leimbach sind immer wieder verwundert, wenn sie den Pegelstand dieses Fließgewässers über einen längeren Zeitraum betrachten. Denn es geht immer wieder auf und ab – und das nicht nur um wenige Zentimeter, sondern teilweise richtig ordentlich. Dabei scheint die jeweilige Wetterlage für den Bach unwichtig zu sein. Zurzeit liegt der Pegel bei Brühl relativ hoch, doch das kann sich innerhalb kürzester Zeit wieder ändern.

Grund für das Ansteigen und Absinken sei vielfach der Einsatz der Stauwehre entlang des Bachlaufs, heißt es seitens der zuständigen Stellen. Manchmal müsse im Oberlauf das Wasser zurückgehalten werden, weil etwa Pflege- oder Baumaßnahmen – auch für die Umgestaltung des Bachs im oberen Bereich – vorgenommen werden.

Pegelstand am Leimbach in Brühl: Bestimmte Pflegemaßnahmen sorgen für Schwankungen

Wenn da einzelne Arbeitsbereich erledigt sind, wird das gestaute Wasser dann wieder abgeführt – im Unterlauf des Leimbachs steigen die Pegelstände so plötzlich an. Auch wenn im Oberlauf das Schilf am Ufer geschnitten wird, wird die Wassermenge entsprechend reguliert. Mit einer kleinen künstlichen Flutwelle soll dann das in den Leimbach gefallene Grün Richtung Rhein gespült werden.

Mehr zum Thema

Übung

Feuerwehr Brühl probt Wasserrettung im Freibad

Veröffentlicht
Von
cb/ras
Mehr erfahren
Natur

Rhein bei Brühl: Pegelstände in der Region gehen wieder nach unten

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Kanalnetz

Bei Starkregen: Ist Brühl für Extremniederschlag gewappnet?

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Der Leimbach entspringt übrigens südöstlich des Dielheimer Ortsteils Balzfeld am Rande von Sinsheim. Auf seinen ersten knapp drei Kilometern trägt der Leimbach – Einheimische sprechen übrigens von die Leimbach – noch den Namen Bettelbach. Bei Wiesloch wird die Wasserführung durch ein Wehr links in den Entlastungskanal Hardtbach und rechts in den Leimbach geteilt. Über Sandhausen geht es dann weiter nach Ofterheim und Schwetzingen. Dort speist er das Wassersystem am Schwetzinger Schloss. Danach geht es dann Richtung Brühl.

Dabei hat der Leimbach allerdings nicht mehr sein altes Bett zur Verfügung. Als die Schnellbahntrasse in den 1980er Jahren gebaut wurde, musste der Bach ein Stück weit nach Süden verlegt werden. Auf seinem alten Weg – hinter den Hausgärten der Schwetzinger- und der Bachstraße entlang – liegen die Schienen noch zu tief. So hätten sie den Bach niemals überbrücken können. Das ist ein ein wenig weiter südlich schon kein Problem mehr.

Pegelstand am Leimbach in Brühl: Eine Länge von 38 Kilometern

Etwa beim Gewann „Insel“ nahe des Kompostlagers erreicht das Wasser dann wieder das alte Bett. Am Spielplatz Wiesengrund verlässt der Leimbach den Siedlungsbereich von Brühl, fließt durchs Naturschutzgebiet Schwetzinger Wiesen-Riedwiesen, um auf 90,6 Metern über Normalnull gegenüber der Kollerinsel bei Rheinkilometer 409,96 in den großen Fluss zu münden. Wenn er das Wasser aus einem Einzugsgebiet von rund 200 Quadratkilometern an den Fluss übergibt, hat der Leimbach 38 Kilometer zurückgelegt.

Für Brühl war der Bach in früheren Tagen vor allem wegen seiner Wasserkraft wichtig. Obwohl er auf den ersten Blick so gemächlich dahinzuplätschern scheint, trieb er im Ort mehrere Mühlen an. Und genau deswegen war es wichtig, dass der Leimbach immer gleichmäßig viel Wasser führte. Doch schon im 18. Jahrhundert war das nicht immer gegeben. Nach dem Abbruch der Schwetzinger Schlossmühle in Jahr 1745 und damit dem Abbruch des dortigen Stauwehrs erhielt die Stegmühle – sie lag nahe dem heutigen Brühler Friedhof – zeitweise so viel Wasser zum Antrieb der Mühlräder, dass sie durchdrehten und die Mahlgänge geschwächt wurden. Andererseits wurde bei steigendem Wasserstand des Rheins das Wasser des Leimbachs, von dem der Mühlbach abgeleitet war, zurückgestaut und die Mühlräder standen dadurch still. In beiden Extremsituationen war der Stegmüller übel dran.

Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"

Zu juristischem Streit kam es 1787. Da ließ der damalige Müller Carl Walter die alte Stegmühle abreißen und von Grund auf neu erbauen. Auch erweiterte er sie dabei um einen zusätzlichen Mahlgang. Dafür musste er aber auch das Wasserbett des Mühlbachs, der von einem Abzweig des Leimbachs gebildet wurde, erhöhen. Die Strömungsgeschwindigkeit des Bachs wurde herabgesetzt, was sich wiederum nachteilig auf das Untere Wasserwerk des Schlossgartens in Schwetzingen auswirkte.

Die kurfürstliche Verwaltung hatte schon Jahre vorher ihre liebe Not, die Wasserspiele im Garten zu betreiben. Sie erhob daher 1791 zusammen mit der Gemeinde Schwetzingen „wegen der Schädigung des herrschaftlichen kostbaren Wasserwerkes“ Klage gegen den Müller Walter. Er sollte den Mühlbach auf seine natürliche Höhe zurückbauen. Doch konnte sie dadurch nicht mehr richtig betrieben werden – der Anfang vom Ende der Stegmühle.

Redaktion

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung