Brühl. Lange haben sie in der Luft gehangen, was ihre berufliche Zukunft angeht - nun haben sie traurige Gewissheit. Am Mittwochnachmittag wurde den Brühler Mitarbeitern des Real-Marktes in einer Versammlung mitgeteilt, dass sie nach Dienstag, 31. Mai, nicht mehr bei dieser Einzelhandelskette beschäftigt sein werden, weil das Einkaufszentrum im Brühler Norden dann für immer die Pforten schließen wird.
„Das aktuelle Konzept des neuen Real-Eigentümers sieht vor, den größten Teil der heutigen Standorte in Deutschland an andere Unternehmen aus dem Lebensmitteleinzelhandel abzugeben. Nicht in allen Fällen ist dabei jedoch eine unmittelbare Nachnutzung des Marktes durch das übernehmende Unternehmen möglich. Hintergrund sind Planungen des neuen Betreibers, die weitreichende konzeptionelle und bauliche Veränderungen beinhalten“, erklärt Real-Pressesprecher Markus Jablonski auf aktuelle Nachfrage unserer Zeitung.
Für alle Real-Mitarbeiter im Brühler Markt gilt laut Aussage des Unternehmenssprechers, dass ein Sozialplan greifen soll, der mit dem Real-Gesamtbetriebsrat zur Milderung der wirtschaftlichen Nachteile vereinbart worden sei und durch den die 98 Beschäftigten, die in dem Markt im Norden der Gemeinde bislang tätig sind, künftig abgesichert werden sollen.
Wird es ein Scheck-In?
Nur so viel ist klar: Die Zukunft des Einkaufszentrums ist ungewiss. Zwar weiß man inzwischen, dass Edeka den Standort übernehmen will - dem Vernehmen nach soll eventuell dort ein Scheck-In-Center, eventuell statt des Marktes in Neckarau, der bereits seit einiger Zeit mit seinem jetzigen Standort im Seilwolf-Center unzufrieden sei, die dann klaffende Lücke schließen. Der eventuell neue Betreiber würde damit zu einer Kette des Lebensmitteleinzelhandels mit Sitz im badischen Achern gehören, die unter verschiedenen Namen insgesamt 14 Lebensmittelmärkte in Südwestdeutschland betreibt und die Teil des großen Edeka-Verbunds ist.
Näheres über die Planungen des künftigen Betreibers dürfte - so ist zu hören - in der nächsten Gemeinderatssitzung bekannt werden, wenn den Ratsmitgliedern die genauen Visionen von Edeka für das Einkaufszentrum vorgestellt werden sollen, doch alles Weitere ist unklar.
Der Grund: Der Pachtvertrag von Real mit dem Investor, dem die Immobile gehört, läuft noch bis 2025. Und damit würde eine Lücke von zweieinhalb Jahren zwischen Real und Edeka klaffen. Ob der Markt tatsächlich diesen zeitlichen Leerlauf erleben wird, ist aktuell Thema bei Gesprächen des alten und künftigen Pächters sowie des Eigentümers des Marktes im Gewerbegebiet Rennerswald.
Schnelle Lösung angestrebt
Zurzeit sind noch keine Details über einen möglichen Vergleich durchgesickert, doch dürfte allen Beteiligten daran gelegen sein, dass eine möglichst schnelle Lösung für die Wiedereröffnung gefunden wird.
Immerhin wird Real nicht gern für eine ungenutzte Immobilie Geld zahlen und Edeka wird zweifellos kein Interesse haben, einen über lange Zeit toten Geschäftsraum zu übernehmen.
Der Dritte im Bunde, der Verpächter - ein amerikanisches Konsortium, wie es heißt - wird zweifellos auf die Sicherheit von sicheren Pachteinnahmen statt Unwägbarkeiten setzen wollen.
Doch auch das wird den Mitarbeitern keinen wirklichen Nutzen bringen, denn der Zeitraum zwischen Schließung des derzeitigen und einem Ende der Planung des künftigen Nutzers wird auch bei einem Vergleich so lang sein, dass die arbeitsrechtlichen Voraussetzungen für einen Betriebsübergang in diesem Fall nicht vorliegen dürften.
Bürgermeister Dr. Ralf Göck bedauert auf Nachfrage unserer Zeitung die Entwicklungen beim Brühler Einkaufszentrum und hofft auf eine schnelle Lösung. Zwar könne das, wie auch er betont, den 98 Beschäftigten nicht helfen, doch er möchte auch die bislang sehr gute Versorgung mit Lebensmittelnahversorgern und mit Vollsortimentern in seiner Gemeinde erhalten wissen. Deshalb appeliert er nach der monatelangen Zitterpartie auf eine möglichst zeitnahe Einigung an alle Beteiligten.
Den neuen Nutzern habe er deshalb, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont, die Unterstützung der Gemeinde bei ihren Umbauplänen angeboten. Die Schließzeit solle möglichst gering gehalten werden, so der Rathauschef. „Für die betroffenen Mitarbeiter ist das allerdings natürlich eine schwierige Situation“, bedauert der Bürgermeister abschließend.
Seitens der zuständigen Gewerkschaft Verdi und des künftigen Nutzers Edeka war am Mittwoch von unserer Redaktion niemand für eine aktuelle Stellungnahme zum Thema zu gewinnen.
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