Brauchtum

So ist die Situation bei den Brühler Straßenfesten

Ein bekanntes Problem: Vereine ringen oft damit, Mitglieder für Helferdienste bei Festen zu überzeugen. In Brühl stehen mit dem Sommerfest und der Kerwe zwei solcher Brauchtumsveranstaltungen an.

Von 
Ralf Strauch
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Die Situation der Straßenfeste im Ort könnte nicht gegensätzlicher sein – - während sich für das Rohrhofer Sommerfest zahlreiche Vereine gemeldet haben, ist die Situation der Teilnahme von Vereinen bei der Straßenkerwe noch eher mau. © lenhardt

Brühl. Sie sind beliebt und die Menschen kommen gern zu den Brühler Straßenfesten – zumindest auf die eine Seite der Theken. Auf der Seite – der mit den Grills und Zapfhähnen – wird es oftmals schon problematischer, denn vielfach ist es – insbesondere nach der Corona-Zwangspause – schwierig, Vereinsmitglieder zu überzeugen, sich aktiv mit einem Dienst in den Zelten und Ständen einzubringen. Im vergangenen Jahr führte das vor allem bei der Straßenkerwe im Herbst dazu, dass manche Gruppen ihre Teilnahme am Festbetrieb absagen mussten.

Alexander Triebskorn sieht als Mitorganisator des Rohrhofer Sommerfestes, das am Wochenende 15. und 16. Juli rund um den Gockelbrunnen stattfinden wird, die Situation entspannt. Dort haben seinen Informationen zufolge nicht weniger, sondern sogar mehr Ortsvereinen ihre Teilnahme angekündigt. Neben den seit Jahren aktiven Gruppen habe sich nunmehr auch der Verein der Hundefreunde Rohrhof als Standbetreiber wieder angemeldet. Mehr konnte er allerdings noch nicht sagen, obwohl die Anmeldefrist am Wochenende geendet hat, weil ihm die Fakten noch nicht vorlägen.

Das Rohrhofer Sommerfest soll ein Spiegel des Vereinslebens im nördlichen Ortsteil werden

Dennoch prognostiziert er bereits jetzt, dass das Fest ein attraktiver Spiegel des Vereinslebens im nördlichen Ortsteil werde. „Wir haben, seit das Fest vor 21 Jahren ins Leben gerufen wurde, keine Vereine als Teilnehmer verloren.“ Allerdings räumt auch er ein, dass immer mehr Anfragen eingegangen seien, den Abbau der Stände am Sonntagabend direkt nach Festende vorzunehmen.

„Das geht allerdings nicht“, erklärt Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer auf Nachfrage unserer Zeitung. „Die Anwohner sind durch das Fest schon genug eingeschränkt“, so seine Argumentation, da könne man ihnen „den Lärm des Abbaus in den Nachtstunden vor einer Arbeitswoche nicht auch noch zumuten.“

Aber auch angesichts dieses abschlägigen Bescheids machte bislang kein angemeldeter Verein in Rohrhof einen Rückzieher – wenngleich an der Tatsache des Abbaus erst ab Montag Kritik geübt wurde. Es sei kaum möglich, an diesem Werktag Helfer zu finden, die sich nach dem Fest auch noch Urlaub nehmen würden und könnten, um die Stände und Zelte wieder abzubauen, erklärt ein Vorstandsmitglied eines teilnehmenden Vereins.

Ein gesunder Mix aus Ortsvereinen und Standbetreibern aus dem Umland beim Rohrhofer Sommerfest

Gleichwohl sieht Triebskorn auch in diesem Sommerfest wieder einen Spiegel der Aktivitäten im Ort, da die Mehrzahl der Standbetreiber aus Brühl und insbesondere Rohrhof stammten. „Es ist ein Schaufenster unserer Freizeitangebote“, ist sich Triebskorn über jede Menge unverwechselbaren Lokalkolorit beim Sommerfest in Rohrhof sicher. Das Straßenfest biete damit einen „gesunden Mix“ aus örtlichen und Standbetreibern aus dem Umland.

Schwieriger, das räumt auch er ein, dürfte die Lage bei der Brühler Straßenkerwe im Herbst ein. Da müsste die Stände inklusive Auf- und Abbau fünf Tage lang betreut werden – keine leichte Aufgabe für die Ortsvereine, sagt Triebskorn.

Und Jochen Ungerer als Motor der Straßenkerwe im Rathaus kann da nur zustimmen. Es sei zwar noch eine ganze Zeit hin bis zu diesem besonderen Großereignis, doch bislang hätten gerade einmal zwei Vereine ihre Teilnahme verbindlich zugesagt.

„Natürlich werden da noch mehr Teilnehmer aus der örtlichen Vereinswelt dazu kommen“, zeigt sich der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung überzeugt, „aber es wäre letztlich gut für unsere Planung, wenn wir rechtzeitig Informationen erhalten würden, wer dabeisein möchte und wer auf eine Teilnahme verzichtet“, sagt der Mann aus dem Rathaus.

Fehlende Helfer sind ein gängiges Problem bei Brauchtumsveranstaltungen

Man höre – wie gesagt – immer wieder die Klage, dass die Vereine nicht über genügend Helfer verfügen würden. Den Vorständen der einzelnen Vereine sei hingegen sehr wohl bewusst, welcher finanzieller und werbewirksamer Nutzen für den eigenen Verein hinter einer Teilnahme stehe.

„Doch ist es aber schwer, dass den Mitgliedern der Vereine zu vermitteln“, so Ungerer. Aus seiner Sicht sei man gern bereit, einen Kuchen zu spenden, aber einen aktiven Dienst am Stand zu übernehmen, das gehe vielfach über die Bereitschaft eines Engagements der Mitglieder hinaus. Die Folgen waren bei der Straßenkerwe im vergangenen Jahr zu sehen: Eine verkürzte Festmeile und sehr wenig Präsenz örtlicher Vereine.

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Dabei winkt den teilnehmenden Gruppen aus Brühl neben dem Prestige und den Einnahmen für die Vereinskasse noch ein zusätzlicher Finanzzuschuss seitens der Gemeinde als Vereinsförderung.

„Es dürfte also alles dafür sprechen, einen Stand bei der Straßenkerwe aufzubauen“, so Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, scheinen viele Vereinsmitglieder mit dem Goethe-Zitat entgegenzuhalten. Erst, wenn es bei der nächsten Mitgliederversammlung darum gehe, dass man die Beiträge erhöhen muss, weil die Einnahmequelle Feste verloren gegangen sei, wäre die Kritik wieder groß, meint der Mann, der im Rathaus auch für die Brühler Vereine zuständig ist. „Ohne die Einnahmen aus den Straßenfestes wird vieles im Angebot plötzlich nicht mehr möglich sei – aber darüber denkt niemand nach“, kritisiert Ungerer.

Identifikation und Gemeinschaft sollen geschaffen werden

Dabei beinhalte eine Vereinsmitgliedschaft mehr als bloß den Obolus zu zahlen und an den internen Veranstaltungen teilzunehmen. „Vereine brauchen Identifikation und dazu gehört es auch, nach außen als Gemeinschaft aufzutreten.“ Vereine wie die Chorgemeinschaft mit eher höherem Altersdurchschnitt würden es dabei in Brühl eher gebacken bekommen, als die mit jüngeren Mitgliedern.

Doch bei der Straßenkerwe sehe das bislang mau aus – eben die genannten zwei Anmeldungen. „Hoffentlich ändert sich das noch bis zum Anmeldeschluss, ansonsten wird die Kerwe ein seelenloses und austauschbares Fest der Wirtschaftsbetriebe von außerhalb.“ Aber, so zeigt sich Ungerer nach der Flaute im vergangenen Jahr, doch wieder zuversichtlich: „Für die Kerwe ist der Anmeldeschluss noch eine Zeit hin.“

Die Thematik der Attraktivität einer Teilnahme an den Straßenfestes ist übrigens an diesem Dienstagabend, 13. Juni, Thema bei der Vereinsvertretersitzung.

Redaktion

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