Infrastruktur

Viele Straßen in Brühl sind ein echter Flickenteppich

Unzählige Brühler Straßen befinden sich in einem nicht adäquaten Zustand. Sanierungs- und Bauarbeiten sorgen für viele überarbeitete Stellen im Asphalt.

Von 
Ralf Strauch
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Dieser Blick in den Heiligenhag zeigt deutlich, dass die Gemeindestraßen an vielen Stellen wegen der häufigen Bauarbeiten ausgebessert worden sind – entstanden ist dadurch ein Flickenteppich. © strauch

Brühl. Deutschland verfügt über ein großes und engmaschiges Verkehrsnetz aus Straßen. Allerdings ist dessen Substanz aufgrund der jahrzehntelangen Vernachlässigung in großen Teilen sanierungsbedürftig. Es bröckelt gewaltig. Gerade jetzt im Winter genügen eine lädierte Fahrbahn und ein wenig Frost, um die nächste Schlagloch-Epidemie auszulösen. So wie eigentlich seit Jahren schon.

Zwar ist die Landesstraße L 599 zwischen dem Verkehrsknotenpunkt im Norden der Gemeinde und der Verkehrsader von Schwetzingen nach Hockenheim im vergangenen Jahr nach einiger Wartezeit dann doch endlich vorbildlich saniert worden – einzelne Baumaßnahmen werden zurzeit noch abgeschlossen – doch der Bund räumt insgesamt Versäumnisse bei der Infrastruktur ein. Mehr als ein Drittel aller deutschen Landesstraßen befinden sich demnach laut Bundesverkehrsministerium in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand.

Infrastruktur schwächelt

Das sogenannte Musterländle liegt da absolut im negativen bundesweiten Trend. Nur bei knapp 22 Prozent dieser Verkehrswege vergibt das Verkehrsministerium in Stuttgart die Note „sehr gut“. Auf der anderen Seite ärgern sich 84 Prozent der Autofahrer über die vielen Schlaglöcher und 77 Prozent über die unebenen Fahrbahnen, die flächenweise einem Flickenteppich gleichen würden. Dies ergab eine Umfrage eines Autoversicherers.

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Die Infrastruktur schwächelt und das zeigt sich unter anderem bei der Landesstraße 630 in Brühl – also der Ortsdurchfahrt mit Schwetzinger und Ketscher Straße. Diese wichtige Verbindung präsentiert sich seit Jahren mit immer schlechter werdender Asphaltdecke. Die Gemeindeverwaltung wollte dem Verkehrsträger – also dem Land, vertreten durch das Regierungspräsidium – vor einigen Jahren bereits planerisch, bei der Auftragsvergabe und der Überwachung der Arbeiten unter die Arme greifen, doch dann scheiterte es plötzlich an der Verfügbarkeit der entsprechenden Tief- und Hochbaubauexperten im Rathaus, die mit zahlreichen anderen Projekten der Kommune seit vielen Monaten zeitlich zu stark eingebunden seien.

Änderung nicht absehbar

Und so zeigt sich auf dieser Landesstraße nicht, dass sich irgendwann in absehbarer Zeit etwas am Zustand der bröckelnden Asphaltdecke ändert. Derzeit werden die Straßenbauplanungen des Regierungspräsidiums (RP) für das noch junge Jahr mit den zuständigen Ministerien in Stuttgart abgesprochen, erklärt die RP-Sprecherin Irene Feilhauer auf unsere Nachfrage bezüglich dieser Landesstraße. Demnach könne zurzeit noch nicht gesagt werden, ob die L 630, nachdem sie vor Jahren dort schon einmal stand, auch 2022 priorisiert in die Planung des Landes aufgenommen werde oder nicht – „doch bis Ende Februar sollte da wohl eine entsprechende Entscheidung vorliegen“, meint Feilhauer.

Bereits 2019 war allerdings eben genau über diesen Katalog angekündigt worden, dass dieser Straßenabschnitt für 300 000 Euro saniert werde. Passiert ist seitdem aber bekanntlich nichts – andere Baustellen auf parallel verlaufenden Strecken wurden als Grund angeführt. Diese Bauarbeiten sind aber inzwischen abgeschlossen. Noch ist die Entscheidungsfindung zur L 630 offen.

Schlechte Ortsstraßen im Blick

Für bundesweit 72 Prozent der Autofahrer sind zudem die Straßen in geschlossenen Ortschaften inzwischen schon in einer unzumutbar schlechten Situation. „Der allgemeine Straßenzustand ist aktuell zu einer Herausforderung für Mensch und Material geworden“, so die Bilanz der bundesweiten Umfrage.

Und auch zahlreiche Brühler Abschnitte, in denen die Kommune selbst verantwortlich ist, zeigen sich nicht wirklich im Vorzeigemodus. Da wurde das Glasfaserkabel für die schnelle Kommunikation mit der Welt verlegt. Kanäle werden gemäß Eigenkontrollverordnung saniert. Durch die Nachverdichtung entstehen neue Häuser, die ans Abwassernetz angeschlossen werden. Fernwärme wird immer häufiger gewünscht. Asphaltdecken reißen auf und müssen mit Bitumen verfestigt werden. All diese Bautätigkeiten schreiben ihre Geschichte in den Asphalt.

„Trotzdem stehen wir da im Vergleich zu dem Straßenabschnitt der L 630 noch vergleichsweise gut da“, relativiert Bürgermeister Dr. Ralf Göck auf unsere Nachfrage die Situation der Gemeindestraßen. Doch kaum eine Straße in Brühl, die inzwischen nicht einem Flickenteppich gleicht. „Wir haben das sehr wohl im Blick“, versichert der Verwaltungschef, „und wissen von einem bestimmten Nachholbedarf“. Doch fehle im Rathaus die personelle Ausstattung, um dieser Aufgaben tatsächlich zeitnah gerecht werden zu können, so Göck.

„Wir werden aber sicherlich mittelfristig aktiv werden“ , verspricht Göck und verweist auf die Uhlandstraße. Dort war die Verschleißdecke in so schlechtem Zustand, dass ganze Brocken Asphalt sich lösten. Die Sanierung wurde – nach unserer Berichterstattung darüber – mit Bitumen durchgeführt. An manchen Stellen weist die Straße nun allerdings größere Flächen des insbesondere bei Sommerhitze zähklebrigen Füllmittels auf, als dass eine echte Asphaltschicht zu erkennen ist. „Da steht die Sanierung sicherlich ganz oben an – sobald wir die Kapazitäten dafür haben“, betont Göck.

Prioritätenliste steht

Und noch weitere Straßen seien für eine Komplettsanierung der Verschleißdecke vorgesehen, doch das brauche halt seine Zeit, entschuldigt sich Göck im Gespräch mit unserer Zeitung. Es gibt eine Prioritätenliste, auf der beispielsweise die Erneuerung der Uhlandstraße ziemlich weit oben stehe. Doch gebe es so viele Bauaufgaben im Ort, dass man erst nach und nach daran gehen könne, diese Liste wirklich entsprechend abzuarbeiten.

Und dann macht er aus seinem Herzen keine Mördergrube: In der Bismarckstraße seien beispielsweise die Anwohner angeschrieben worden, ob sie einen Wärmeanschluss planten. Nachdem es keine Rückmeldungen gegeben habe, sei die Straße dort ganz neu asphaltiert worden – kein Jahr später sei der erste Anwohner wegen eines neuen Fernwärmeanschlusses gekommen, weitere folgten – inzwischen ist die frisch gemachte Straße wieder von zahlreichen Flicken übersäht. „Das ist schon ärgerlich, wenngleich wir diese Form der Wärmenutzung ja im Prinzip befürworten, aber wir kommen da den Maßnahmen einfach nicht hinterher“.

Ein Positivbeispiel der Sanierung ist die Görngasse. Dort hat der Energieversorger MVV beschlossen, die Anwesen bei Interesse auch ans Fernwärmenetz anzuschließen. Dazu muss der Straßenbelag teilweise aufgerissen werden, um die Rohre zu verlegen.

Zusammenarbeit angestrebt

Am Ende würde sich die Straße dann nach weiteren zusätzlichen Arbeiten am Kanal- und Trinkwassernetz in einem nicht mehr tragbaren Zustand befinden, urteilte man im Mai 2021 im Rathaus. So einigten sich Gemeindeverwaltung und Energieversorger, Nägel mit Köpfen zu machen.

Nach den Sanierungsmaßnahmen – sie werden wohl in wenigen Tagen beginnen – soll die Straße einen komplett neuen Fahrbahnbelag erhalten. Die Kosten von 300 000 Euro wollen sich beide Partner bei diesem Projekt hälftig teilen.

Redaktion

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