Brühl. Der Deutsche Mühlentag findet seit einigen Jahren am Pfingstmontag statt. Damit soll den Menschen die Bedeutsamkeit des vielfach in Vergessenheit geratenen Handwerks der Müller bewusst gemacht werden. Mühlen repräsentieren die herausragende technische Erfindung des Menschen, aus Korn Mehl zu mahlen. Aus Mehl wird Brot gebacken und Brot ist wiederum ein Grundnahrungsmittel der Deutschen.
Und obwohl Brühl auf eine lange Mühlenkultur im Ort verweisen kann, ist eine Teilnahme am Mühlentag unmöglich, denn bis auf die beiden nach den Mühlen benannten Straßen gibt es nichts mehr, das an das Handwerk erinnert. Höchstens noch ein Spruch aus den umliegenden Gemeinden, denn da war man sich einst einig: „Briehl hott ned viel, außa a Miehl – un die g’hert ned zu Briehl“. Der letzte Müller aus der Hufeisengemeinde ging seinem Handwerk nämlich wenige Meter hinter der Ortsgrenze zu Schwetzingen nach. Und zwar dort, wo heute die Mühlgasse auf den Damm bei den Schwetzinger Wiesen trifft. Doch – ein trauriges Jubiläum – vor einem halben Jahrhundert wurde auch diese Mühle abgerissen.
Erster Müller wird erwähnt
Doch blicken wir weiter in die Chronik der Brühler Mühlen zurück. Die erste verbriefte Nennung einer „Schwetzinger Mühle bei Brühl“ datiert ins Jahr 1423. Damals kaufte der Pfalzgraf Ludwig ein Viertel des ansonsten den Domherren von Speyer gehörenden Ortes mit zugehörigen Fischereien, Wasserläufen, Leuten, Gütern und eben Mühlen. Damit gehörte diese Mühle zur Kurpfalz.
Dann dauert es sehr lange, bis eine Mühle in den Annalen auftaucht. 1716 übernimmt der Müller Johann Adam Dieffenbacher, der aus Baiertal stammte, diese Mühle. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe Eva den Müller Johann Michael Stegmüller – nach ihm wurde die Mühle fortan in den Abgabenbüchern geführt.
Doch die am Leimbach gelegene Mühle hatte mit Problemen zu kämpfen – mal kam zu viel Wasser den Leimbach herunter, weil beim Schloss Schwetzingen Stauwehre entfernt wurden, mal staute sich das Wasser wegen Rheinhochwassern. In beiden Extremsituationen war der Müller übel dran, denn er konnte das angelieferte Korn nicht mahlen. Die Mühle wechselte so mehrfach die Besitzer.
1787 kam Carl Walter durch eine Zahlung von 9000 Gulden in den Besitz der Stegmühle, ließ sie abreißen und von Grund auf neu bauen. Das wiederum gefiel den kurpfälzischen Behörden nicht, die einen Rückbau forderten. Walter warf das Handtuch und verkauft wenige Jahre später die Mühle an Georg Gund aus Neckar-au. Einige Besitzer später wird im Revolutionsjahr 1848 Johann Schrank neuer Müller und baut die Anlage auf immerhin fünf Mahlgänge aus. Dafür nutzt er neben der Kraft des Leimbachs auch die revolutionären Pferdestärken einer Dampfmaschine.
Verlegung des Bachlaufs
1937 wurde der Lauf des Leimbachs verlegt „Sie hatte sich damals auf das Mahlen von Roggenmehl spezialisiert“, verrät der frühere Wiesenwart Albert Fichter im Gespräch mit unserer Zeitung.
Für jede Kornart müsse das Mahlwerk ganz speziell eingestellt werden, erklärt Fichtner. Und da in der Region Roggen neben Weizen, Rüben und Tabak zur üblichen Fruchtfolge gehörte, habe die Mühle immer gut zu tun gehabt.
Doch nun wurde dem Müller das Wasser abgegraben, da er allerdings auf uralte Rechte pochen konnte, musste ihm die Reichsverwaltung eine Alternative bieten. Es wurde eine spezielle Turbine am Leimbach erreichtet – das turmförmige Haus stand lange seitlich der Ketscher Straße bei der Brücke am heutigen Kreisel – und versorgte die Mühle mit Strom als Energiequelle. An diese Zeit erinnert übrigens noch das Turbinenrad im Zentrum der Skulptur auf dem Kreisel.
Nicht konkurrenzfähig
Im Mai 1968 übernahm Karl Eder die Mühle und versuchte mit den industriellen Mühlen den Konkurrenzkampf aufzunehmen. Vergebens – seit 1970 drehten sich die Mahlwerke in Brühl nicht mehr. Auch der Einbau von zwei Walzstühlen mit jeweils vier Mahlgängen und einer Schrotmühle hatte das Aus nicht verhindern können. Zwei Jahre später wurde mit dem Abriss der Mühle begonnen.
Es gab neben der Stegmühle, die ja auf Schwetzinger Gemarkung lag, noch eine echte Brühler Mühle, die sogenannte Dornmühle. Wie sie zu ihrem Namen kam, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass die Eheleute Johann und Anna Ritzmüller 1715 von der Gemeinde Brühl drei Morgen Land im Bannholz — das Gelände liegt heute etwa dort, wo die alte Eisenbahnbrücke über den Leimbach führt – kauften, um an dieser Stelle eine Mühle zu errichten. Man geht davon aus, dass Ritzmüller die Mühle mit einem oberschlächtigen Wasserrad betrieben hat. Er baute nämlich einen zusätzlichen Mühlgraben, Mühlbach genannt, und ein Stauwehr. Nach dem Laagebuch war Schultheiß Georg Merckel 1771 der letzte Müller dort. Drei Jahre später wurde der Mühlgraben zugeschüttet, die Mühle abgerissen.
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