Verwaltungsbericht

Wer ist in Brühl ein Otto Normalverbraucher?

Die Brühler Gemeindeverwaltung hat ein umfangreiches Zahlenwerk aufgelegt, das die statistischen Werte für das vergangene Jahr auflistet. Ein Überblick über Geburtenrate, Gewerbe und Lebensstandard.

Von 
Ralf Strauch
Lesedauer: 
So sah Brühl aus, als der „Otto Normalbrühler“ geboren wurde. Links unten das Schul- und Sportzentrum beidseitig des Schrankenbuckels, in der Mitte das Freibad Brühl. © Heimatverein Brühl

Brühl. Der Begriff Otto Normalverbraucher entstand in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und wurde durch den Film „Berliner Ballade“ von 1948 populär, in dem Gert Fröbe die Hauptrolle spielte. Der Begriff bezieht sich auf den typischen deutschen Durchschnittsmenschen. Wie sieht der in Brühl aus? Der nun vorgelegte Verwaltungsbericht für die Kommune gibt neben vielen anderen Informationen auch darüber Auskunft.

Der durchschnittliche Brühler ist knapp 46 Jahre alt – damit wurde er 1979 geboren. Er ist damit etwas älter als die Deutschen im Schnitt, denn das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland lag Ende 2024 bei 44,9 Jahren. Dabei ist das Durchschnittsalter von Frauen mit 46,2 Jahren höher als das der Männer mit 43,5 Jahren, was vor allem auf die höhere Lebenserwartung der Frauen zurückzuführen ist, so das Statistische Bundesamt.

Niedrige Geburtenrate bei den Brühlern

Damals zählte die Gemeinde noch rund 13.000 Einwohner. Inzwischen wohnen rund 1.400 Menschen mehr in der Hufeisengemeinde. Auffällig ist, dass 2024 in Brühl lediglich 94 Kinder geboren wurden. Das ist der niedrigste Wert seit Jahren, wie der Verwaltungsbericht aus dem Rathaus ausweist. Normalerweise wurden in den vergangenen Jahren zwischen 105 und 140 Babys in den Brühler Familien begrüßt. Man muss schon in die Jahre vor 2010 zurückblicken, um eine ähnlich niedrige Geburtenrate wie im jüngsten Berichtszeitraum in Brühl zu finden.

Den 94 Geburten stehen 221 Sterbefällen gegenüber. Diese Diskrepanz und das höhere Durchschnittsalter sind sicherlich den vielen attraktiven Wohnangeboten für Senioren in der Gemeinde geschuldet. Fast 26 Prozent der Einwohner sind älter als 65 Jahre – zum Vergleich: 1990 waren es noch rund 13 Prozent. Dass die Brühler Einwohnerzahl dennoch gestiegen ist, lässt sich mit dem Zuzug von außerhalb erklären, denn 2024 wurden 876 Einwohner neu angemeldet, während 727 den Ort verließen.

Gewerbezahl in Brühl auf gleichbleibendem Niveau

An Wohnbaufläche weist der Verwaltungsbericht in Brühl 155 Hektar aus, was bedeutet, dass der Durchschnittsbrühler rund elf Quadratmeter der Brühler Gemarkung sein Eigen nennt – der Wohnraum jedes Einzelnen liegt natürlich höher, weil auf der Fläche ja zumeist auch mehrere Stockwerke nach oben gebaut wird.

Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen halten sich 2024 in Brühl die Waage – 116 Betriebe stellten ihre Arbeit ein, 116 kamen neu hinzu. Und so gibt es unter dem Strich 1.180 Betriebe im Ort – das sind etwa so viele wie im Jahr zuvor. Blickt man weiter über die vergangenen 20 Jahre zurück, ist das ein Rekordwert. Und noch weiter zurück: 1990 waren es beispielsweise rund 100 Betriebe weniger.

Mehr zum Thema

Wetterkapriolen

Dunkle Wolken über dem Brühler Freibad: So trotzen Stammgäste dem Wechselwetter

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren
Sicherheitsmaßnahme

Badeverbot am Brühler Kollersee wegen Keimbelastung

Veröffentlicht
Von
Connie Lorenz-Aichele
Mehr erfahren
Energieversorgung

MVV Netze übernimmt Straßenbeleuchtung in der Region Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Pressemitteilung
Mehr erfahren

In Brühl fanden damit 2.516 Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. 28 Prozent davon im produzierenden Gewerbe, 26 Prozent in Handel und Gastgewerbe. Das durchschnittliche Bruttogehalt für Brühler Vollzeitbeschäftigte liegt einer aktuellen Erhebung zufolge derzeit bei etwa 4.537 Euro pro Monat, was einem Jahresgehalt von 54.444 Euro vor Steuern und Abgaben entspricht. Damit liegt Brühl etwas unter dem Deutschlandschnitt, der im vergangenen Jahr pro Monat 4.634 Euro ausweist.

Jeder Einwohner Brühls besitzt rechnerisch gesehen drei Viertel eines Autos

Gestiegen ist die Zahl der Menschen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch erhalten. Sie umfassen eine Vielzahl von Unterstützungsleistungen, die darauf abzielen, Menschen in verschiedenen Lebenslagen zu helfen und ihre soziale Teilhabe zu sichern. 1.427 Menschen, also gut jeder zehnte Brühler, erhielt im vergangenen Jahr solche Gelder. Rund 200 von ihnen, da zeigt der Trend nach unten, wurden laut Asylbewerberleistungsgesetz unterstützt. Arbeitslos waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 294 Menschen gemeldet – ein recht hoher Wert im Vergleich zu den Vorjahren.

Jeder Einwohner der Hufeisengemeinde – vom Baby bis zum Greis – besitzt rein rechnerisch drei Viertel eines Autos. Diesen Brühler Autofahrern – aber natürlich auch Gästen von außerhalb – wurden im vergangenen Jahr 4.888 Verwarnungen und Bußgelder vom kommunalen Ordnungsamt ausgesprochen. Das ist fast jeder zweite Wagen. Anhand all dieser Zahlen kann nun jeder Brühler für sich entscheiden, ob er ein „Otto Normalbrühler“ ist oder nicht.

Redaktion

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke