Kommunalpolitik

Amtseinführung in Eppelheim: Bürgermeister Matthias Kutsch setzt auf Aufbruchstimmung

Matthias Kutsch ist offiziell in sein Amt als Bürgermeister von Eppelheim eingeführt. Das sind seine Ziele

Von 
Stefan Kern
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Eppelheims Bürgermeister Matthias Kutsch die Amtskette, überreicht von seinem Stellvertreter Linus Wiegand. © Wolfgang Gans

Eppelheim. Die Startbedingungen der Stadt mit ihrem neuen Bürgermeister sind nicht ideal. Die finanzielle Lage ist eher düster und die Gestaltungskraft damit in der Nähe der Marginalität. Doch die Verpflichtung und Vereidigung des neuen Bürgermeisters Matthias Kutsch kann man als Statement gegen die Gefahr des Trübsalblasens lesen.

Eppelheim, davon zeigte sich Kutsch in seiner Rede überzeugt, sei wie eine große Familie und gemeinsam könne man viel erreichen. Das wichtigste Ziel sei, ein „bestmögliches Miteinander“. Und das könne gelingen, wenn, wie es in Familien sein sollte, jeder seinen Teil mit dazu beitrage. Eine Sicht, die quer durch die breite Front der Grußwort-Sprecher geteilt wurde.

Für den CDU-Bundestagsabgeordnete Olav Gutting ist es gar die magische Formel für den Erfolg des Landes: „Baden-Württembergs Erfolgsgeschichte fußt auf starke Kommunen mit starken Bürgermeistern.“ Nach der rund zweistündigen Gemeinderatssitzung in der Rudolf-Wild-Halle herrschte eine Art beeindruckende Aufbruchstimmung. Die Lage ist schwierig, aber Tun und Handeln machten nach wie vor einen Unterschied. Am Ende entscheide stets der Mensch, wie sich das mit der Gemeinschaft weiterentwickelt.

Eppelheims Bürgermeister wird in sein Amt mit zahlreichen Ehrengästen eingeführt

Nachdem der Spielmannszug der Feuerwehr den Abend eingeläutet hatte, trat der erste Bürgermeisterstellvertreter Linus Wiegand ans Rednerpult und begrüßte die vielen Gäste, Ehrenbürger und Honoratioren. Der Bahnhof für Kutsch war beachtlich. Neben Gutting, dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (beide CDU) und Grünen-Staatssekretär Dr. Andre Baumann waren auch das CDU-Urgestein Professor Dr. Karl Lamers, der frühere baden-württembergische Innenminister Heribert Rech, Landrat Stefan Dallinger, die Oberbürgermeister und Bürgermeister Matthias Steffan, Lisa Schlüter (Schwetzingen), Nils Drescher (Plankstadt), Dr. Ralf Göck (Brühl) und Jürgen Odszuck (Heidelberg) genauso vor Ort, wie der komplette Eppelheimer Gemeinderat und eine große Anzahl an Bürgern.

Zahlreiche Ehrengäste sind bei der Amtseinführung von Eppelheims Bürgermeister Matthias Kutsch (Mitte, mit Kette) anwesend. © Wolfgang Gans

Wiegand zeigte sich durchaus erleichtert, dass seine fünfmonatige Zeit an der Spitze der Stadt zu Ende ging. Er habe die Verwaltungsseite neu kennengelernt und das durchaus mit Respekt. Die Vereidigung, die Verpflichtung Kutschs samt Übergabe der Amtskette ging dann schnell und unprätentiös vonstatten.

Nach der Nationalhymne, die der Sängerbund Germania zum Besten gab, wandte sich der nun gekürte Bürgermeister an die Bürger. Kurz erinnerte er an die Zeit nach seiner Wahl in den Heidelberger Stadtrat und dem dann alles verändernden Anruf aus Eppelheim. Zu Beginn herrschte in ihm Skepsis. „Doch die Eppelheimer sind hartnäckig und irgendwann war ich doch überzeugt, dass das passen könnte.“

Eppelheimer Bürgermeister Matthias Kutsch: „Stets das Beste für die Stadt und ihre Menschen“

Heute sei er froh, dass er sich habe überzeugen lassen. Das Ergebnis erfülle ihn mit Stolz, bedeute aber auch Verantwortung. Verantwortung, der er nur gerecht werden könne, wenn die Bürger mitzögen. „Man erreicht nie etwas ganz allein.“ Die Aufgabe, die es zu bewältigen gebe, sei nicht klein. Frei nach Alexander Humboldt und seinem Diktum, dass alles mit allem zusammenhänge, zeichnete er ein Bild, das keinen Zweifel daran lässt, dass man als Bürgermeister gefordert sei. Tarifeinigung im öffentlichen Dienst, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine oder die Inflation wieder bei 2,6 Prozent, alles schlage bis hier durch und habe Einfluss. Es seien wahrlich schwierige Zeiten, aber die Ausrichtung seines Kompasses sei stabil: „Stets das Beste für die Stadt und ihre Menschen“.

Nach einer kurzen musikalischen Pause, wieder mit dem Sängerbund, begann dann der Grußwortreigen. Landrat Dallinger lenkte den Blick ebenfalls auf die durchaus herkulischen Aufgaben. 2022 erwirtschafteten die Kommunen Deutschlands noch einen kleinen Überschuss von 4,3 Milliarden Euro. Ein Jahr später wurde daraus ein Minus von 6,3 Milliarden Euro. Und im vergangenen Jahr eskalierte dieses Minus auf 24,3 Milliarden Euro. 15 Jahre sei er im Amt, aber so etwas habe er noch nie erlebt.

Der Eppelheimer Spielmannszug sorgt bei der Amtseinführung von Bürgermeister Matthias Kutsch für den musikalischen Teil des Abends. © Wolfgang Gans

Gerichtet an die Landes- und Bundespolitiker betonte der Landrat, dass man Kommunen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben nicht allein lassen dürfe. Vor allem bei Betriebskosten würde allzu oft weggeschaut. Dabei seien das, wie man bei der Ganztagsbetreuung von Kindergarten bis Grundschule gut sehen könne, die wahren Kostentreiber. Es sei hier im Lokalen, wo sich zeige, ob ein Staat funktioniere. Die Aufgaben seien zu schaffen, aber es brauche den Schulterschluss aller Akteure.

Glückwünsche aus den umliegenden Gemeinden und Städten

Eine Sicht, die Odszuck, erster Bürgermeister Heidelbergs, bekräftigte. Dabei beglückwünschte er die Eppelheimer für ihre Wahl. Auch der Plankstadter Kollege Drescher glaubt, dass Kutsch einen Gewinn darstelle. Für Eppelheim wie für die kommunale Familie, die mehr sei als nur zwei Wörter. Nach einem Ständchen der Stadtkapelle versprach Gutting, dass Eppelheim, obwohl es keinen eigenen direkten Vertreter mehr im Bundestag habe, gehört werde.

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Und auch die Pfarrerinnen Michaele Schmittberg und Victoria Wilke sowie der Dekan Johannes Brandt versprachen, sich an dem Aufbruch zu beteiligen. Vor allem Familien und Kinder bräuchten die mutige Tat, auf die Gott, so Schmittberg, warte.

Und bevor die Band des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums den Ton deutlich veränderte, erinnerte der Sprecher der Eppelheimer Vereine Thomas Hübler an die Bedeutung des Ehrenamtes. Die Wertschätzung für das Ehrenamt sei zu spüren. Und das sei ein Grund zur Freude, „denn ohne Ehrenamt geht in Eppelheim nichts“. Es war eine schwungvolle Veranstaltung und von diesem Schwung möchte Kutsch möglichst viel mit ins Rathaus nehmen. Angefangen, so ist zu hören, habe er ja gut. Jetzt gelte es, am Ball zu bleiben.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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