Eppelheim. Lässt man das Jahr 2021 Revue passieren, drängt sich vor allem ein Thema in den Vordergrund: Corona. Dabei war abseits von Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und Lockdowns in Eppelheim noch so viel mehr los.
Tops und Flops 2021
Tops
- Autonom unterwegs: Das CURE-Team der DHBW tritt mit E-Fahrzeug „Eva“ international bei der Formula Student an und ist dabei das erste Mal autonom unterwegs.
- Impfen gegen Corona: Die Stadt und die Ahmadiyya Muslim Gemeinde organisieren Impfaktionen und leisten so einen Beitrag gegen Corona.
- Digitale Kampagne: Präsenzveranstaltungen müssen zwar ausfallen, das hält den Eppelheimer Carneval Club aber nicht davon ab, Fasnacht zu feiern – die Kampagne wird kurzerhand ins Netz verlegt.
- Blitzbesuch: Rapper Farid Bang besucht Eppelheim und stellt seinen Tabak vor.
- Auflösung abgewendet: Das Bürgerkontaktbüro findet doch noch einen Vorsitzenden – die Auflösung kann abgewendet werden.
- Solidarität: Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal bringen zahlreiche Eppelheimer Sachspenden.
- Gemeinsam gärtnern: Der Interkultureller Gemeinschaftsgarten blüht und trägt Früchte.
- Engagement: Jugendliche sollen in politische Entscheidungen einbezogen werden. Der dafür erstellte Fragebogen wird von vielen Teenagern ausgefüllt.
Flops
- Gesprengt: Unbekannte Täter sprengen in der Nacht einen Geldautomaten und entkommen mit rund 120 000 Euro Bargeld.
- Illegal getroffen: Im Januar treffen sich über 40 Personen und verstoßen so gegen die Corona-Verordnung. Die Polizei löst das Treffen auf.
- Abgestochen: Ein Streit zwischen zwei Männern eskaliert und endet mit einem Messerstich. Rettungskräfte bringen die Verletzten ins Krankenhaus.
- Geld ergaunert: Ein 15-Jähriger bringt eine Seniorin mittels Enkeltrick um 15 000 Euro. Das ist leider kein Einzelfall.
- Unverständnis: Capri-Sun tauscht aus Gründen der Nachhaltigkeit seinen Plastiktrinkhalm gegen ein Pendant aus Papier ein. Im Netz hagelt’s dafür mächtig Kritik.
Gleich im Februar sorgte beispielsweise ein mysteriöses Paket für einen Großeinsatz bei den Wild-Werken. Beim Öffnen des Pakets kam es zu einer Explosion, ein Mitarbeiter erlitt ein Knalltrauma. Sieben Monate lang saß der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft, im Oktober hob das Landgericht Heidelberg den Haftbefehl gegen den Rentner, der seine Unschuld beteuerte, auf – und sprach den Angeklagten Ende des Jahres frei.
Heiß diskutiert am Ratstisch wurde die Ansiedlung eines großen Edeka-Marktes im Süden. Letztendlich erteilte der Gemeinderat ganz knapp die Absage. Während für die Eppel-heimer Liste und die Grünen die Nachteile überwogen, hielten CDU/FDP und SPD das Vorhaben im Sinne der Bürger für notwendig. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Sondergebiet Gewann Lochäcker“ war damit endgültig vom Tisch.
In Sachen Verkehr war wohl nichts so einschneidend wie die Bauarbeiten an der Endhaltestelle Kirchheimer Straße. Von Ende Juni bis Ende Oktober gab es dort keinen Bus- und Bahnbetrieb, stattdessen Baulärm und Einschränkungen für den Autoverkehr im Bereich der Hauptstraße und Schwetzinger Straße. Doch das Ergebnis spricht für sich: Die Haltestelle ist seit den Umbauarbeiten barrierefrei und auch für modernere Straßenbahnen zugänglich. Die nicht geringen Kosten von 2,75 Millionen Euro für das Projekt musste die Stadt dank Förderung durch Kreis und Land nicht alleine stemmen.
Daneben ging es auch um die Gestaltung der Hauptstraße. Bürgerbeteiligung wird in Eppelheim groß geschrieben und so brachten sich auch hier Eppelheimer in die Planung mit ein. Angestrebt wird eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs – der Fokus soll stattdessen mehr auf Fußgänger und Radfahrer gelegt werden. Mit dem neuen Verkehrskonzept, das als Handlungsgrundlage einstimmig vom Gemeinderat angenommen wurde, erhoffen sich die Verantwortlichen eine deutliche Aufwertung des Stadtzentrums.
Mehr als überfällig
Die finanzielle Situation der Stadt sah auch 2021 nicht rosig aus. Im Oktober beschloss der Gemeinderat daraufhin mehrere Maßnahmen zur Konsolidierung des Haushalts. So kam es zu Erhöhungen der Realsteuerhebesätze und der Hundesteuer, gleichzeitig kürzte die Stadt das Schulbudget und strich Stadtfest und Kulturprogramm vorerst. Laut einiger Stadträte und Kämmereimitarbeiter Michael Seip waren die getroffenen Maßnahmen mehr als überfällig, um eine Zwangsverwaltung zu verhindern.
Da kam die Zusage von Ehrenbürger Dr. Hans-Peter Wild, ein Nachfolgeprojekt für die desolate Rhein-Neckar-Halle mit 8 Millionen Euro zu finanzieren, mehr als recht. Die Glanzzeiten der Rhein-Neckar-Halle sind nämlich längst vorbei, ihre Tage gezählt. Zum 50. Geburtstag war man daher nicht so richtig in Feierlaune. Im Gegenteil: Bürgermeisterin Patricia Rebmann sprach sich für den Abriss aus. Die Planungen für einen möglichen Ersatzbau sind allerdings noch nicht aufgenommen worden.
Im Jahr 2021 wurde außerdem die Bestandsaufnahme für das Gewerbegebiet Nord beendet. Das Gebiet soll künftig weiterentwickelt werden – vor allem der Klimaschutz ist dabei im Fokus. Das Projekt „Zukunftsstandort Nord“ wird vom Land mit rund 35 000 Euro gefördert. Man darf gespannt sein, wie sich das Gebiet entwickeln wird.
Die Eppelheimer können auch auf eine gelungene Premiere zurückblicken: Der „Faire Markt“ mit Livemusik des „Huub Dutch Duos“, das obendrein den Kleinkunstpreis des Landes Baden-Württemberg gewonnen hat, lockte viele Besucher an und wies gleichzeitig auf ein wichtiges Thema – den fairen Handel – hin.
Ein Schock war dagegen die Abschiebung einer Mutter mit drei Kindern aus Somalia. Die Familie war gut integriert, lebte seit drei Jahren in Eppelheim. Um 2.30 Uhr stand plötzlich die Polizei vor der Tür – und die Familie wurde nach Polen abgeschoben. Dank des großartigen Engagements der Flüchtlingshelfer und Bürgermeisterin Patricia Rebmann kehrte die Familie kurz vor Weihnachten schließlich wieder nach Hause in ihre alte Wohnung in Eppelheim zurück.
Wechsel an der Spitze des DRK
Obwohl das Vereinsleben von Corona stark gebeutelt war, taten die Vereine ihr Bestes, trotzdem aktiv zu bleiben. Besonders nennenswert ist an dieser Stelle der Wechsel an der Spitze des DRK-Ortsverbandes. Viele Jahre lang war Dieter Hölzel, der 2021 außerdem seinen 80. Geburtstag feierte, Vorsitzender des Vereins; nun gab er das Amt an Helmut Dörr ab.
Abschied nehmen musste Eppelheim in diesem Jahr von einigen geschätzten Bürgern. Der DRK-Ehrenvorsitzende Walter Riegler und Johannes Laping, der nicht nur im Eppelheimer Buchladen engagiert war, sind beide im April verstorben. Ende des Jahres kam außerdem die traurige Nachricht, dass Ehrenbürgerin Inge A. Burck gestorben ist. Bleibt zu hoffen, dass 2022 mehr positive Nachrichten bereithält – vor allem im Hinblick auf Corona.
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