Geschichte

Mahnmal-Skulptur in Eppelheim: Kunst gegen das Vergessen

Martina Nieswandt und Roland Geschwill haben eine Bronzeskulptur in Erinnerung an den Holocaust aufgestellt. Sie lädt zum Nachdenken und Innehalten ein.

Von 
Sabine Geschwill
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Im Vorgarten des Anwesens von Roland Geschwill und Martina Nieswandt steht ein Holocaust-Mahnmal des Künstlers Mátyás G. Terebesi (l.). Bei der Einweihung war auch Bürgermeisterin Patricia Rebmann (2. v. r.) dabei. © Geschwill

Eppelheim. Im Vorgarten von Martina Nieswandt und Roland Geschwill in Eppelheim steht für alle sichtbar eine Skulptur, die mehr ist als ein reines Kunstobjekt. Sie ist als Mahnmal gegen das Vergessen zu verstehen und soll alle Vorbeikommenden zum Innehalten und Nachdenken anregen. Die Bronzeplastik auf dem Privatanwesen des Ehepaars im Konrad-Adenauer-Ring 75 will aufrütteln, aus der Vergangenheit zu lernen.

Optisch erinnert die von Bildhauer Mátyás G. Terebesi auf einem mächtigen Betonsockel platzierte und etwa 80 Zentimeter hohe Skulptur an einen Davidsstern, dessen zwei gleichschenklige Dreiecke in künstlerisch freier Gestaltung auf unterschiedlichen Ebenen zu einem Kunstwerk zusammengefügt wurden und dadurch dem Betrachter verschiedene Ein- und Durchblicke bieten. Sie ist aus Bronze gefertigt und wurde mit Eisennitrat behandelt, um mit dem gewünschten Rosteffekt die Vergangenheit in der Gegenwart zu verankern. Die Skulptur steht für das Leid und Schicksal von mehr als zwei Millionen jüdischen Kindern, die während der Zeit des Dritten Reichs in Deutschland in Konzentrationslager gebracht und dort ermordet wurden.

Gedenkstätte berührt

Das Ehepaar gab die Skulptur nach einem beruflichen Aufenthalt in Israel in Auftrag. Die Betriebswirtin und der Diplom-Psychologe, die beide Geschäftsführer der „Denkwerkstatt für Manager“ in Mannheim sind und Coachings für Unternehmen und Führungspersonen anbieten, besuchten im Oktober 2022 in Tel Aviv nicht nur Start-up-Unternehmen, sondern nutzten ihren Aufenthalt auch für einen Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. „Das berührte uns ziemlich“, gestand Roland Geschwill und sprach von einem „prägenden Erlebnis“.

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Zurück in Deutschland wollte es der Zufall, dass das Paar durch einen guten Freund auf den in Mannheim lebenden Bildhauer Mátyás G. Terebesi aufmerksam wurde. Der 1960 in München geborene Künstler studierte nach dem Abitur Bildhauerei in Toulouse und Budapest. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Kanada kehrte er 1994 zurück nach Deutschland und arbeitet seit nahezu 30 Jahren als freischaffender Künstler in Mannheim. Terebesi setzt sich in seinen Objekten sowohl mit der Vergangenheit als auch mit der Gegenwart auseinander und nutzt sie für politische Aussagen. Er ist ein erklärter Verfechter von Frieden, Freiheit und Demokratie und stellt sich gegen jede Art von Verfolgung und Ausgrenzung. Für ihn ist die persönliche Freiheit eines jeden Menschen nicht verhandelbar. Der Künstler, der schon an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen und n einige „Kunst- am-Bau-Projekte“ realisiert hat, hatte just zu dem Zeitpunkt ein kleines Model einer Skulptur angefertigt, mit dem er sich an einem Objektwettbewerb zum Gedenken ermordeter Juden im Saarland bewarb. Der gemeinsame Freund zeigte den Eppelheimern, die Aktionskunst sehr schätzen und solche bereits auf ihrem Anwesen im Konrad-Adenauer-Ring ausgestellt haben, das von Terebesi angefertigte Mahnmal im Modelformat. „Für uns war schnell klar: Das wollen wir in groß“, erzählte Geschwill, der die Skulptur privat finanzierte.

Die Vorstellung des Künstlers und seines Kunstwerks erfolgte am Wochenende bei einem kleinen Umtrunk, zu dem Familie, Freunde und Nachbarn eingeladen waren. Auch Bürgermeisterin Patricia Rebmann gehörte zu den mehr als 50 Gästen. Wie der Künstler deutlich machte, soll die Skulptur nicht nur an die Gräueltaten des Naziregimes erinnern, sondern auch einen kritischen Blick auf die aktuelle politische Lage im Iran und in Israel werfen.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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