Landwirtschaft

Multitalent Raps blüht bei Eppelheim: Speiseöl, Futtermittel, Kosmetika

Die Pflanze ist laut Bundesinformationszentrum ein echtes Multitalent für Speiseöl, Futtermittel und Farbe. Der Anbau der Pflanze begann vermutlich im späten Mittelalter. Heute wird Raps in viele Bereichen eingesetzt.

Von 
Ralf Strauch und Linda Saxena
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Drohnenaufnahmen aus der Luft zeigen das Naturspektakel: Zwischen Eppelheim und Heidelberg-Grenzhof erstrahlen die Rapsfelder in voller Blüte. © PR-Video

Eppelheim/Region. „Was ist das doch für ein großes, gewürfeltes Tuch, das ich da unten sehe?“, fragt sich Nils Holgersson in der über 100 Jahre alten Geschichte von Selma Lagerlöf, als er auf dem Rücken der Wildgänse über seine schwedische Heimatregion Schonen fliegt. Gelbe Raps- und grüne Kornfelder wechseln sich bei seinem Überflug farbenfroh ab. Die Idee, die Geschichte aus der Vogelperspektive zu erzählen, galt damals als innovativ und visionär. 1909 erhielt Selma Lagerlöf als erste Frau den Nobelpreis für Literatur „auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen“.

Eine ähnliche Geschichte könnte man zurzeit schreiben, wenn man über die Kurpfalz fliegt. Auch über den weiten Feldern zwischen Eppelheim und Heidelberg-Grenzhof erstreckt sich ein farbenfrohes Spektakel, das aus der Luft betrachtet fast wie ein lebendiges Gemälde wirkt. Ein Meer von leuchtend gelben Rapsblüten bildet neben den grünen Feldern einen kontrastreichen Teppich, der die Landschaft in ein lebhaftes Farbspiel taucht.

Harmonisches Gesamtbild in Eppelheim

Die Drohne gleitet sanft über die Felder und fängt die strahlenden Farben ein, die von den Blüten ausgestrahlt werden. Mit Blick auf den kleinen Stadtteil Grenzhof erscheint diese Szenerie noch idyllischer. Die friedliche Ruhe des ländlichen Lebens und die lebendige Pracht der Natur vereinen sich zu einem harmonischen Gesamtbild.

Ein Fahrradfahrer fährt durch die Felder. © PR-Video

Doch der Raps sieht nicht nur schön aus, sondern ist ein „Multitalent“, wenn es um die Verarbeitung geht. Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) können aus der Pflanze Speiseöl, Biodiesel, Futtermittel, Schmierstoff, Farbe und Kosmetika hergestellt werden. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 8,6 Millionen Tonnen Raps verarbeitet, „gut die Hälfte stammt aus heimischer Ernte, die andere Hälfte wird importiert“, heißt es weiter. Daraus werden rund 3,7 Millionen Tonnen Rapsöl hergestellt.

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„Nur etwa ein Viertel davon wurde in der hiesigen Nahrungsmittelindustrie verwendet. Der Rest wurde zur Energiegewinnung sowie für technische Zwecke und als Futteröl eingesetzt, informiert das BZL. Der Raps ist eine noch relativ junge Kulturpflanze. Ursprünglich, so wird in wissenschaftlichen Kreisen vermutet, ist die Pflanze aus einer Kreuzung zwischen dem Wilden Gemüsekohl und Rübsen im Mittelmeerraum hervorgegangen. „Während die frühesten Hinweise des Rapsanbaus in Indien auf 2000 vor Christus datieren, begann die europäische Karriere der Rapspflanze in der Römerzeit“, heißt es auf www.pflanzenforschung. de, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Wegen des hohen Ölgehalts der Pflanzen haben die Römer mit dem Anlegen erster Rapskulturen begonnen. Ursprünglich stammt der Raps demnach aus dem östlichen Mittelmeerraum.

Im Mittelalter wurde bereits Raps angebaut

Entsprechend gilt Raps als relativ junge Kulturpflanze. Der Anbau dieser Pflanze begann in Mitteleuropa erst im späten Mittelalter, wobei der erste planmäßige Anbau in den Niederlanden erfolgte. Aus Raps und Rübsen wurde das „Rüböl“ als Brennstoff für die Öllampen gewonnen. Ausgehend von den Niederlanden hat sich der Raps dann als Kulturpflanze in der norddeutschen Tiefebene ausgebreitet.

Mit Beginn der Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts und dem steigenden Bedarf an technischen Ölen, weitete sich der Anbau in anderen Teilen Deutschlands und Europa aus. Rapsöl setzte sich dann auch in den breiten Bevölkerungsschichten als Nahrungsmittel durch, denn es diente der Herstellung von Margarine, wodurch die Anbaufläche zusätzlich stark erweitertet wurde. Die Pressrückstände wurden damals auch in der Tierernährung verwendet.

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Heute hat sich der Raps zu einem wichtigen Bioenergieträger entwickelt. „Rapsöl wir dabei vor allem für die Biokraftstoffe und Biodiesel genutzt“, schreibt die Initiative für Pflanzenforschung.

Der Duft der Eppelheimer Rapsfelder ist übrigens durchaus umstritten. Während die einen ihn als sommerlich-süß beschreiben, sorgt das intensive Aroma bei anderen für Übelkeit und Kopfschmerzen – sie sagen, die goldgelben Felder riechen nach vergammeltem Kohl. sax/ras

Redaktion

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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