Eppelheim. Vor 25 Jahren wurde aus der Gemeinde eine Stadt. Zum fast gleichen Zeitpunkt wurde im November 1998 die neuerbaute Rudolf-Wild-Halle eingeweiht. Daher gab es am Wochenende für die Bürger der Stadt gleich ein echtes Doppeljubiläum zu feiern. „Wir wollen heute auf die Entwicklung der Stadt und das Erreichte zurückblicken und auf eine vielversprechende Zukunft schauen“, betonte demnach auch Bürgermeisterin Patricia Rebmann in ihrer Begrüßung im gut besuchten Kultursaal in Eppelheim.
Eppelheim habe sich in diesem Vierteljahrhundert zu einem lebendigen Ort entwickelt mit einer beeindruckenden Infrastruktur. Die Stadt sei für ihre Mitbürger nicht nur Wohnort, sondern ein echtes Zuhause. Doch der Weg vom Dorf zur Gemeinde und schließlich zur Stadt sei nicht immer einfach gewesen.
Eppelheim wollte lieber erstklassig sein
Es habe viele Dissonanzen und Herausforderungen bei diesem Thema gegeben – und es hätte mit Blick auf die Stadtwerdung auch anders kommen können. Rebmann erinnerte an einen im Juni 1997 gestellten Antrag des früheren SPD-Gemeinderates und heutigen Ehrenbürgers Lothar Wesch, der die Bürgerschaft um ihre Meinung zur Stadtwerdung befragt sehen wollte und die Auffassung vertrat: „Lieber erstklassig in der zweiten Liga als zweitklassig in der ersten Liga“.
Sein Antrag auf einen Bürgerentscheid habe keine Mehrheit bekommen. Man wisse daher nicht, wie die Entscheidung damals ausgefallen wäre. Die Stadt gehe dennoch auch 1253 Jahre nach ihrer ersten urkundlichen Erwähnung ihren Weg, zeige stetige Bereitschaft zur Weiterentwicklung und habe mit Blick auf die Geschichte bewiesen, dass aus kleinen Anfängen Großes entstehen könne, so Rebmann.
Eppelheim bietet eine große Chance der Vielfalt
Die lebendige Kommune ruhe sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern begreife den Wandel als wichtig und notwendig und als Möglichkeit, sich der Zeit anzupassen. „Die Vielfalt macht unsere Stadt besonders und die Menschen, die hier leben, sind unser größtes Potenzial“, meinte Rebmann. „Möge Eppelheim weiterhin ein Ort sein, wo Menschen nicht nur wohnen, sondern gerne Teil der Gemeinschaft sind.“ Sie wünschte der Stadt und deren Zukunft noch viele Kapitel, die mit Geschichte gefüllt werden.
Für die Festrede hatte die Bürgermeisterin den früheren CDU-Gemeinderat und heutigen Ehrenbürger Trudbert Orth ausgewählt. Es sollte jemand sein, der die Stadtrechte befürwortet habe, hieß es. Ursprünglich sei die Festrede Altbürgermeister Dieter Mörlein zugedacht gewesen, der als Initiator die Erhebung zur Stadt auf den Weg gebracht hatte. Jedoch habe dieser seine Teilnahme am Jubiläumsabend abgesagt, erklärte Rebmann.
Eppelheimer Ehrenbürger Orth berichtet über Antrag
Trudbert Orth wusste über die damaligen Beweggründe zu berichten, die für den Antrag an das Land zur Ernennung der Gemeinde zur Stadt ausschlaggebend waren. „Bitte bedenken Sie, dass ich heute von der Denkweise vor 25 Jahren berichte.“ Mit dem heutigen Wissen und den Ansichten sei dies nicht immer vergleichbar. Bürgermeister Mörlein habe die Idee, aus der Gemeinde eine Stadt zu machen im Frühjahr 1997 bei einem Spargelessen mit dem Gemeinderat vorgebracht.
„Einige waren sofort begeistert, einige waren sehr skeptisch und andere, wie nicht anders zu erwarten, natürlich erbitterte Gegner. Es wurden auch Unterschriften gegen dieses Vorhaben gesammelt.“ In einer hitzigen Gemeinderatssitzung am 30. Juni 1997 habe eine Mehrheit mit 13 Ja-Stimmen bei neun Nein-Stimmen für den Antrag, die Stadtrechte beim Innenministerium Baden-Württemberg zu beantragen, gestimmt.
Nicht mehr relevant?
„Wer wie gestimmt hat, ist heute nicht mehr relevant“, meinte Orth und zitierte aus einer Rede des damaligen Gemeinderates Uwe Tonnecker: „Es gibt keine Gründe dafür und keine Gründe gegen den Antrag der Stadt zu sein. Es ist eine rein emotionale Entscheidung. Hier treffen sich die Fortschrittlichen mit denen der Nostalgie.“
Wichtig sei, dass es für die Bürger keine höheren Steuern und Abgaben gebe. Eppelheim habe damals dem Gemeindetag als eine von etwa 1100 Komunen angehört. Der Einfluss auf die Landesregierung sei gering bis nahezu ausgeschlossen gewesen, erinnerte Orth. Als aufgenommen in den Kreis der Städte wurde, sei nun viel mehr möglich gewesen.
1998 habe man mit einem Großen Zapfenstreich vor dem Rathaus Abschied vom Titel „Gemeinde“ genommen und die alte „Dorffahne“ eingeholt. „Die Eppelheimer waren stolz auf ihre Gemeinde, aber die Erhebung zur Stadt hat auch das Selbstwertgefühl deutlich verbessert“, meinte der Festredner.
Er erinnerte an die Anfänge Eppelheims, die Entwicklung und blickte in die Zukunft. Sozialwohnungsbau und die Auswirkungen der Klimakrise, sah er als Herausforderungen für die Stadt. Die Bewahrung und Verbesserung der Lebensqualität müsse zum Leitbild für die Zukunft werden, gab er mit auf den Weg. Außerdem müsse der gesellschaftliche Zusammenhalt in allen Entscheidungen immer als oberstes Ziel im Auge behalten werden, um die Demokratie auch in Zukunft zu verteidigen.
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