Eppelheim. Ohne Gegenwehr gibt die Stadtverwaltung das Rathaus nicht her. Das zeigte sich beim Rathaussturm: Bürgermeisterin Patricia Rebmann fing die närrischen „Angreifer“ des Eppelheimer Carnevalclubs (ECC) vor dem Rathaus ab.
Weder für Elferrat noch für die in Uniformen gekleideten Garden gab es ein Durchkommen. Es mussten Aufgaben gemeistert werden, die sich die Rathauschefin mit ihrem Team ausgedacht hatte. In Anlehnung an die Abriss- und Neubaumaßnahmen an der Rhein-Neckar-Halle mussten sich ECC-Sitzungspräsident Jens Schneider und seine beiden Vorstandsmitglieder Mark Föhr und Thorsten Speil mittels Getränkekästen einen Weg über einen imaginären Bauzaun bahnen. „Der Weg ins Rathaus ist ziemlich weit“, meinte Rebmann augenzwinkernd.
Auf die erste Aufgabe folgte direkt die nächste: Neben den Rathausstufen lag ein größeres Mauerstück der Rhein-Neckar-Halle, aus dem Elferrat Volker Seibert „etwas Sinnvolles“ machen sollte. Die Vorgabe: Aus dem Brocken sollten mindestens fünf handliche Mauerstücke geschlagen werden. Mit Schutzbrille, Hammer, Meisel und Arbeitshandschuhen machte sich Seibert ans Werk und war nicht zu bremsen.
Eppelheimer Narren stürmen das Rathaus: Volker Seibert wird Terminator
Als „Terminator von Eppelheim“ wurde er von Rebmann angesichts seines kraftvollen Agierens betitelt. Über die Mauerstücke freuten sich Jeannette Schmitt, Lea Treiber, Floyd Lutsch, Simon Talke, Daniel Brock-Cavalieri und Christoph Göttler.
Im Verwaltungsgebäude erwarteten die „Rathausstürmer“ weitere Aufgaben. Richtige Antworten mussten Jens Schneider und Elferrätin Silvia Huckele auf lustige Fragen finden, wie „Welche Bildung macht nicht schlau?“ Antwort: „Die Einbildung.“ Und: Worin liegt der Unterschied zwischen einem Beinbruch und einem Einbruch?“ Hier lautete die Antwort „Beim Beinbruch muss man liegen, beim Einbruch sitzen.“ Sobald die Aktiven „auf dem Schlauch“ standen, half das Publikum mit der passenden Antwort aus.
Patrick Röschmann vom Kulturamt, der den Sturm von städtischer Seite organisierte, durfte die Aufgabe „Interpreten und Liedtitel raten“ übernehmen. Von DJ Alexander Stuntz wurden Hits eingespielt, die allerdings verfremdet waren. Ohren spitzen war nun für Jens Schneider, Thorsten Speil und Klaus Bernhardt angesagt. Zu erraten galt es Titel wie „Verdammt lang her“ von Bap, „No woman, no cry“ von Bob Marley und „Private Dancer“ von Tina Turner.
Nach dem vierten gewonnenen Spiel ging es für den ECC zum Finale in den Rathaussaal. Dort erwartete die Narren ein Planschbecken voller bunter Bälle. Wer genau hinschaute, merkte schnell: Die Bälle bewegten sich im Rhythmus von Atemzügen. Als die Frage laut wurde, wo denn die Bürgermeisterin abgeblieben sei, tauchte diese aus dem Bällebad auf und gestand den Narren ganz geknickt: „Ich hab‘ ihn verloren.“ Gemeint war damit der Rathausschlüssel. „Kann der ECC mir aus dieser Patsche helfen?“ Klar doch!
Allerdings war mit der Schlüsselsuche eine weitere Aufgabe verbunden. Ähnlich wie bei „Aschenputtel“ mussten die ECC-Aktiven und ihre Gardekinder nicht Linsen und Erbsen, sondern die Bälle sortieren. Dazu wurden als Sammelbehältnisse Kopfkissenbezüge ausgegeben. Weil diese Aufgabe etliche Minuten in Anspruch nahm, scherzte Rebmann schon: „Ich glaube, mein Rathaus bleibt meins.“ Erst als von ihr die Anweisung kam, das Bällebad auszuleeren, damit auch das Publikum bei der Schlüsselsuche mithelfen konnte, kam von Silvia Huckele der erlösende Ausruf: „Ich hab‘ ihn.“ Rebmann gab sich nach der Gaudi gerne geschlagen. „Den Schlüssel habt ihr euch nun redlich verdient.“
Prunksitzung des ECC in Eppelheim im Februar
Mit dem Mikrofon in der einen und dem Rathausschlüssel in der anderen Hand fühlte sich Sitzungspräsident Schneider sichtlich wohl. „Wieder ist es uns gelungen: Den Sieg übers Rathaus haben wir errungen!“ Allerdings bereitete ihm in diesem Jahr die kurze Faschingszeit etwas Kummer. „Der Fastnachter braucht diesmal Schnelligkeit und Biss, weil in rund 13 Wochen alles schon wieder vorüber ist.“ Da helfe kein Talent, keine Macht und kein Geld: „Wir haben die kürzeste Kampagne der Welt“, schluchzte er.
Den Gruß der Grüße forderte er daher gleich mehrfach ein: „Der Hund grüßt mit Bellen, die Katze mit Miau, und wenn Eppler sich begegnen, heißt’s ab heute Helau.“ Derzeit sei Frohsinn alles andere als angesagt, beschäftige doch alle die Sorge ums Geld, die Zukunft der Kinder und Krieg in der Welt. Wie solle man da fröhlich sein und laut lachen? „Wir wollen es probieren und als Botschafter der Menschlichkeit voranmarschieren. Die Fastnacht kennt weder Hass, Zwietracht noch Gewalt.“ Der ECC mache keine Weltpolitik. „Stattdessen sorgen wir im Kleinen für Freude und Glück. Denn Jux und Scherz bringen Licht und Leben ins Herz.“
Zur Vorfreude auf die närrische Zeit hatte der ECC zwei Ankündigungen mitgebracht: „Bitte einsteigen“ heißt es am Sonntag, 14. Januar, dann fährt die beliebte „Närrische Straßenbahn“ von Eppelheim nach Heidelberg und zurück. Auf die Prunksitzung dürfen sich Narren am Samstag, 3. Februar, in der Rudolf-Wild-Halle freuen. Informationen zum Ticketverkauf gibt es online auf www.ecc1974.de.
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