Naturschutz

Vogelwelt und Lebensraum im Abendspaziergang der Eppelheimer Grünen

Vogelkundlerinnen betonen die Bedeutung von Lebensräumen für heimische Vogelarten und Schmetterlinge und appellieren an Gartenbesitzer, für Nahrungsangebote und Rückzugsräume in Gärten zu sorgen und den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren.

Von 
Sabine Geschwill
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Den Teilnehmern des Abendspaziergangs wurde erläutert, welche Vögel zu hören und zu sehen waren. © Sabine Geschwill

Eppelheim. Wer mit offenen Augen durch Feld und Flur geht und sich Zeit nimmt, der Natur zu lauschen, wird belohnt: Es gurrt und zwitschert, pfeift und tiriliert noch erfreulich laut in Büschen und Baumwipfeln. Die Vogelwelt und deren bedrohter Lebensraum standen beim Abendspaziergang des Ortsverbands von Bündnis 90 / Die Grünen im Fokus. Die Veranstaltung stieß auf reges Interesse. Das freute den Ortsverbandsvorsitzenden und stellvertretenden Grünen-Fraktionssprecher Marc Böhmann. Neben politischen Themenveranstaltungen ist es den Eppelheimer Grünen wichtig, auch heimat- und naturkundliche Exkursionen anzubieten. „Damit man die Heimat, in der man lebt, bewusster wahrnimmt“, so Böhmann.

Wer bei dem gut 90-minütigen, lehrreichen Rundgang, der an der Grillhütte im Süden der Stadt startete und dort auch wieder endete, ein Fernglas dabeihatte, war im Vorteil. Erst wurden die Ohren gespitzt, dann das Fernglas gezückt und schon hatte man Amseln, Mauersegler, Rauchschwalben, Spatzen, Grünfinken, Ringeltauben, Hausrotschwänzchen, Rabenkrähen, Stare, Spechte, Wanderfalken und die mittlerweile in Eppelheim heimisch gewordenen grünen Halsbandsittiche vor Augen.

Wohnungsnot bei Tieren

Genauere Erläuterungen zu den gesichteten Vögeln und ihren Nöten hatten Grünen-Stadträtin und Diplom-Biologin Claudia Grau-Bojunga und Hobbyornithologin Nicole Debon mitgebracht. „Wir wollen heute gemeinsam Vogelarten erkunden, die noch da sind und über jene sprechen, die es nicht mehr gibt oder deren Bestand sich sehr reduziert hat“, erklärten die beiden Vogelkundlerinnen. Die noch vorhandenen Vogelarten hätten es nicht leicht, machten sie deutlich. Mittlerweile litten sogar Spatz und Mauersegler unter Wohnungsnot. Moderne Neubauten und Dachsanierungen ließen kaum mehr Raum für den Nestbau. Die Mauersegler hätten noch ein anderes Problem: Sie brauchen zum Leben ausreichend Insekten. Doch diese seien im Vergleich zu früheren Jahren auch aufgrund des Einsatzes von Spritzmitteln in Gärten und auf Feldern nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden. Statt Vogelschwärmen sehe man nur noch vereinzelt Pärchen durch die Luft segeln. Wie die beiden Eppelheimerinnen mehrfach an diesem Abend deutlich machten: „Tiere brauchen Lebensräume.“ Wer Vögeln Gutes tun wolle, schaffe diese am besten gleich im eigenen Garten durch entsprechende Bepflanzung Nahrungsangebote, Rückzugsräume und Nisthilfen.

Claudia Grau-Bojunga und Nicole Debon (2. und 3. v. l.) erläuterten den Teilnehmern, welche Vögel zu hören und zu sehen waren. © Sabine Geschwill

Dies sei für den Erhalt der heimischen Vogelarten in angemessener Population unabdingbar. „Ein stillgelegter Bahndamm bietet mit seinen Hecken, Pflanzen und Bäumen viel davon“, betonte die Grünen-Stadträtin. Eine Rodung und Bebauung solcher Grüngürtel hätten unweigerlich Auswirkungen, nicht nur auf den Vogelbestand, sondern auf die gesamte Tier- und Pflanzenwelt. Wer sich in Zukunft an Vögeln und Schmetterlingen erfreuen wolle, müsse handeln und für Futterquellen sorgen. „Insekten sind die Grundlage für die Vogelwelt.“ Daher sei jede Fliege und jedes Insekt wichtig. „Fliegenklatschen gehören in den Müll“, fand Grau-Bojunga. Erwähnt wurde auch der drastische Populationsrückgang bei Schmetterlingen. „Wir haben alle Schmetterlinge sehr gerne, aber für deren Raupenfutterpflanzen wie die Brennnessel haben Hobbygärtner oft kein Herz“, betonte die Diplom-Biologin.

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Dabei sei die Brennnessel die wichtigste Raupenfutterpflanze für Tagfalter. Ob Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge oder Admiral – sie alle leben ausschließlich auf dieser Pflanze. Mit dem Hinweis, dass es in Deutschland mehr Gartenflächen als Naturschutzgebiete gebe, appellierten die beiden Vogelkundlerinnen an Gartenbesitzer: „Bitte auch mal in einer Ecke des Gartens etwas stehen und der Natur ihre Ruhe lassen.“ Die vielen Tonnen Pestizide, die nach Angaben der beiden Jahr für Jahr für Privatgärten gekauft würden, seien eine erschreckend hohe Zahl und nicht nur verantwortlich für den drastischen Rückgang an Insekten und Vögeln, sondern auch Gift für Mensch und Umwelt.

Freie Autorin Ich bin seit 1995 als freie Journalistin und Fotografin für die Schwetzinger Zeitung im Einsatz und betreue dabei hauptsächlich den Lokalbereich Eppelheim.

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