Hardtstraße

Baufirma pleite: Hockenheimer müssen beim Brandschutz nachrüsten

Die Stadt verlangt unverzügliche Beseitigung der Gefahrenstellen im Dachraum. Die Firma, die die Häuser gebaut hat, gibt es aber nicht mehr. Sie ist 1979 in Konkurs gegangen.

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Matthias Mühleisen
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Flach geneigte Dächer mit Konstruktionsmangel: Bei 126 Häusern in der Hardtstraße müssen Hölzer, die im Dach direkt auf der Brandwand aufliegen, durch Metallschienen ersetzt werden, um den Brandschutzvorschriften, die bereits bei der Errichtung zwischen 1959 und Mitte der 1960er Jahre gegolten haben, zu entsprechen. In den meisten Fällen rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten von rund 2000 Euro. © Matthias Mühleisen

Hockenheim. Die Frage nach Verantwortlichen ist ebenso verständlich wie fruchtlos: Die Firma, die die Häuser in der Hardtstraße und einigen umliegenden Straßen gebaut hat, bei denen Brandschutzmängel festgestellt wurden, gibt es nicht mehr – genau wie die Behörde, die die Baugenehmigung erteilt hat. Martin Obst vom Fachbereich Bauen und Wohnen der Stadtverwaltung hat in der Angelegenheit umfassend recherchiert und herausgefunden: Die Firma Fundamentum ist 1979 in Konkurs gegangen. Und ein Landratsamt Mannheim gibt es auch längst nicht mehr.

Der Mangel im Brandschutz besteht in der Verletzung der Vorschrift, dass über Brandmauern keine Holzbauteile geführt werden dürfen. Das stand bereits in der Landesbauordnung Baden, die vor 100 Jahren in Kraft trat und galt, als die Häuser ab 1959 bis Mitte der 1960er Jahre im Birkengrund gebaut wurden, berichten Obst und sein Kollege Christian Kübler in einem Pressegespräch. Ein nach einem Feuer im Juli 2022 eingesetzter Brandsachverständiger hatte entdeckt, dass das Verbot von der Firma Fundamentum nicht eingehalten wurde.

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Die Stadt Hockenheim habe keine Anteile an der Firma gehabt, tritt Martin Obst einem Gerücht aus dem Wohngebiet entgegen. Sie hatte zum Zeitpunkt der Erteilung der Baugenehmigung an das Unternehmen, das zunächst in Mannheim und ab 1968 dann in Karlsruhe ansässig war, auch keine Baurechtsabteilung und somit keine Befugnis, Baugenehmigungen zu erteilen oder deren Einhaltung zu kontrollieren, ergänzt er.

Deshalb gebe es auch keine Grundlage für die vereinzelt von Hausbesitzern erhobene Forderung, die Stadt solle sich an der Beseitigung des Mangels finanziell beteiligen. Die Kosten dafür belaufen sich nach Obsts Ermittlungen in den überwiegenden Fällen auf 2000 Euro, je nach Aufwand.

Abhilfe durch Metallschienen

Die Dachräume der Häuser seien nicht begehbar, die tragenden Hölzer der einfachen und flachen Dachkonstruktionen liegen direkt auf der Brandwand auf. Über den Zwischenraum zwischen den Hölzern könne sich ein Feuer aufs Nachbarhaus ausbreiten. Das sei bei dem Brand im Juli 2022 auf einer Seite passiert.

Die Hölzer werden bei der Herstellung des Brandschutzes herausgeschnitten und durch Metallschienen ersetzt. Die Hohlräume werden durch eine hitzefeste Isolierung ausgefüllt, erläutert Obst das Vorgehen.

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Der Baurechtsfachmann schätzt, dass bei rund 20 der 126 Häuser aufgrund von Sanierungen nichts verändert werden muss. Die anderen seien aufgefordert, die Mängel unverzüglich beheben zu lassen. Eine Frist könne die Stadtverwaltung den Hausbesitzern nicht einräumen, da sie aufgrund ihrer Kenntnis des Problems im Schadensfall mit in die Haftung genommen werden könnte.

Obst hat bislang rund die Hälfte der Hausbesitzer, die sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, persönlich aufgeklärt. Er rät, sich zusammenzuschließen, mehrere Angebote einzuholen und einen Sammelauftrag an eine Firma zu vergeben, was den Aufwand und damit die Kosten senken dürfte.

Die Nachweise über die Behebung der Schwachstellen im Brandschutz gelangen über die beauftragten Fachunternehmen zur Stadtverwaltung, erläutert Obst das weitere Vorgehen.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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