Hockenheim. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Hockenheim die Grundsteine für die evangelische Kirche im Jahre 1906 und die katholische Kirche im Jahre 1910 gelegt. Dann dauerte es ein halbes Jahrhundert, bis in Hockenheim das dritte christliche Gotteshaus erstand: Die Christuskirche der evangelisch-methodistischen Gemeinde, die im Juli 1959 eingeweiht werden konnte.
Bereits 1884 hatte die evangelisch-methodistische Gemeinde, die sich zwei Jahrzehnte zuvor gegründet hatte, eine Kapelle eingeweiht, zu der man ein altes Bauernhaus in der Unteren Mühlstraße umgebaut hatte. Bald hatte man auch hier Platzprobleme, was ein Protokoll aus dem Jahre 1904 verdeutlicht, in dem von notwendigen baulichen Veränderungen zu lesen war. In der Zähringerstraße wurde ein Bauplatz erworben und man legte Baufonds an, aber die finanziell turbulenten Zeiten verhinderten die Realisierung des Bauwunsches.
1948 wird die Währungsreform für einen Baufonds genutzt
Dennoch ließ man sich nicht entmutigen: Bereits 1948, gleich nach der Währungsreform, legte man Geld zur Seite und als der junge Pastor Heinrich Michelmann mit seiner Frau 1954 nach Hockenheim kam, war bereits ein Baufonds über 1000 D-Mark vorhanden, für die damalige Zeit eine beachtliche Summe.
Fest stand in der evangelisch-methodistischen Gemeinde eines: Alle wollten helfen: ideell, finanziell und materiell. Da wurden Baugeldverpflichtungsscheine gezeichnet, der Baufond wuchs stetig, Aufbruchstimmung war zu spüren. Zwischenzeitlich hatte man den Bauplatz in der Zähringerstraße verkauft und dafür ein besser geeignetes Grundstück am Carl-Benz-Platz erworben.
Die Finanzierung war zwischenzeitlich gesichert, der aus Hockenheim stammende Architekt Kurt Dorn fertigte die Pläne und der renommierte Hockenheimer Stadtbaumeister Fritz Kraft übernahm die Bauleitung.
Unentgeltlich rückten Angehörige der amerikanischen Streitkräfte mit modernen Baumaschinen an und führten die gewaltigen Erdarbeiten aus. Da aus Kostenersparnisgründen viel Eigenhilfe mit eingeplant war, freute man sich, dass die Baufirma Schweikert aus Neulußheim dem Plan der Kirchengemeinde zustimmte, die Arbeit am Bau mit nur zwei Fachleuten durchzuführen.
Die Zahl der Helferinnen und Helfer wurde immer größer und bald war es selbstverständlich, dass auch Katholiken und Protestanten regelmäßig mitarbeiteten. Ältere Christen aller Konfessionen aus Hockenheim strahlen noch heute, wenn sie erzählen, dass „halb Hoggene mitgeschafft hat“, um die schmucke Kirche und das Pastorenwohnhaus gleich daneben zu erstellen.
Der große Tag der Einweihung findet im Juli 1959 statt
Im Juli 1959 war der große Tag der Einweihung, die Sonne strahlte vom Himmel und Bischof Dr. Friedrich Wunderlich zeigte sich begeistert von der Opferbereitschaft der Christen und der erfolgreichen Zusammenarbeit, die das große Kirchenwerk gelingen ließ.
Anerkennend sprach man von einem „modernen Kirchenbau“, dessen Schlichtheit und die sich daraus ergebende Würde beeindruckten. In den jetzt über sechs Jahrzehnten hat die Christuskirche ihre Ausstrahlung und ihren Charme erhalten, Kirchenbesucher gleich, welcher Konfession und welchen Alters können sich hier ?zuhause? fühlen.
Natürlich hat man den Anforderungen der Zeit Rechnung getragen: Seit über einem Jahrzehnt ist das gesamte Kirchengebäude behindertengerecht, ein Aufzug verbindet alle Ebenen des Hauses miteinander.
Wie es übrigens mit Kirche und Pastorenwohnhaus weitergehen wird, das organisieren die zuständigen Gremien der Kirche, zumal die Gebäude der evangelisch-methodistischen Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts gehören.
Fest steht jedenfalls eines: die Methodisten hatten und haben ein beeindruckendes Gotteshaus im Herzen Hockenheims, eine stattliche Kirche, natürlich auch mit einem Turm. Und was gehört in einen Kirchturm? Natürlich eine Glocke. Und da schließt sich wieder der große Kreis der zusammengehörenden Gemeinschaft. Die Glocke im Turm der Christuskirche ist die alte Feuerglocke aus dem Turm des Hockenheimer Rathauses.
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