Umgestaltung

Große Baustellen im ehemaligen VHS-Gebäude in Hockenheim

Das denkmalgeschützte bisherige VHS- und Musikschulgebäude in der Heidelberger Straße soll für die Pestalozzi-Schule umgebaut werden. Eine Bestandsaufnahme lässt erahnen, wie viel Arbeit der Umbau mit sich bringt.

Von 
Matthias Mühleisen
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1890 in Dienst gestellt, zuletzt 42 Jahre von der Volkshochschule Hockenheim genutzt: Das Gebäude mit der Backsteinfassade dient jahrzehntelang der Bildung, künftig eher der Betreuung. © Dorothea Lenhardt

Hockenheim. Gelehrt und gelernt wurde im Haus mit der markanten Backsteinfassade in der Heidelberger Straße 16a über 130 Jahre lang – unter verschiedenen Gesichtspunkten. In den ersten Jahrzehnten waren es Hockenheimer Schulkinder, denen hier das Lesen, Schreiben und Rechnen beigebracht wurde, seit 1982 kamen Erwachsene, die sich bei der vor 45 Jahren gegründeten Volkshochschule Hockenheim weiterbildeten oder gesund hielten.

Nach deren Umzug in die Arndtstraße im Mai steht das denkmalgeschützte Gebäude derzeit leer, doch seine nächste Verwendung ist bereits vor fünf Jahren in die Wege geleitet worden: Die Kernzeitbetreuung der benachbarten Pestalozzischule braucht den Raum – und auch das künftige Ganztagsangebot für die Grundschüler erfordert Kapazitäten, die das Schulhaus am Marktplatz nicht bieten kann.

Typisch für die Bauzeit: Toiletten auf halber Etage

Bis allerdings die Schulkinder nach ihrem Unterricht hierher kommen können und nicht mehr die Container besuchen, die derzeit noch entlang der Parkstraße für die Betreuung dienen, muss die Stadt Hockenheim noch viel Arbeit in das Bauwerk stecken. Das zeigt auch ein Rundgang mit der Leiterin der Hochbauabteilung, Katrin Pfisterer, und ihrer Kollegin Karin Böning.

Am augenfälligsten wird der umfassende Sanierungs- und Umgestaltungsbedarf beim Blick in die beiden separaten Treppenhäuser: Hier sind, typisch für die Bauzeit, auf halbem Stockwerk die Toiletten eingebaut – und zwar immer nur eine einzige. Das ist natürlich nicht vereinbar mit einer Nutzung durch Schüler. Aber bei Weitem nicht der einzige Bereich, der in der Planung der Investitionen berücksichtigt werden muss. Als weitere große Baustellen nennen Pfisterer und Böning Barrierefreiheit, Brandschutz und energetische Sanierung.

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Hockenheim: So sieht es im leeren Ex-VHS-Haus aus

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Diese Themen sind bei jeder Immobilie, bei der die letzte Modernisierung Jahrzehnte her ist, eine Herausforderung, doch in einem denkmalgeschützten Haus stellen sie die Planer vor hoch komplizierte Aufgaben. Ein Beispiel sind die Treppenhäuser, die in Holz gearbeitet sind und als solche auch erhalten bleiben sollen, wie Katrin Pfisterer von ersten Gesprächen mit der Denkmalschutzbehörde berichtet.

In den Räumen stehen Einzelöfen, eine Zentralheizung gibt es nicht. In Kombination mit der nicht mehr zeitgemäßen Dämmung bedeutete das in der Vergangenheit für die Nutzer Volkshochschule und Musikschule, dass im Winter nicht immer wünschenswerte Raumtemperaturen erreicht wurden – ein Grund, warum die Einrichtungen leichten Herzens ins neue Domizil in die Arndtstraße wechselten.

Erster Plan als Arbeitsgrundlage

Klar ist, dass der Dachstuhl erneuert und ertüchtigt werden muss. Dagegen ist die Frage noch offen, ob das bedeutet, dass auch eine Photovoltaikanlage aufs Dach montiert werden muss, sagt Katrin Pfisterer, da gebe es Ausnahmeregelungen. Die Hochbauabteilung hat in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Vögele aus Reilingen einen Entwurf erarbeitet und im Ausschuss vorgestellt.

Er stellt eine Arbeitsgrundlage dar, an der aber noch kräftig gefeilt werden müsse in Absprache mit dem Denkmalschutz. Der wird vor allem bei der Klärung der Frage mitreden, ob ein Aufzug, der Voraussetzung für Barrierefreiheit ist, eher an das Gebäude angebaut werden soll oder einen Platz im Inneren erhält. Die Sanitäranlagen, die den Schulbaurichtlinien entsprechen müssen, erhalten ebenfalls barrierefreie WCs.

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Weniger Sorgen machen sich die Planerinnen um die künftige Aufteilung der Räume. Genug Platz ist vorhanden, vor allem die großzügige Deckenhöhe begeistert sie. „Aus dem Gebäude lässt sich etwas Tolles machen.“ Später für die VHS und die Musikschule eingezogene Trennwände lassen sich problemlos entfernen. Wobei auch die Kernzeitbetreuung Abstell- und Materialräume braucht oder abgetrennte Bereiche für die Hausaufgabenbetreuung. Für den Keller sind aktuell keine neuen Nutzungen vorgesehen, er dient zu Lagerzwecken.

Angesichts einer geschätzten Investitionssumme von gut 2 Millionen Euro läuft ohne eine Bezuschussung gar nichts, unterstreicht die Hochbauleiterin. Ein Antrag ist gestellt, wann eine Entscheidung erfolgt, sei noch offen. Weil am Erscheinungsbild möglichst wenig verändert werden soll, ist der Aufwand höher. Erfahrungen mit der 1911 in Dienst gestellten Pestalozzi-Schule hat der Fachbereich Bauen und Wohnen schon gesammelt.

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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