Übung

Hockenheimer Feuerwehr trainiert mit Simulator

Die Maschinisten über Fahrten unter Realbedingungen im „EMIL-Fahrsimulator“. Das Ziel ist, dass die Kameraden stets ihren Einsatzort sicher erreichen.

Von 
Katrin Dietrich
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An acht Bildschirmen werden die Fahrten verfolgt und anschließend anlalysiert. © Katrin Dietrich

Hockenheim. „Schwerer Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen. Fahren Sie die Einsatzstelle mit Sondersignal an.“ Bei solch einer Meldung ist klar: Jetzt muss das Feuerwehrfahrzeug samt Mannschaft so schnell wie möglich zur Einsatzstelle, denn mitunter zählt jede Minute, um den Verletzten das Leben zu retten. Doch um überhaupt helfen zu können, ist es wichtig, dass das Fahrzeug und die Mannschaft sicher an der Unfallstelle ankommen. Damit die Hockenheimer Feuerwehrleute für ihre Einsatzfahrten noch mehr Sicherheit erlernen, hatten sie am Wochenende die Möglichkeit, Einsatzfahrten im „EMIL-Fahrsimulator“ zu trainieren.

Die meisten Maschinisten – so nennt man die Einsatzkräfte, die Feuerwehrfahrzeuge fahren und Pumpen und andere Geräte des Fahrzeuges bedienen – steuern nicht täglich einen Lkw, sondern tun dies nur für ihren Dienst in der Feuerwehr. Sie haben den Führerschein in ihrer Freizeit gemacht und fahren die Fahrzeuge bei Bewegungsfahrten, Übungen und Einsätzen.

Am rechten Straßenrand ist zu sehen, dass während der Einsatzfahrt an einem Auto plötzlich eine Tür aufgeht. Darauf muss schnell reagiert werden. © Katrin Dietrich

Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie werden durch ein lautes Piepen mitten in der Nacht geweckt, springen schnell in eine Hose und ein Oberteil, dann schnell zur Haustüre raus und los zum Feuerwehrhaus. Dort legen Sie die Einsatzkleidung an und steigen als Fahrer in ein Feuerwehrfahrzeug. Zwischen Tiefschlaf und dem Drehen des Zündschlüssels im Einsatzfahrzeug liegen je nach dem eigenem Anfahrtsweg zwischen fünf und zehn Minuten. Dann die Meldung „Schwerer Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen“ – können Sie sich den Anstieg des Adrenalinspielgels und die Aufregung vorstellen?

Übungsfahrten reichen für die Feuerwehr auch in Hockenheim nicht

Damit die Einsatzkräfte solche Fahrten sicher meistern, müssen sie mit den Fahrzeugen vertraut sein, diese sicher steuern können und immer mit unvorhersehbaren Situationen rechnen. Eine gewisse Routine lässt sich durch regelmäßige Übungsfahrten erlangen, doch auf einer Einsatzfahrt ist oft alles ganz anders – darum das Training.

Am Freitagabend gab es dazu einen Theorieteil in der Feuerwache. Hier wurden die Grundlagen zum Thema Sonder- und Wegerechte aufgefrischt, Videos von realen Einsatzfahrten analysiert und die Beeinflussung der Fahrphysik besprochen, etwa die Frage, wie reagiert ein Feuerwehrfahrzeug, wenn der Tank voll, halb voll oder leer ist? Am Samstag ging es an die Praxis. Hierfür stand ein Lkw-Auflieger bereit, in dem sich der Fahrsimulator befand.

Feuerwehrmann Georg Schleich nach seiner Fahrt im Simulator. © Katrin Dietrich

Dieser bestand aus einer Fahrerkabine mit voller Funktion der Bedien- und Anzeigeinstrumente wie in einem Originalfahrzeug. Über ein ausgeklügeltes Computernetzwerk wurde hier das System gesteuert und eine virtuelle Welt mit allen bekannten Straßentopographien und Verkehrssituationen realisiert.

300 Fahrstrecken für die Hockenheimer Feuerwehr im Simulator

Bei der simulierten Einsatzfahrt stehen dem Bediener der Anlage 300 Fahrstrecken zur Verfügung, die er in die Fahrerkabine spielt. Die Fahrt kann über Autobahnen, Landstraßen, durch Industriegebiete, Städte und Dörfer gehen. Ein Navigationssystem spricht die Wegstrecke zum Einsatzort ein. Auf dem Weg dahin gibt es immer wieder unvorhersehbare Situationen, auf die die Fahrer reagieren mussten.

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Dies waren unter anderem Seitenwinde, spielende Kinder am Straßenrand, Rehe, die Richtung Straße liefen, Autotüren, die plötzlich aufgerissen wurden, unvorhersehbares Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer und vieles mehr. Auf acht Bildschirmen konnten weitere Einsatzkräfte die Fahrt mitverfolgen und der Bediener achtete darauf, wie auf brenzlige Situationen reagiert wurde.

Feuerwehr muss ständig schnell entscheiden

Immer wieder mussten umgehend Entscheidungen getroffen werden: Fahre ich rechts oder links an einem Fahrzeug vorbei, das sichtlich auf der Straße stehen bleibt, um Vorfahrt zu gewähren? Am Ende der Fahrt gab es eine Auswertung der Fahrerleistungen. Hierbei wurde das Verhalten genau besprochen und analysiert, immer wieder bestimmte Bildsequenzen betrachtet und auf die Reaktionszeiten eingegangen.

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Wo lag der Fokus des Fahrers oder was wurde schnell, spät oder nicht wahrgenommen? Für alle Teilnehmer war diese Schulung eine gewinnbringende und lehrreiche Erfahrung sowie Übung für ihre nächsten Fahrten zum Feuerwehreinsatz.

Freie Autorin Seit 2001 fotografiere und schreibe ich regelmäßig und gerne als Freie Mitarbeiterin für die Schwetzinger Zeitung. Vor meine Linse und unter meine Feder kommen gerne die Feuerwehr, Tiere, Natur, Kinder, Kirche, Feste, Kultur, mein Heimatort Reilingen und

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