Corona-Verordnung

Hockenheimer Reiseunternehmer kann seine Busse besser auslasten

Von 
Benjamin Jungbluth
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Klaus Jahnke ertüchtigt an einem seiner acht Busse mit Hockenheim-Aufschrift die Klimaanlage. Während der vergangenen Monate hatte er einen Großteil seines Fuhrparks eingemottet und abgemeldet, weil die strengen Corona-Vorgaben keine Busreisen zugelassen hatten. Doch bald soll es wieder richtig losgehen. © Jungbluth

Hockenheim. Wenn Reisebusunternehmer Klaus Jahnke die Lage seiner Branche in den vergangenen Wochen erklären soll, erzählt der Hockenheimer die Geschichte einer von ihm geplanten Seniorenreise nach Bayern. Die rüstigen Herrschaften aus der Rennstadt, alle über 80 und komplett gegen Corona geimpft, mussten bislang wegen der komplexen Vorgaben der Landesregierung auf ihre Fahrt verzichten. Denn Baden-Württemberg erlaubte unter strengen Hygieneauflagen seit Mitte Mai zwar wieder Busreisen - allerdings nur mit bis zur Hälfte gefüllten Fahrzeugen. Die Reisebusse von Klaus Jahnke haben Platz für 50 Passagiere: Bei halber Auslastung durften also nur 25 mit. Die Hockenheimer Seniorengruppe umfasst aber 35 Personen.

Die mögliche Lösung: Mit zwei Bussen über die bayerische Grenze fahren, wo die Halbvollregelung nicht mehr gilt. Dann geht es weiter in einem einzelnen Gefährt, bis auf der Rückfahrt kurz vor der Landesgrenze das gleiche Spiel andersherum aufgeführt wird.

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„Diese Posse wollte ich natürlich nicht mitmachen, aber die gesamte Tour mit zwei Bussen und zwei Fahrern zu absolvieren, hätte den Preis enorm nach oben getrieben, was für die Senioren ein echtes Problem gewesen wäre. Bislang haben wir die Fahrt deshalb immer wieder verschoben. Seit diesem Montag gelten mit der neuen Landesverordnung nun zum Glück andere Regeln. Bei einer Inzidenz unter 50 dürfen die Busse zu drei Vierteln gefüllt sein, unter 35 sogar komplett“, erklärt Klaus Jahnke.

Antivirale Filtermatten installiert

Die Gefahr einer Ansteckung auf einer solchen Fahrt dürfte ohnehin sehr gering sein: Mit darf weiterhin nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist. Für alle Passagiere herrscht während der gesamten Fahrt Maskenpflicht, regelmäßig müssen die Kontaktflächen im Bus desinfiziert werden. Zusätzlich hat Klaus Jahnke noch spezielle antivirale Filtermatten einbauen lassen, die der Hersteller seiner Fahrzeuge mit Beginn der Pandemie ins Angebot aufgenommen hat.

„Alle diese Maßnahmen sind sinnvoll, nur die Regelung mit den halbleeren Bussen war weltfremd - und in den anderen Bundesländern deshalb meistens anders geregelt, was aber auch zu einem Flickenteppich an Verordnungen geführt hat“, sagt Klaus Jahnke. Für den Hockenheimer und sein Familienunternehmen in zweiter Generation bedeutete die bisherige Sonderregelung im Südwesten, dass er noch keine Reisen anbieten konnte - sie wären schlichtweg nicht wirtschaftlich gewesen.

„Ich habe sechs feste Mitarbeiter, die ich allesamt durch die bald eineinhalb Jahre andauernde Corona-Krise bringen konnte. Das ist eine große Verantwortung und da muss ich zusehen, dass der Betrieb am Ende rentabel ist“, erklärt Jahnke.

Durchhalten konnte der Familienbetrieb nur dank finanzieller Hilfen von Bund und Land. Und weil der öffentliche Personennahverkehr auch während der Lockdowns nahezu regulär verkehrte: Klaus Jahnke betreibt mit drei seiner Fahrzeuge unter anderem die Stadtbuslinie Ringjet in der Rennstadt. „Dadurch hatten wir die ganze Zeit über wenigstens ein Standbein, das uns nicht weggebrochen ist“, sagt der Firmenchef.

Seine Reisebusse musste er hingegen einmotten. Wenn es jetzt nach und nach mit gelockerten Regeln wieder losgeht, müssen diese Fahrzeuge erst wieder in Betrieb genommen werden. „Das ist ein bisschen wie bei den während der Krise stillgelegten Flugzeugen: Das geht nicht von heute auf morgen, sondern braucht Vorlaufzeit, bis Wartung, TÜV und Anmeldung durch sind“, sagt Klaus Jahnke.

Stirnrunzeln über Richtlinien

Durch die neuen Vorgaben, die diesen Montag in Kraft getreten sind, könnte sich auch die Situation für die Schulen verbessern - nach den Senioren die zweite relevante Kundengruppe für die Branche. Bislang waren nämlich nur Fahrten erlaubt, wenn sie in irgendeiner Form mit Unterricht zu tun haben. „Wenn es also mit einer Klasse in den Zoo gehen sollte, weil das für den Biologieunterricht relevant war, war das erlaubt. Wenn es aber mit derselben Klasse in einen Freizeitpark gehen sollte, war das verboten. Dabei haben die Schüler doch in den vergangenen Monaten so stark unter der Situation gelitten, dass man ihnen ein wenig Erholung gönnen könnte - zumal sie ja im Klassenzimmer und in den Schulbussen ohnehin eng aufeinanderhocken, teils sogar ohne Masken“, fasst Klaus Jahnke die Feinheiten der aktuellen Regelungen stirnrunzelnd zusammen.

Mit den gelockerten Regeln denkt der Unternehmer jetzt auch wieder über Auslandsreisen nach. Bislang sei das wegen der vielen unterschiedlichen Gesetze noch zu kompliziert gewesen. „Aber so langsam wollen die Leute wieder los und mal etwas anderes sehen. Das kann man nach dieser Zeit wohl auch niemandem verdenken“, so Jahnke. „Mit Flugzeug und Bahn ist das ja ohnehin schon lange wieder erlaubt - sogar ganz ohne Platzbegrenzung.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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