Lange hat Julian Blem während der Corona-Pandemie um sein inhabergeführtes Hotel am Flugplatz gekämpft: Mit einer Zimmervermietung an Monteure, die nicht vom touristischen Beherbergungsverbot betroffen sind. Mit der Untervermietung seiner Gasträume an Sprachkurse. Und mit der aufwendigen Fortsetzung seines beliebten Mittagstisches, den er seit dem vergangenen Herbst wenigstens einmal die Woche zum Abholen und Ausliefern anbot. Doch am kommenden Donnerstag, 29. April, wird er zum letzten Mal in seiner Küche stehen: Nach 14 Jahren gibt er sein Hotel und sein Restaurant endgültig auf.
„Für meine treuen Stammgäste mache ich ein letztes Mal den beliebten Tafelspitz mit Meerrettich, das hatten sich viele extra gewünscht. Und es ist auch eine Reminiszenz an unsere lange Familientradition: Schon meine Großeltern haben als Gastwirte den ,Badischen Hof’ in Plankstadt geführt, meine Eltern dann in Schwetzingen das ,Weiße Rössl’ und unsere Familienmetzgerei. Insofern geht durch Corona wirklich eine Ära zu Ende“, sagt Blem.
Beschweren will er sich trotzdem nicht, immerhin sei – mit einiger Verzögerung – staatliche Unterstützung geflossen, um die Folgen der Corona-Politik etwas abzumildern. Doch die Hilfszahlungen reichten am Ende nicht, den massiven Umsatzeinbruch auszugleichen. „Vor der Pandemie war ich regelmäßig ausgebucht, vor allem, wenn auf dem Hockenheimring etwas los war. Gleichzeitig lief das Restaurant sehr gut, über die Jahre hatte ich mir mit meinem Betrieb einen Namen in der Region machen können. Am Anfang haben mich dabei noch meine Eltern unterstützt, sie konnten mir ja mit sehr viel Erfahrung zur Seite stehen“, berichtet der Gastronom.
Gute Lage als Pluspunkt
Die außergewöhnliche Lage des Hotel-Restaurants tat ihr Übriges: „Hinter den Bergen“, so der romantische Straßenname, konnten die Gäste die Ruhe und den Blick auf den grünen Flugplatz und den Kraichbach genießen. Der Anschluss an die B 39 und die A 61 war dennoch nicht weit, so dass das Hotel auch verkehrsgünstig lag.
„Mit dem erneuten Lockdown im Herbst wurden die Probleme dann immer größer. Die wenigen Handwerker konnten das Defizit bei den Übernachtungen nicht ausgleichen, und der Mittagstisch brachte zwar etwas Umsatz, aber kaum Gewinn: Wir Gastronomen leben davon, dass unsere Gäste bei uns Zeit verbringen, noch ein Glas trinken und unser gesamtes Angebot nutzen“, erklärt Julian Blem die Hintergründe. „Essen zum Abholen oder gar das zeitintensive Ausliefern rechnen sich betriebswirtschaftlich hingegen kaum – vor allem nicht für kleine, inhabergeführte Restaurants.“
Also traf Julian Blem die einschneidende Entscheidung, seine Selbstständigkeit und die Tradition seiner Familie aufzugeben. Und doch bleibt er der Hotellerie verbunden: Als Angestellter wird er in der Region weiter tätig sein. Und mit einem zweiten Projekt möchte er den Gastronomen-Geist seiner Familie ein klein wenig am Leben erhalten: Mit der Vermarktung von „Jules‘ #8“, einem Salatdressing nach altem Familienrezept.
Von Krise nicht aufhalten lassen
„Ich biete es bereits an mehreren Verkaufsständen von Gemüse- und Spargelbauern in Hockenheim, Schwetzingen und Plankstadt an. Wenn ich nächste Woche mit dem Ausräumen meines ehemaligen Betriebes fertig bin, werde ich mich verstärkt der Vermarktung widmen. Denn eines ist für mich klar: Ich mache weiter und lasse mich von der Krise nicht aufhalten“, sagt Blem.
Ähnlich hochmotiviert ist auch Martin Lehmann. Der Inhaber der Mannheimer Gleitschirm-Flugschule „Planet Para“ wird das Haus am Flugplatz übernehmen, wenngleich er für die Zukunft andere Schwerpunkte setzen will. „Zunächst einmal ziehe ich meine Flugschule hierhin um: Die Lage direkt am Flugplatz ist natürlich optimal und wir können die vielen Möglichkeiten des Hockenheimer Sportfliegerclubs ideal nutzen. Den Hotelbetrieb werden wir zwar ruhen lassen, aber vielleicht einzelne Zimmer für Handwerker oder als Ferienwohnungen vermieten“, erklärt der neue Pächter.
„Das Restaurant werden wir in jedem Fall weiterführen, da sind wir momentan mit den Detailplanungen beschäftigt – der Lockdown verhindert ohnehin eine zeitnahe Eröffnung. Aber im Sommer wird es hier wieder richtig losgehen, auch im Biergarten mit Blick auf den Flugplatz. Darauf können sich die Hockenheimer schon jetzt freuen“, verspricht Martin Lehmann in der Hoffnung auf eine positive Entwicklung.
Info: Kontakt zu Julian Blem und seiner neuen Marke „Jules‘ #8“ per E-Mail an echo@blem.de
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