Corona-Folgen

Hotels hoffen auf zeitnahen Neustart am Hockenheimring

Auch die Hockenheimer Betriebe leiden unter massivem Gästerückgang. Viele Mitarbeiter suchen sich neue Jobs. Lockerungen als Silberstreif am Horizont: Ab März gibt es wieder vermehrt Terminnachfragen.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Die Pandemie zum Renovieren genutzt: Richard Damian, Geschäftsführer vom Hotel Motodrom, im neu gestalteten Wintergarten mit Blick auf die Rennstrecke, der jetzt Motorsport-Atmosphäre verströmt. © Jungbluth

Hockenheim. Es ist derzeit ziemlich ruhig auf dem Hockenheimring: Das kalte Winterwetter sorgt dafür, dass wie im Januar üblich nur wenig Betrieb auf der Rennstrecke herrscht. Doch es sind die weiterhin geltenden Corona-Einschränkungen, die auch die letzten Aktivitäten de facto unmöglich machen. „Wir haben unsere Weihnachtspause deshalb um eine Woche verlängert und einige Renovierungsarbeiten begonnen, um die Flaute bestmöglich zu nutzen“, erklärt Richard Damian, Geschäftsführer vom Hotel Motodrom direkt am Ring.

Der Advent – eigentlich einer der wichtigsten Zeiträume des Jahres für Hotellerie und Gastgewerbe – fiel erneut den strengen Regeln zum Opfer. Wie auch bei den Restaurants in Hockenheim (wir berichteten) sagten im Hotel Motodrom sämtliche Gäste ihre Reservierungen für Weihnachtsfeiern und Versammlungen ab. „Kaum wurde Anfang Dezember die 2Gplus-Regelung verkündet, kamen die Stornierungen“, sagt Richard Damian.

Sommer verhilft zu schwarzer Null

Im Sommer hatte die Hotelwelt am Ring noch anders ausgesehen: Dank der gelockerten Vorgaben konnten auch große Veranstaltungen umgesetzt werden, wovon der Beherbergungsbetrieb deutlich profitierte. „Dank dieser starken Monate sind wir 2021 insgesamt mit einer schwarzen Null herausgekommen. Dafür mussten wir im Sommer aber den Betrieb massiv hochfahren, nachdem er zuvor im Lockdown fast komplett stillgestanden hatte. Dieses Hin und Her ist gerade für meine Mitarbeiter eine hohe Belastung, die dadurch keinerlei Planungssicherheit mehr haben. Das macht den ohnehin schon anstrengenden Beruf nicht gerade attraktiver“, erklärt Damian.

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Für einige Angestellte musste der Hotelchef seit Beginn der Corona-Pandemie Kurzarbeit beantragen – weitere staatliche Unterstützungsprogramme gibt es für den städtischen Betrieb nicht. Frei gewordene Stellen wurden nicht mehr nachbesetzt, wodurch das Team heute um sechs Mitarbeiter kleiner ist als vor der Pandemie. „Immerhin konnten wir Entlassungen verhindern“, sagt Richard Damian.

Doch sobald es Richtung Frühjahr wieder losgehen sollte, käme direkt das nächste Problem für seine Branche: der Fachkräftemangel, verursacht durch die vielen ehemaligen Köche, Servicemitarbeiter und Hotelangestellten, die sich nach zwei Jahren Krise umorientiert haben. „Viele wollen nicht noch einmal einen Lockdown mitmachen und die Ungewissheit ertragen, wie es wohl weitergehen mag. Das ist absolut verständlich“, erklärt Damian. „Aber diese Leute fehlen jetzt natürlich. Das macht unsere aktuellen Planungen nicht leichter.“

Denn inzwischen spürt der Chef vom Hotel Motodorom eine gestiegene Nachfrage nach Terminen ab März. Gerade kleinere Veranstaltungen seien bereits in der konkreten Vorbereitung, weil die Kunden optimistischer seien, diese auch wirklich umsetzen zu dürfen.

Und Richtung Sommer seien bekanntlich wieder Großveranstaltungen am Ring angesetzt. „Wir sind also schon wieder voll in den Planungen und sehr zuversichtlich, dass es bald besser läuft. Der vergangene Sommer hat gezeigt, dass es möglich ist. Natürlich ist alles noch unter dem Vorbehalt, dass sich die Corona-Lage bessert, aber wir sind startklar und können aufgrund unserer Kapazitäten und Erfahrung schnell reagieren“, sagt Damian.

Wintergarten mit modernem Look

Bis dahin seien auch die laufenden Umbauarbeiten abgeschlossen: Derzeit werden einige Zimmer komplett umgestaltet und auf den neuesten Standard gebracht. Wandgroße Fototapeten mit Szenen aus der Motorsportgeschichte sorgen dort künftig für passende Atmosphäre. Der große Wintergarten mit direktem Blick auf die Rennstrecke ist bereits neu gestaltet und zeigt sich jetzt in einem modernen Look. Und hinter den Kulissen wird der Brandschutz auf Vordermann gebracht.

„Das macht vor allem viel Arbeit und Staub, ist aber hinterher leider nicht zu sehen“, sagt Richard Damian augenzwinkernd. „Es gibt also im Hotelgewerbe immer viel zu tun und zu investieren. Deshalb ist unsere Branche existenziell davon abhängig, öffnen und Gäste bewirten zu können.“

Auch Mathias Cron, Chef des Hotels „Taste“ in der Innenstadt, hofft sehnlichst auf normalere Zeiten. Für sein Haus verlängerte er die Weihnachtspause kurzerhand um zwei Wochen, weil schlichtweg keine Nachfrage vorhanden war. Während nebenan in der Stadthalle nur Corona-Tests stattfinden, aber keine Veranstaltungen mehr, blickt Cron fast schwermütig auf seinen Computer: „Die kommenden Wochen sind noch sehr wenige Buchungen im System, etwa ein Drittel vom Durchschnitt normaler Jahre. Bis Mitte Februar haben wir nur Geschäftsreisende. Dann sind in den Benelux-Ländern zum Glück die „Tulpenferien“, da haben sich immerhin ein paar Privatreisende angekündigt“, sagt Mathias Cron.

Seit Beginn der Corona-Krise hat das „Taste“ die Öffnungszeiten an der Rezeption gekürzt. Die Zimmerreinigung wird inzwischen vom eigenen Personal miterledigt. Dennoch war im vergangenen Jahr monatelang Kurzarbeit nötig. Damit ist auch 2022 für seine Mitarbeiter gestartet, auch wenn Cron derzeit noch in Verhandlungen mit dem Arbeitsamt steht, wie hoch die staatlichen Leistungen konkret ausfallen werden. Immerhin konnten auf diese Weise bislang Entlassungen verhindert werden.

„Bis Ende März ist die Lage definitiv noch schwierig. Ab April bin ich optimistischer, denn dann sollen viele Events auf dem Ring stattfinden“, sagt Hotelchef Mathias Cron. „Wichtig wäre aber in jedem Fall eine längerfristige Strategie der Politik für die Hotels und Restaurants in Deutschland. Denn durch die ständig wechselnden und teilweise widersprüchlichen Verordnungen sind die Gäste schlichtweg verunsichert.“

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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