Hockenheim. Welche Bilder kommen bei der Rückschau auf die Ereignisse 2021 in Hockenheim spontan ins Gedächtnis? Einmal mehr nicht die typischen mit Menschenmengen beim Fasnachtsumzug, Hockenheimer Mai, auf den Tribünen des Rings oder bei einem der zahlreichen Waldfeste im alten Fahrerlager oder bei festlichen Anlässen in der Stadthalle. Auch im Jahr zwei nach der 1250-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung blieb die Geselligkeit weit unterm Normalniveau, auf Sparflamme. Trotz zwischenzeitlicher Annäherung an die Normalität wurde beim Gemeinschaftsleben auf Sicht gefahren, nichts riskiert, was dem Virus bei seiner Ausbreitung Vorschub leisten könnte. Nur ein Bereich blieb weiter von Corona unbeeindruckt: der Bausektor.
Tops und Flops des Jahres
Tops
- Kampf gegen die Pandemie: In der Stadt werden Teststationen aufgebaut und Impfungen ermöglicht. Der Rhein-Neckar-Kreis macht die Stadthalle zu einem dauerhaften Impfstützpunkt.
- Jugendbeteiligung: Der Jugendgemeinderat wirbt mit einem Video um weitere Spenden für den Skatepark. Gute Nachricht: Der Großteil der Kosten ist bereits zusammen, Entwürfe liegen vor.
- Jubiläum: Das Jugendzentrum feiert sein 20-jähriges Bestehen, die Paten-Omas/Opas ihren zehnten Geburtstag. Bei der 90-Jahr-Feier der Schachvereinigung werden langjährige Mitglieder geehrt.
- Tierischer Begleiter: Assistenzhund „Chap“ ist bei der Familie Streibel eingezogen. Er soll vor allem den an Epilepsie erkrankten Noel (5) unterstützen. Die beiden wachsen immer mehr zusammen.
- Politische Vertretung: Mit der Landtagswahl am 14. März verbessert sich die Repräsentanz der Region in Stuttgart weiter. Der neue CDU-Abgeordnete Andreas Sturm eröffnet ein Wahlkreisbüro in der Rathausstraße, das zweite nach Daniel Born (SPD). In Sturms Büro zieht im November auch Olav Gutting ein, der den Bundeswahlkreis erneut gewinnt.
- Digitalisierung: Die Stadt macht große Fortschritte bei Hardware-Ausstattung und Programmen für Rathaus und Schulen. Das macht unabhängiger von den Vorgaben der Corona-Verordnungen.
Flops
- Vandalismus: Im Gartenschaupark und an der Zehntscheune wüten Randalierer. Bänke werden aus den Betonfundamenten gerissen, Müll wird auf dem Boden verteilt, einer Skulptur der Kopf abgeschlagen, Scheiben werden eingeworfen.
- Rückzug: Die Schachvereinigung gibt im September ihren Rückzug aus der Schach-Bundesliga bekannt. Grund ist unter anderem der Wegfall von Einnahmen. In der Oberliga Baden soll ein Neustart gelingen.
- Blockade: Die Stadt möchte ihr Gewerbegebiet Mörscher Weg im Talhaus erweitern. Doch die Haubenlerche brütet in diesem Gebiet und ist streng geschützt – das RP sagt Nein.
- Kriminalität: Ein 36-Jähriger er-schlägt im Alkoholrausch seinen Vater in Hockenheim mit einer Bratpfanne. Der Mann aus Philippsburg wird zu sieben Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
Die überfällige Sanierung der Oberen Hauptstraße ist das augenfälligste Projekt: Ende September begonnen, kommen die Arbeiten beim Sechs-Millionen-Euro-Vorhaben gut voran. Mitte August ist der erste sanierte Abschnitt zwischen Fortunakreuzung und Rathaus wieder befahrbar, Zeit-und Kostenrahmen sind bis dato eingehalten worden. Im nächsten Abschnitt erschwert die brüchige alte Wasserleitung die Arbeiten, dennoch bleiben Probleme beim Fortschritt aus – bis August 2022 dauert es aber trotzdem noch bis zum Abschluss.
Den hat das Pflegezentrum Offenloch dagegen schneller geschafft als erwartet. Rund vier Monate früher als beim Spatenstich im Februar 2020 veranschlagt zieht die Einrichtung Anfang Oktober in den 17-Millionen-Euro-Neubau im Gebiet „Biblis IV. Gewann“. Auf einer Gesamtfläche von 8500 Quadratmetern finden 100 Bewohner ein neues hochmodernes Domizil, das Investor Heberger ebenso wie die 31 betreuten Wohnungen komplikations- und unfallfrei erstellt hat.
St. Elisabeth macht Fortschritte
Ähnliche Fortschritte macht in der Karlsruher Straße der erste Abschnitt des Neubaus des Altenheims St. Elisabeth. Ende Oktober meldet Architekt Johannes Klorer Bezugsfertigkeit. Bis das 17-Millionen-Euro-Projekt mit 99 Pflegeplätzen sowie 30 Tagespflegeplätzen Ende 2023 fertig ist, muss aber noch der bestehende Bau aus dem Jahr 1986 abgerissen und der zweite Teil des Neubaus errichtet werden.
Mit einem deutlich kleineren Budget kommt ein Projekt der Stadtverwaltung aus: Die Modernisierung des Bürgersaals ist im Februar nach gut fünf Monaten abgeschlossen. Obwohl sie „nur“ rund 250 000 Euro gekostet hat, brachte sie die technischen Möglichkeiten des „digitalen Herzstücks des Rathauses“, wie Oberbürgermeister Marcus Zeitler den angestammten Tagungsort des Gemeinderats bezeichnet, um mindestens eine Generation voran. Dazu wurde die Optik mit einer modernen Spannwand, die einen Zeitstrahl zur Stadtgeschichte trägt, von den 1960er Jahren in die Gegenwart geholt.
Nicht vergessen werden dürfen weitere Baustellen: Die Oftersheimer Straße wird für rund 1,6 Millionen Euro saniert, auf dem Eckgrundstück Hubäckerring/Albert-Einstein-Straße entsteht für rund 3,9 Millionen Euro eine Kindertagesstätte mit 100 Plätzen und die „Grundschule plus“ der Hartmann-Baumann-Schule soll im Frühjahr 2022 fertig sein.
Bauhof-Ruf rehabilitieren
Aufbauarbeit anderer Art wird im Bauhof geleistet: Boris Deuker und Paul Stumpf übernehmen im Frühjahr die Leitung der Einrichtung, deren Ruf stark gelitten hat, nachdem bekannt wurde, dass sich die Leiterin und ihr Ehemann als Werkstattleiter jahrelang Unregelmäßigkeiten geleistet hatten, die zur Beendigung der Arbeitsverhältnisse geführt hatten.
Die städtischen Gesellschaften, die für die Aushängeschilder Ring, Aquadrom und Stadthalle stehen, müssen erneut ein schweres Jahr meistern. Das Aquadrom, das 2020 ab März komplett geschlossen geblieben war, muss bis 14. Juni auf seiner Wiedereröffnung warten. Der Sommer ist durchwachsen, die Besucherzahlen sind nicht mit den üblichen vergleichbar, im Spätjahr steigen die Infektionszahlen und der Andrang sinkt – die Stadtwerke reagierten mit zwei Schließtagen pro Woche, jetzt ist erstmal wieder auf unbestimmte Zeit zu.
Am Hockenheimring bleibt es in der ersten Jahreshälfte 2021 ebenfalls ruhig – was größere Veranstaltungen angeht. Den Drag-Racing-Europameisterschaftslauf Nitrolympx sagt die Ring GmbH im Frühjahr ebenso ab wie die Public Race Days. DTM, IDM, Hockenheim Classics und andere Rennen finden statt. Als erste Veranstaltung geht das Mai-Pokal-Revival der Motorräder Ende Mai über die Strecke – noch ohne Zuschauer. In den folgenden Wochen wird in Leserbriefen und sozialen Medien darüber debattiert, wie viel Lärm vom Vermietungsbetrieb des Motodroms ausgehen darf.
Unumstritten sind die Laufereignisse, auch wenn der BASF Firmencup pandemiebedient pausiert: Mit der Ring Running Series feiert im Oktober ein neues Event erfolgreich Premiere, das 2022 mit zwei Terminen wiederkehren soll.
Kulturtempel als Impfstützpunkt
Die Stadthalle rückt in neuen Rollen in den Mittelpunkt: Für Gemeinderatssitzungen ist sie ebenso unentbehrlich wie für die Impfkampagne. Die Kultur spielt Corona-bedingt nur eine Nebenrolle: Ende September gehen die ersten Veranstaltungen über die Bühne – vor weniger Zuschauern als erlaubt, einiges wird gleich auf 2022 verschoben. Im Pumpwerk dauert es von März 2020 bis zum (Kultur-) Sommer 2021, dass Musik und Kabarett zurückkehren.
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