Hockenheim. Die Rede kürzer, die Rennfahrer jünger und die Geehrten zahlreicher – mit dem Programm vom Dienstagabend hat es die Stadt Hockenheim einmal mehr geschafft, ihren Neujahrsempfang ein bisschen anders zu gestalten. Die Bilanz des 2023 Erreichten sparte sich Oberbürgermeister Marcus Zeitler – der gedruckte Jahresrückblick lag aus, außerdem hatte er in der Bürgerversammlung im Oktober ausführlich zur Amtshalbzeit referiert. Angesichts finanziell schwieriger Zeiten lenkte der OB das Augenmerk über das, was Hockenheim biete, statt zu klagen über das, was fehlt.
„Die Zeiten sind nicht gerade die besten, aber dann versuchen wir halt, das Beste daraus zu machen“, schlug Zeitler vor. Der Haushaltsentwurf, den er an diesem Mittwoch in den Gemeinderat einbringt, starte mit einem Minus von sechs Millionen Euro. Doch das sei in den Vorjahren genauso gewesen und doch hätten es Gemeinderat und Verwaltung geschafft, mit einem positiven Ergebnis abzuschließen.
20 Millionen Euro Investitionen und neun Millionen Euro für die Instandhaltung müsse die Stadt 2024 für die Infrastruktur ausgeben – fast komplett Pflichtaufgaben. Für die Kür blieben nur zwei bis drei Prozent des Haushaltsvolumens.
Hockenheimring besser denn je, kaum Einheimische im Aquadrom
Zur Unterbringung Geflüchteter musste die Stadt ein weiteres Gebäude für 3,5 Millionen Euro erwerben. „Wir hoffen, dass dann aber auch irgendwann Schluss ist, denn mehr werden wir nicht leisten können“, unterstrich der Oberbürgermeister. Integration könne nur gelingen, wenn die Kommunen sie gewährleisten können. Dass sie bisher gelang, sei vor allem das Verdienst der Ehrenamtlichen.
Der Hockenheimring schreibe seit einigen Jahren positive Zahlen und laufe so gut wie nie. Dieses Jahr werde bestimmt noch die eine oder andere Entscheidung getroffen werden. Als er 2019 nach Hockenheim kam, sei der Ring sein größtes Problem gewesen, blickte Zeitler zurück, „aktuell ist er mein kleinstes“.
Das sieht beim Aquadrom anders aus: Das jährliche Minus von 3,6 Millionen Euro wiege umso schwerer, als nur 22 Prozent der Besucher aus Hockenheim kommen. „Wenn wir unsere eigenen Einrichtungen nicht unterstützen, gehen die irgendwann pleite“, forderte der OB dazu auf, die Angebote vor Ort zu nutzen.
Hockenheim plant Investitionen in Bildung, Kultur und Sport
Investieren werde die Stadt 2024 in die Digitalisierung ebenso wie in die Schulen und Betreuungseinrichtungen. Für den Neubau des Parkkindergartens auf dem Reiterplatz sind bis 2027 Mittel von 14 Millionen Euro eingeplant. 1,8 Millionen Euro fließen in den Bau des Regenrückhaltebeckens an der Kläranlage. Für den Bauhof, „eigentlich das Aushängeschild der Stadt“, gibt Hockenheim in dem kommenden zwei bis drei Jahren sechs Millionen Euro aus für neue Gebäude.
Geld nimmt die Stadt auch in die Hand für den Ausbau des Pumpwerks, für Sporthallen und Lehrschwimmbecken, neue Ampeln im Talhaus, weitere barrierefreie Bushaltestellen sowie den Ausbau von Rathaus- und Ottostraße.
Für den 2025/26 umzusetzenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung sieht der Oberbürgermeister große Probleme bei der Personalgewinnung auf die Kommunen zukommen. Von Bund und Land verlangte er endlich Förderprogramme für den Ausbau der Kinderbetreuung: „Wir können es nicht allein schaffen.“ Doch der Neujahrsempfang sei nicht zum Jammern, sondern zum Feiern da. Ernst blieb Zeitler jedoch beim Aufruf für den 9. Juni: „Gehen Sie bitte wählen.“
Nachwuchs mit großem Auftritt bei Neujahrsempfang in Hockenheim
Die Verbundenheit der Stadt mit dem Motorsport symbolisierte der Auftritt der elfjährigen Kartfahrerin Lina Greif, die mit ihrem Rennfahrzeug auf die Bühne fuhr, gefolgt vom OB auf einem E-Scooter. Im kurzen Gespräch mit Marcus Zeitler ging Lina, die schon mit vier Jahren am Steuer saß, nonchalant auf Sponsorensuche. Sie erhielt ebenso rauschenden Beifall wie die Klasse 7 b der Theodor-Heuss-Realschule mit Klassenlehrerin Dr. Hilka Labs-Dambach, die für ihr Sozialprojekt mit dem Pflegezentrum Offenloch von der Stadt für herausragendes ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wurde.
Gefeiert wurden auch die beiden Gruppen, die für die Unterhaltung zuständig waren. Die Juniorengarde des C.C. Blau-Weiß sorgte mit ihrem Schautanz unter Leitung von Mona Baumann und Kristina Werner für Spannung. Die Band Amokoma holte temperamentvoll mit Titeln wie „Can’t stop the feeling“ (Justin Timberlake) und „Sex on Fire“ (Kings of Leon) die Besucher von den Stühlen.
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