Hockenheim

Norbert Dörner fasziniert die Vielfalt der Unterwasserwelt

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Hockenheim. Flink und friedlich ziehen sie ihre Bahnen in den Aquarien: die Zierfische. Hier scheint die Welt in Ordnung, das Leben aller Mühseligkeiten enthoben. Schwerelos gleiten die schillernden Kreaturen durch glasklares Wasser, verschwinden hinter leuchtend grünen Pflanzen oder zwischen Steinbrocken. Leise blubbert das Wasser, kein Schmutz, kein Lärm trübt diesen Kosmos. Hier, in diesem paradiesischen Umfeld der Ausstellungshalle auf dem Gelände des Gartenschauparks, treffe ich mich mit Norbert Dörner, dem Vorsitzenden des Vereins der Zierfischfreunde Amazonas Hockenheim.

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Hockenheim: Aquarienschau der Zierfischfreunde Amazonas

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Dörner und drei weitere Mitstreiter, Zuchtwart Siegmund Konstanowicz, der zweite Vorsitzende Fritz Meyer sowie der Ehrenvorsitzende Karl-Heinz Krotoschak, kümmern sich regelmäßig um die 28 Aquarien der Ausstellung, von denen drei Salzwasser- und der Rest Süßwasser-Aquarien sind.

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Wie bei vielen Aquarianer - so heißen die Zierfischhalter in einschlägigen Kreisen - hat beim heute 77-jährigen Norbert Dörner alles schon in der Kindheit angefangen. „Bei der Erstkommunion habe ich ein kleines Aquarium und zwei Goldfische gekriegt“, erzählt er, „das war das schönste Geschenk von allen.“

47 Jahre im Verein engagiert

Die Liebe zu den Fischen muss aber schon viel früher begonnen haben, sonst hätte man ihm kein Aquarium geschenkt, werfe ich ein. „Ja, das stimmt“, erinnert er sich, „eine Cousine meines Vaters hatte einen Friseursalon in Heidelberg. Dort stand ein kleines Aquarium. Als Junge saß ich stundenlang davor und betrachtete fasziniert die Fische. Schon im Kindergartenalter habe ich mir oben im Wald Molche geholt oder Feuersalamander und sie im Glas gepflegt, aber auch kleine Fische, die ich im Neckar gefangen habe bei meiner Oma, die ein Haus direkt am Fluss hatte.“

So war es eine logische Folge, dass Dörner 1974 in den Verein eintrat, der sich mit Zierfischen beschäftigte. Die Zierfischfreunde Amazonas firmieren schon seit 1961 als eingetragener Verein und haben derzeit 42 Mitglieder. Im Laufe der Zeit hatte Dörner, der im Erwerbsleben Beamter des höheren Dienstes bei der Stadt Heidelberg war, mehrere Funktionen im Verein inne. Bereits im Jahr seines Eintritts war er kommissarischer Schriftführer, bei der nächsten Hauptversammlung wurde er zum Schriftführer gewählt, zeitweilig fungierte er zusätzlich als Presse- und Zuchtwart, seit Januar 1992 ist er Vorsitzender - das sind 47 Jahre ehrenamtliches Engagement, „Jahre intensiver Arbeit, in denen Ferienprogramme für Kinder, zahlreiche Ausstellungen und viele weitere Aktivitäten organisiert wurden“, wie er sagt.

Diese Beschäftigung ist aber für einen Aquaristik-Liebhaber und Fachmann wie Dörner eine Art Traumjob, seine Begeisterung hat er an seine Tochter Claudia, die Schriftführerin des Vereins ist, und an seine beiden Enkelinnen weitergegeben. Was ist so faszinierend an diesem Hobby, will ich wissen. „Es ist die Vielfalt“, antwortet er, ohne lange nachzudenken, „es gibt unwahrscheinlich viele Arten. Man kann sich mit diesem Hobby ein Leben lang beschäftigen, ohne dass es langweilig wird. Außerdem lernt man die Tiere, die Natur besser verstehen.“

Im Laufe des Gesprächs wird zudem deutlich, welche weiteren Vorteile dieses Hobby hat: Man kann ihm zu Hause, allein, bei jedem Wetter frönen oder es mit Gleichgesinnten teilen. Fische üben eine beruhigende Wirkung aus, nicht zu vergessen den ästhetischen Aspekt. Ein Aquarium kann einen Raum enorm aufwerten.

„Briefmarkensammler betrachten ihre Briefmarken, wir Aquarianer die Fische und ihr Verhalten“, beschreibt der pensionierte Beamte seine Freude am Umgang mit den Wassertieren, „zu Hause habe ich fünf Aquarien, es tummeln sich darin Buntbarsche aus Malawi, Zebra-Buntbarsche aus Mittelamerika, Neonsalmler, Schmucksalmler und Skalare aus dem Amazonasgebiet, um nur einige zu nennen. Die meisten Leute halten die Aquaristik für ein kostspieliges, aufwendiges Hobby“, weiß Dörner.

„Das stimmt so nicht, es gibt auch preiswerte Fische und der Pflegeaufwand ist nicht sehr groß, wenn man alles richtig macht. Ich wechsle einmal in der Woche ein Drittel des Wassers in jedem Behälter, der Filter wird je nach Bedarf gesäubert“, berichtet der Zierfischfreund. Dass er viel Expertise besitzt, davon zeugen einerseits Artikel, die er an Fachzeitschriften bezüglich Fischarten, Filtermethoden und Futter geschickt hat, andererseits seine fachkundigen Erläuterungen, die mir Einblicke in die unterschiedlichen Lebensräume der Zierfische geben, während er mich durch die Aquarienausstellung führt.

Konditionen wie in der Natur

„Von den tausenden Fischarten der Welt im Süß- und Salzwasser ist nur ein kleiner Teil hier zu sehen“, erklärt er und zeigt auf die Becken, in denen echte Hingucker schwimmen mit Namen wie Prinzessin von Burundi, Feuermaulbuntbarsch oder Trauermantelsalmler, aber auch Piranhas, Barben, Schmerlen, Buntbarsche. Ihre Heimat liegt in tropischen Zonen Afrikas, Mittelamerikas, Südamerikas, Südostasiens oder Australiens, einige stammen aus den riesigen ostafrikanischen Seen wie Malawi- oder Tanganikasee.

Wie in der Natur sollen auch in den Bassins die entsprechenden ökologischen Bedingungen herrschen, betont Dörner. Eine wichtige Rolle kommt den Wasserpflanzen zu wie Anubia, Cabomba, Cryptocorynen, Ludwigia, Valisnerien, Speerblätter, Amazonasschwertpflanzen und viele andere. Sie dienen nicht nur zur Dekoration, sondern auch als Versteck, Wasserreiniger und Sauerstofflieferant.

Spannend ist es zu erfahren, dass bei manchen Fischarten das Sozialverhalten sehr ausgeprägt ist und dass es lebend gebärende Fische gibt wie zum Beispiel die Guppys oder Platys. Informationstafeln führen auch die wissenschaftlich lateinischen Namen an wie Hyphessobrycon bentosi für Schmucksalmler, Balistidae für den Drückerfisch oder Tetraodon biocellatus für den Augenfleck-Kugelfisch.

Ob ihm bei solch intensiver Beschäftigung mit den Zierfischen auch noch Zeit bleibt für andere Dinge? „Ja, natürlich“, lacht er, „von Haus aus bin ich Gitarrist, habe früher in einer Rockband gespielt. Zurzeit bin ich Alleinunterhalter und begleite meinen Gesang auf dem Keyboard. Es gibt immer noch eine Band, wo wir uns einmal in der Woche treffen, da spiele ich Orgel und Bassgitarre.“

„Und dann“, fügt er noch hinzu, „habe ich neben meinem Haus auch einen Garten mit Teich.“ Nein, langweilig wird es dem rüstigen Senioren nicht und er fühlt sich auch nicht einsam - trotz Corona.

Die Ziefischfreunde hoffen, dass ab Mai jeweils am ersten und dritten Sonntag des Monats von 10 bis 18 Uhr die Ausstellung für die Öffentlichkeit wieder zugänglich ist.

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