Ketsch. Das zweitägige Enderleturnier der Feldbogenschützen im Entenpfuhl konnte am Osterwochenende unter der Einhaltung bestimmter Auflagen wieder stattfinden. Rund 140 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet, den Niederlanden, Frankreich und Luxemburg waren angereist, um im Wald an 30 Stationen ihre Treffsicherheit mit Pfeil und Bogen unter Beweis zu stellen. Dabei sah man wieder außergewöhnliche tierische Gäste wie Nashörner, Tiger und Wölfe in dem Waldstück – als 3D-Ziele aus Spezialkunststoff.
Nachdem das Traditionsturnier des 1986 gegründeten Vereins zu Ostern zuerst wegen Corona und im vergangenen Jahr – zum allgemeinen Unverständnis – nach Jahrzehnten der problemfreien Genehmigung durch „ForstBW“ nicht zugelassen worden war, war die Freude nun groß. „Hurra, wir dürfen wieder“, stand in großen Lettern auf der Webseite des Vereins zu lesen.
Feldbogenturnier in Ketsch: Tradition und Gemeinschaft im Fokus
Jedoch war unter anderem die Teilnehmerzahl von der Forstbehörde auf 140 begrenzt worden. Am Samstag versammelten sich die Mitglieder und die oft ein bis zwei Tage früher angereisten Gäste schon früh auf dem Vereinsgelände an der Walldorfer Straßemit Campingmöglichkeit mitten im Grünen. Dass hier der Spaß im Vordergrund stand, wurde spätestens dem Letzten klar, als Vorstand Rainer Winkler im rosa Osterhasenkostüm die Anwesenden herzlich begrüßte.
Nur wenige Minuten darauf hielt es keinen Schützen mehr vor Ort und alle begaben sich in den nahe gelegenen Entenpfuhl, um in Gruppen Jagd auf die 3D-Ziele und Punkte zu machen. „Die guten Schützen holen ihre Pfeile schnell, die weniger Guten müssen suchen gehen“, witzelte Winkler. Alle Altersklassen waren vertreten, so auch die 15-jährige Leah aus Ketsch: „Ich habe den Feldbogenverein vor zwei Jahren beim Ferienprogramm kennengelernt. Es macht großen Spaß“, berichtete sie und jubelte kurz darauf, als sie mitten ins Schwarze traf. Drei Pfeile durfte jeder Schütze einsetzen und später nur noch einen.
Herausforderung und Therapie: Bogenschießen im Ketscher Wald
Im Wald zu schießen, das sei etwas ganz Besonderes und auch eine große und spannende Herausforderungen, so Rainer Winkler: „30 Meter, das sind hier keine 30 Meter“, betonte er geheimnisvoll um dann zu erläutern: „Die Gegebenheiten sind immer andere. Äste und Bäume sind im Weg. Wenn die Sonne scheint, muss man sich darauf einstellen, geblendet zu werden. Man muss umdenken, sich anpassen und vor allem konzentrieren.“
Letzteres sei fast so etwas wie eine Therapie: „Sich fokussieren zu müssen, das macht den Kopf frei von anderen Dingen, die einen beschäftigen“, ergänzte er. Natürlich sei auch die Naturverbundenheit mit ein Grund für viele, Feldbogenschütze zu sein.
Deutlich wurde der freundschaftlich familiäre Umgang in der Gemeinschaft und deren Individualismus in Stil und Wesen, genau wie die Wertschätzung des langen Erbes, das laut Forschern bis weit bis in die Steinzeit hinein reiche und somit bis zu 30 000 Jahren zurück.
Etwas, das viele Teilnehmer betonten. „Früher für die Jagd und den Krieg eingesetzt, ist ein Bogen heute ein Sportgerät, das genau auf seinen Schützen angepasst wird. Danach werden die Pfeile, heute meist aus Holz oder Carbon, ihrerseits dem Bogen angepasst.“ Der Traditionssport sei fest in der Region verwurzelt, sodass es hier auch Bogenmanufakturen wie die von Rudi Weick in Plankstadt gebe.
Bogenmanufaktur und Traditionssport in der Region rund um Ketsch
Nur lachende Gesichter schien man an diesen zwei Tagen zu sehen, woran auch die fehlende Sonne und gelegentliche Regentropfen nichts änderten. Der Niederländer Peter Raijmakers käme schon seit vielen Jahren aus seiner Heimatstadt Assen zum Turnier in die Kurpfalz. Dies gefiele ihm einfach gut. Er betonte, Bezug nehmend auf die Feldbogenschützengemeinschaft: „Ab dem zweiten Termin bist du kein Fremder mehr“. Nicht so weit hatte es „Locke“ aus Biersdorf am See bei Bitburg, der resümierte: „Man kann hier seinen Spaß mit anderen teilen. Das ist das Großartige.“
Vorstand Rainer Winkler freute sich über das gelungene Turnier und unterstrich: „Im vergangenen Jahr war es uns unverständlich, warum es nach so langer Zeit, in der es stattfinden durfte, untersagt worden war. Die Sicherheit hat bei uns höchste Priorität und der Wald wird sauber hinterlassen. Intensive Gespräche haben nun geholfen, genauer aufzuklären, mit dem Ergebnis, dass es wieder genehmigt wurde.“
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