Aldi-Unternehmenstochter New Coffee vergrößert Rösterei in Ketsch

Ketsch. Der angenehme Duft von frisch verarbeiteten Kaffeebohnen gehört im Süden von Ketsch schon seit Jahrzehnten dazu: Seit 1973 steht hier eine von nur zwei Kaffeeröstereien von Aldi Süd. Oder genauer gesagt der New Coffee GmbH, denn das Geschäft mit den besonderen schwarzen Bohnen hat der Lebensmittel-Discounter organisatorisch ausgelagert.

Der Ketscher Standort ist gleichzeitig der Unternehmenssitz von New Coffee und versorgt zusammen mit der zweiten Rösterei in Mülheim an der Ruhr nicht nur weltweit die Filialen von Aldi Süd mit sämtlichen Eigenmarken. Inzwischen gibt es auch viele externe Kunden in den USA, Irland, Großbritannien, China, Australien, der Schweiz, Italien, Ungarn, Slowenien und Österreich. Insgesamt kommen so pro Jahr nach eigenen Angaben stolze 35 000 Tonnen Produktionsvolumen zusammen.

Neue Halle entsteht in Ketsch

Damit diese Kaffee-Erfolgsgeschichte weitergehen kann, investiert Aldi Süd nun in den Standort Ketsch. „Aktuell bauen wir hier unsere Kapazitäten aus“, bestätigt eine Sprecherin von Aldi Süd auf Anfrage dieser Zeitung. Dabei würde „unter anderem eine neue Halle gebaut, um bis zu zwei weitere Röstanlagen unterzubringen“, heißt es vonseiten des Discounter-Riesen. Zum Investitionsvolumen macht das Unternehmen keine Angaben.

Die Arbeiten sind aktuell auch für Passanten gut zu erkennen: An dem markanten quaderförmigen Bestandsgebäude, das aus dem Gewerbegebiet Süd herausragt und schon von Weitem zu sehen ist, sind ein großer Kran und mehrere Bauwagen aufgestellt. Das Fundament des Anbaus ist bereits in weiten Teilen fertiggestellt und so langsam wächst die Baustelle in die Höhe.

Von den Arbeiten selbst sollten allerdings höchstens die Besucher des nahegelegenen Ketscher Bauhofs oder der Hundespielwiese etwas mitbekommen. Beeinträchtigungen für den Verkehr oder Nachbarn seien auch im weiteren Verlauf nicht zu erwarten, betont die Sprecherin von Aldi Süd – die Bauarbeiten würden nämlich ausschließlich auf dem Gelände des Standorts von New Coffee stattfinden.

Neue Arbeitsplätze in Ketsch: Elektriker und Mechaniker gesucht

Dafür soll die Erweiterung positive Auswirkungen auf den Ketscher Arbeitsmarkt haben: Laut Unternehmenssprecherin entstehen neue Arbeitsplätze, genaue Zahlen nennt Aldi Süd allerdings nicht. „Einen Teil des Bedarfs haben wir durch die Übernahme von Mitarbeitern aus unserer ehemaligen Regionalgesellschaft Ketsch gedeckt. Die übrigen Stellen werden neu besetzt, vor allem in den Bereichen Produktion und Technik“, erklärt die Sprecherin und verweist auf die Stellenanzeigen auf der Unternehmenshomepage. Dort wirbt Aldi Süd für die Ketscher Rösterei aktuell um Mechatroniker, Elektriker und Mechaniker, aber auch um Mitarbeiter für den Geschäftskundenverkauf, Produktionshelfer und Werkstudenten.

Die deutliche Standorterweiterung im Gewerbegebiet Süd ist auch ein Statement für Ketsch, nachdem Aldi Süd bekanntlich im vergangenen Jahr seine hiesige Regionalgesellschaft samt großem Logistikzentrum aufgelöst hat und damit der Enderlegemeinde ein großes Unternehmen verloren gegangen ist. Denn Aldi Süd hatte von dem Gelände in der Nähe der weiterhin bestehenden Rösterei rund 75 Filialen in der Region beliefert. 180 Vollzeitstellen fielen durch die Umstrukturierung weg.

Zwar folgte im vergangenen Jahr mit dem global tätigen Landmaschinenhersteller John Deere nahtlos ein hochwertiger Nachmieter für das Logistikzentrum, der von hier aus Ersatzteile nach ganz Europa verschickt. Doch auf Grund des völlig anderen Logistikgeschäfts benötigt John Deere in Ketsch nur noch einen Bruchteil an Arbeitskräften wie zuvor.

Die Erweiterung der Rösterei ist insofern immerhin ein kleiner Ausgleich von Aldi Süd für die zuvor abgebauten Stellen im Ort. Zumindest beim Kaffeegeschäft bleiben Ketsch und der Discounter-Riese also auch in Zukunft verbunden. Passend heißt es dazu in den Stellenanzeigen von New Coffee: „Für uns ist Kaffee vor allen Dingen ein Lebensgefühl, welches Menschen verbindet und zu mehr Lebensqualität beiträgt.“ Wer – außer vielleicht Teetrinker – möchte da schon widersprechen.