Immobilien

Central Kino Ketsch steht zum Verkauf

Der Eigentümer des Ketscher Kinos, Peter Gerwig, will den gesamten Gebäudekomplex verkaufen – was dahinter steckt und ob das Kino damit Geschichte ist, lesen Sie hier.

Von 
Benjamin Jungbluth
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Das Central Kino in der Ketscher Enderlestraße: Auch die Wohnungen im Obergeschoss und der alte zweite Kinosaal gehören zum Objekt. © Brückl

Ketsch. Solche Immobilienangebote gibt es auch nicht jeden Tag: In Ketsch steht das komplette Central Kino samt dem ehemaligen zweiten Filmsaal und den darüberliegenden Mietwohnungen zum Verkauf. Als „TOP-Gelegenheit Ihr EIGENES KINO zu erwerben“ wird das außergewöhnliche Objekt auf einem Immobilienportal lautstark angepriesen und betont, dass es insbesondere Investoren ein großes Ausbaupotenzial biete. Aber bedeutet das etwa das Aus für das Central und den Trägerverein, der seit exakt zehn Jahren das traditionsreiche Filmtheater auf ebenso unkonventionelle wie erfolgreiche Weise betreibt?

„Auf gar keinen Fall, das Central soll unbedingt erhalten bleiben. Der Trägerverein macht eine so tolle Arbeit, dass man dieses Highlight in Ketsch nicht beenden darf“, beruhigt Noch-Eigentümer Peter Gerwig. „Ich bin selbst zwei Straßen weiter aufgewachsen und habe meine Kindheit in diesem Kino verbracht. Da hängt mein Herz dran und deshalb habe ich bewusst entschieden, das Gebäudeensemble nicht etwa an einen reinen Bauträger zu veräußern, sondern an jemanden, der den Wert des Kinos erkennt“, sagt Gerwig, der lange Zeit Inhaber eines Malerbetriebs in Hockenheim war.

1.000 Quadratmeter in bester Lage – das Ketscher Central Kino steht zum Verkauf

Diesen hat er inzwischen an einen seiner Söhne übergeben – und eben dieser Sohn ist nun einer der Gründe, warum sich Peter Gerwig trotz seiner großen Sympathien für das Kino für einen Verkauf der Immobilie entschieden hat. „Ich will damit meine Kinder unterstützen, die beide für ihre Familien ein Haus abbezahlen beziehungsweise erst noch ein bezahlbares Objekt finden müssen. Einem meiner Söhne ist mit seiner Frau und den drei Kindern nämlich gerade ihr bisheriges Mietverhältnis gekündigt worden. Und jeder, der sich auf dem Markt umschaut, weiß, was das heutzutage bedeutet“, spricht Gerwig die teils astronomischen Immobilienpreise in der Region an.

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Vor diesem Hintergrund müsse man deshalb auch den Mindestpreis von 1,75 Millionen Euro sehen, den er sich für das Ensemble des Central Kinos vorstelle. Gleichzeitig geht es bei dem Angebot um mehr als nur das heutige Kino. Allein das Grundstück mitten im Ort ist knapp über 1000 Quadratmeter groß. Neben dem Central befindet sich darauf das zweite, ehemalige Kino, das später als Lidl-Filiale und heute als Lager für mehrere örtliche Firmen genutzt wird. Hier wäre in Zukunft wieder eine andere Nutzung denkbar: Der alte Kinosaal ist noch erkennbar, samt Empore und separater Toiletten.

Das Ketscher Central Kino steht zum Verkauf: viel Potenzial für künftigen Eigentümer

Über den beiden Sälen gibt es zwei vermietete Wohnungen von jeweils rund 100 Quadratmetern samt zusätzlicher Gemeinschaftsbereiche, einer Terrasse und einem eigenen großen Partyraum. Darüber hinaus ist der Dachstuhl ausbaufähig. Viel Potenzial also für einen künftigen Eigentümer mit Ambitionen - aber eben auch eine Herausforderung, ein solches altes und komplexes Gebäude zu unterhalten.

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Rund 300 000 Euro hat Peter Gerwig nach eigener Schätzung seit seinem Kauf 2011 in das Objekt gesteckt, um es zu modernisieren. Aktuell wartet er noch auf die Lieferung einer neuen Heizung und Lüftungsanlage für das Central, die er in jedem Fall noch einbauen wird. „Auf Dauer und im Alter macht so eine Immobilie aber doch ziemlich viel Arbeit. Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich sie jetzt gerne verkaufen würde“, sagt Gerwig. „Falls sich aber kein vernünftiger Käufer findet, der mit dem Haus und dem Kino verantwortungsvoll umgeht, dann behalte ich das Gebäude“, betont Peter Gerwig.

Wird das Kino auch nach dem Verkauf bestehen? Enger Kontakt aller Akteure

Diese deutlichen Worte freuen Hannes Piechotta, den Vorsitzenden des Kino-Vereins. Zusammen mit seinen rund 50 ehrenamtlichen Mitstreitern war er früh in die Pläne von Peter Gerwig eingebunden. „Wir haben einen engen und vertrauensvollen Kontakt, deshalb sind wir nicht beunruhigt über diese Veränderungen. Unser Mietvertrag läuft außerdem noch bis 2027, zusätzlich haben wir eine Verlängerungsoption bis 2037. Das Central wird also weiterbestehen“, bestätigt Hannes Piechotta.

Trotzdem sei da natürlich eine gewisse Sorge, welche konkreten Auswirkungen ein möglicher Eigentümerwechsel mit sich bringen könnte. „Da geht es uns nicht anders als privaten Mietern, deren Vermieter die Immobilie verkauft“, sagt Piechotta. Kurzzeitig habe der Verein deshalb überlegt, das Kino selbst zu übernehmen, unter Umständen mit Unterstützung der Gemeinde. „Aber das war preislich nicht umsetzbar“, sagt Hannes Piechotta.

Wir sind wegen des angedachten Verkaufs seit längerem im Kontakt mit dem Verein und dem Eigentümer, weil wir das Central Kino auf jeden Fall in Ketsch halten wollen.
Timo Wangler Bürgermeister Ketsch

Das bestätigt auch Bürgermeister Timo Wangler. „Wir sind wegen des angedachten Verkaufs seit längerem im Kontakt mit dem Verein und dem Eigentümer, weil wir das Central Kino auf jeden Fall in Ketsch halten wollen. Der Gemeinderat hat sich deshalb nichtöffentlich mit den verschiedenen Optionen eines Kaufs der Immobilie beschäftigt, aber aufgrund unserer angespannten Haushaltslage ist eine Investition in dieser Größenordnung für uns leider nicht möglich. Als Kommune haben wir viele Pflichtaufgaben, wie den Unterhalt von Kitas und der Infrastruktur, die natürlich vorgehen“, erklärt Timo Wangler.

Da der Weiterbetrieb des Kinos aufgrund des bestehenden Mietvertrags ohnehin nicht gefährdet sei, bestehe außerdem keine akute Notwendigkeit zum Handeln. „Je nachdem, wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickelt, werden wir schauen, ob sich neue Möglichkeiten ergeben, den Trägerverein zu unterstützen. Wir sind da mit allen Beteiligten im engen Austausch“, beteuert Bürgermeister Timo Wangler.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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