Ketsch

Diskussion um geschlossene Ketscher Hohwiese reißt nicht ab

Von 
Benjamin Jungbluth
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Idylle pur und viel Platz: Der verwaiste Badestrand Hohwiese. Den See nutzen können in diesem Jahr nur die Besitzer der privaten Ferienhäuser außenrum. © Jungbluth

Ketsch. Der Sommer ist endgültig in der Region angekommen und treibt viele Menschen in die Freibäder und an die Badeseen. Vor der unter Corona-Bedingungen geöffneten Badeanlage im Bruch bilden sich seit Tagen regelmäßig lange Schlangen -doch am „Hausstrand“ der Ketscher ist es derzeit ruhig: Die Hohwiese bleibt in dieser Saison wegen Personalmangels geschlossen. Gegen diese Entscheidung der Gemeinde gibt es seit Wochen Protest (wir berichteten mehrfach). Eine Gruppe von langjährigen Stammgästen des Badesees hat dabei mit ihrer Online-Petition weiterhin großen Zulauf: Rund 550 Bürger haben bislang unterzeichnet, davon etwa 170 aus Ketsch.

„Wir haben Hauptamtsleiter Ulrich Knörzer bereits einen Zwischenstand übergeben und auch allen Gemeinderatsfraktionen die Liste geschickt“, sagt Armin Wacker, der die Online-Aktion verantwortet. „Dabei haben wir darum gebeten, noch einmal die juristischen Haftungsfragen prüfen zu lassen und zu hinterfragen, ob wirklich eine Badeaufsicht vorhanden sein muss. Im nicht weit entfernten Bad Schönborn gibt es seit vergangenem Jahr nämlich eine pragmatische Lösung ohne Bademeister - und was dort möglich ist, sollte doch auch in Ketsch machbar sein.“

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Unterschiedlichste Betroffene

Um noch mehr Zuspruch zu erhalten, hat die Gruppe jetzt begonnen, Unterschriftenlisten in Ketscher Geschäften auszulegen: im Café Kaufmann, Gutenbergstraße 51, in der Bäckerei Grimminger, Bahnhofanlage 7, im Blumenkränzchen, Gutenbergstraße 49, in der Konditorei Flörchinger, Enderlestraße 1, bei Hair Brillance Barbier, Schwetzinger Straße 42, im Backhaus Siegel, Schwetzinger Straße 30 sowie beim Kiosk Schnoogenescht an der Brücke zur Rheininsel.

„Wir wollen damit auch allen Bürgern die Teilnahme ermöglichen, die nicht regelmäßig das Internet nutzen. Schließlich sind von der Schließung der Hohwiese die unterschiedlichsten Besucher betroffen, die dort immer in einer schönen und ruhigen Atmosphäre die Natur und den See genießen konnten. Gerade bei so hohen Temperaturen wie in dieser Woche war der Badestrand bislang ein Treffpunkt für Jung und Alt“, sagt Sigrid Wannagat, eine der Organisatorinnen der Gruppe.

Das bestätigen viele der Teilnehmer der Online-Petition, die teilweise ihre Unterschrift mit Kommentaren begründen. So schreibt Mike F., dass er mit seinen Kindern sehr gerne an der Hohwiese sei und die Zeit genieße. „Alles ist einfach zugänglich, übersichtlich und gepflegt“, so sein Kommentar.

Nicole S. ergänzt: „Großer Pluspunkt sind auch die vielen Schatten- und Parkplätze.“ Und Franz M. greift wie viele andere das Thema Corona auf: „Nach den Einschränkungen des vergangenen Jahres ist es umso wichtiger, der Bevölkerung diesen wunderbaren, erholsamen und natürlichen Badesee in der unmittelbaren Umgebung zugänglich zu machen. Wo ein Wille ist, gibt es auch einen Weg! Und: Für jedes Problem gibt es immer mehrere Lösungen. Zeit hierfür war genug vorhanden!“

100 Kommentare in zwei Tagen

Auch im sozialen Netzwerk Facebook schlägt das Thema weiterhin hohe Wellen. Unter einem Post, der erneut die Schließung beklagt, hatten sich innerhalb von zwei Tagen mehr als 100 Kommentare angesammelt. Die meisten Nutzer können die Schließung nicht nachvollziehen. So schreibt ein Kommentator: „Das Einzäunen [der Hohwiese] war zwar aufgrund der Feierwütigen abzusehen, aber dass deswegen nun ein Bademeister vor Ort sein muss, ist immer noch unlogisch. Morgens aufschließen und abends abschließen für die Toiletten (braucht man ja heutzutage leider, sonst ist es direkt kaputt), einen vom Amt hinsetzen und schon wären alle zufrieden. Könnte so einfach sein, aber nicht in Deutschland, da ist alles nur kompliziert!“

Neben viel Zustimmung gibt es aber auch Kritik an der Protestaktion und den Klagen über die Entscheidung der Gemeinde. Ein Nutzer schreibt: „Mein Gott, es gibt hunderte Seen in der Umgebung. Geh‘ halt an einen anderen. Wenn du dir davon deinen Sommer vermiesen lässt, bist du wirklich selbst schuld.“

„Nicht immer nur motzen“

Auch der Grünen-Gemeinderat Günther Martin meldet sich zu Wort bei Facebook und spricht einen der Kritiker direkt an: „Warum machst du dann nicht etwas und motzt nur? Gründe einen Verein und übernimm wie die Leute vom Kino den Strand und die Verantwortung. Mach etwas - motzen tun hier viele, aber machen - nix. Und den Strand einfach aufmachen - das Klo ist bei den Randalierern heute innerhalb von 14 Tagen eine Ruine! Ich darf daran erinnern, dass die Dixi-Klos, die früher hier aufgestellt waren, mehrfach gebrannt haben. Also noch mal - es liegt an euch, macht was!“

Die Petition zur Öffnung der Hohwiese gibt es hier.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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