Ketsch. Es ist vollbracht: Die Enderlegemeinde hat ihren neuen Gemeinderat mit einer Wahlbeteiligung von fast 65 Prozent bestimmt und dieser wird sich zukünftig um eine Fraktion erweitern. Die Alternative für Deutschland (AfD), die erstmals bei der Ketscher Kommunalwahl angetreten ist, wird mit drei Sitzen in das Gremium einziehen. Dass das Trio der als rechtspopulistisch geltenden Partei nun neu im Ketscher Gemeinderat vertreten ist, bedeutet gleichzeitig, dass andere Ortsverbände im Vergleich zu den Kommunalwahlen 2019 Sitze einbüßen müssen.
Dem Trend aus den Europa- und Kreiswahlen sowie den Gemeinderatsergebnissen aus einigen anderen Kommunen der Region folgend, geht der Ortsverband der Grünen mit zwei verlorenen Plätzen im Gremium als Verlierer aus der Abstimmung. Während die Sozialdemokraten ihre fünf Plätze halten können und auch die Freien Wähler – zwar erst mit den Auszählung der letzten drei Bezirke – ebenfalls in gleicher Stärke (vier Sitze) im Rat der Enderlegemeinde bleiben, muss die CDU einen Sitz abgeben. Die Christdemokraten bleiben jedoch mit sechs Gemeinderäten die stärkste Partei in Ketsch. Auch die FDP wird wie in den vergangenen fünf Jahren mit einem Sitz im Gremium vertreten sein.
Die CDU stellt die beiden stimmstärksten Räte der Ketscher Gemeinderatswahl 2024
Auf die einzelnen Stimmen gerechnet stellen die Christdemokraten mit Michael Seitz (5573) und Rainer Fuchs (4119) die beiden meistgewählten Räte. Bei der SPD kann der bisherige und wohl auch zukünftige Fraktionsvorsitzende Tarek Badr die größte Resonanz mit 3535 Stimmen einfahren. Stärkstes Ergebnis bei den Freien Wähler verbucht indes der mit 3985 Stimmen wieder in das Gremium gewählte Frank Müller. Trotz des Verlustes von zwei Sitzen stellt der Ortsverband der Grünen mit Günther Martin (3206) einen der sieben Gremiumsmitgliedern, die von den Ketschern über 3000 Stimmen erhalten haben. Bei der neu hinzugekommenen AfD-Fraktion schneidet Michael Staffeldt (3054) am besten ab.
Mit Blick auf die Änderungen im Gemeinderat und der nun zusätzlich hinzugekommenen sechsten Fraktion dürfen wohl auch einige neue Impulse erwartet werden. Von den 22 Mitgliedern des Gremiums werden fraktionsübergreifend zehn neue Räte ihren Platz im Ketscher Ratssaal einnehmen. Dazu zählen für die CDU Pascal Sagerer, Christian Herm, Michael Impertro und Thomas Leiser, während bei den Sozialdemokraten mit Sandra Reiff und Dr. Oliver Baumann zwei neue Räte in das Gremium einziehen.
Bei der Fraktion der Grünen wird Birgit Ackermann erstmals dem Ketscher Gemeinderat angehören und die AfD-Fraktion rundet die Neuzugänge mit Michael Staffeldt, Thorsten Naujoks sowie Klaus-Günther Voigtmann ab.
Gemeinderatswahlen 2024 in Ketsch: Fraktionen ziehen unterschiedliche Schlüsse
Die Schlüsse aus den Ergebnisse fallen unterschiedlich aus. CDU-Rat Rainer Fuchs äußert sich direkt nach der Bekanntgabe der Zahlen: „Wir haben uns gerade für unsere jüngeren Kandidaten mehr erhofft. Von diesen hat es Pascal Sagerer mit einem überzeugenden Ergebnis geschafft, worüber wir uns sehr freuen. Der Verlust eines der Sitze ist jedoch sehr bitter für uns.“
Positiv gestimmt ist indes Tarek Badr von den Sozialdemokraten trotz prozentualer Verluste: „Wir sind hochzufrieden, dass wir unsere fünf Plätze im Gemeinderat halten konnten. Allerdings blicke ich mit weinendem Auge auf die Ergebnisse und den Einzug der AfD-Fraktion. Wie es zukünftig bei den Sitzungen laufen wird, wird sich zeigen. Glücklich sind wir über unsere beiden neuen Räte.“ Als drittstärkste Kraft gehen indes die Freien Wähler aus der Gemeinderatswahl hervor. Wieder mit im Gremium ist auch Jürgen Stang, der betont, dass die FWV die einzige der Fraktionen ist, die keine Einbußen hinnehmen musste: „Wir haben nicht nur unsere vier Sitze behalten, sondern haben sogar ein kleines Plus gemacht und haben einen Grund zu feiern. Wir sind gespannt auf die kommenden fünf Jahre mit der neuen Zusammensetzung im Rat.“
Bitter enttäuscht, trotz seines persönlichen Ergebnisses, zeigt sich Grünen-Rat Günther Martin: „Wir sind geschockt und werden die Ergebnisse noch analysieren. Um doch etwas Positives herauszuziehen: Mit den 14,32 Prozent ist unser Ergebnis immerhin besser als das der Grünen bei der Europawahl. Wieso dem Bundestrend gefolgt wurde, können wir nicht verstehen.“
Die AfD sieht die drei Sitze im Ketscher Gemeinderat als schönen Erfolg
Mit dem zukünftigen AfD-Rat Klaus-Günther Voigtmann zieht ein ehemaliger Landtagsabgeordneter in den Ketscher Gemeinderat ein. Er zeigt sich über das Ergebnis seines Ortsverbandes erfreut: „Dass es mit den drei Sitzen geklappt hat, ist für uns ein schöner Erfolg und wir nehmen das Vertrauen, dass die Ketscher in uns setzen, gerne an.“
Obwohl er, wie bereits in den vergangenen fünf Jahren, der einzige Gemeinderat der FDP sein wird, zeigt sich Chris Brocke gespannt auf die kommenden Aufgaben: „Ich bin sehr froh, dass es wieder geklappt hat, auch wenn das Ergebnis leider etwas schlechter als 2019 ist. Ich freue mich, dass auch einige andere Mitglieder des alten Rates wieder dabei sind und bin gespannt, welche Impulse die neuen Gemeinderäte mitbringen werden.“
Somit endet die Zeit des Wahlkampfes in der Enderlegemeinde, über deren Geschicke zukünftig die 22 Gemeinderäte aus sieben unterschiedlichen Fraktionen abstimmen werden. Ob die Harmonie, die im Gremium in den vergangenen fünf Jahren herrschte, auch weiterhin Bestand haben wird, zeigt sich vielleicht schon bei der ersten Sitzung in neuer Zusammenstellung mit zusätzlicher Fraktion.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Gemeinderatswahl in Ketsch: Demokratie kann auch wehtun