Ketsch. Unlängst kam die Frage auf, ob es die Bürgerinitiative „Rettet den Entenpfuhl“ (BI) überhaupt noch gibt. Die Frage verwundert einerseits, da der Zusammenschluss gegen den geplanten Kiesabbau auf Schwetzinger Gemarkung von Anfang an darauf hinwies, dass sich eine Entscheidung Monate, ja Jahre hinziehen kann, die Frage ist aber andererseits auch berechtigt, weil die zuvorderst beobachtete Tatsache, dass für die Abbaustelle von Sand und Kies nahe Ketsch 42 Hektar Wald gerodet werden müssten, von anderen Themen überlagert wurde – ein Beispiel wäre die geplante Tiefengeothermie in der Region – da muss man auch dagegen sein, so finden es zumindest genügend.
Naturschutz über Gewinnstreben beim Gewann Entenpfuhl
„Nein, nein, uns gibt es natürlich noch“, sagt Heinz Eppel, der Sprecher der BI im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Ketscher betont, dass er und die Seinen weit davon entfernt seien, das Ansinnen der Krieger Gruppe (Neckarsteinach), im Entenpfuhl ein Betonwerk zu errichten und damit über Jahrzehnte mehr als auskömmlich mit wichtigen Rohstoffen fürs Bauen handeln zu können, außer Acht zu lassen.
Wohlgemerkt geht es der BI nicht darum, dass das Unternehmen viel Geld mit dem Rohstoffabbau verdienen würde, die Bedeutung der Rohstoffgewinnung für Bauvorhaben ist der BI sehr wohl bewusst.
Es geht der BI aber um den Erhalt des Waldes, der einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Außerdem stünde das geplante Kieswerk inmitten des Wasserschutzgebiets, das seit Mitte April 2022 Bestand hat. Das Wasser des Wasserwerks Schwetzinger Hardt ist von bester Güte, weiß man nicht zuletzt beim Zweckverband Wasserversorgung Kurpfalz (ZWK).
Ketscher BI "Rettet den Entenpfuhl": Kontroversen und Hintergründe
„Das sollte man durch nichts gefährden“, lautet die Meinung der BI, die auch von Vorstandsmitglied Werner Zieger und Schriftführer Norbert Weiher vertreten wird. Zumal Städte wie Mannheim oder Heidelberg froh darüber sind, dass sie aus dem nahen Schwetzinger Wasserreservoir auch schöpfen können. Genannte Großstädte müssten sich nach Meinung Heinz Eppels intensiv um den Verzicht des Kiesabbaus im Gewann Entenpfuhl bemühen.
Dass die BI lieber heute als morgen einen Schlussstrich unter das Vorhaben einer weiteren Kiesgrube nahe Ketsch – der Anglersee war auch mal eine solche – machen würde, wissen sie längst auch in Stuttgart. Der Petitionsausschuss des Landtags hatte sich mit der Petition 17/1815, die sich mit dem Kiesabbau im Gewann Entenpfuhl befasst, auseinanderzusetzen. Es ist immer wieder schön, dem Beamtendeutsch gewahr zu werden: „Der Petition kann nicht abgeholfen werden“, informierte der der entsprechende Ausschuss im November. Wer weniger auf Verwaltungssprache steht, aber die Begründung kennen möchte, sollte sich die Landtags-Drucksache 17/5647 dennoch zu Gemüte führen.
Erhalt des Entenpfuhls sichern: Blick in die Zukunft
Dass der zuständige Verband Region Rhein-Neckar und der Forst Baden-Württemberg schon 2003 hätten wissen können, sollen – oder vielleicht sogar müssen – dass es einen Antrag zur Neuabgrenzung des Wasserschutzgebiets einschließlich des Entenpfuhls gibt, wie die BI anführt, spielt für die Stuttgarter keine Rolle.
Da ein freilich aufwendiges Gutachten über ein Grundwassermodell beim zuständigen Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau jedoch 13 Jahre vor sich hin dümpelte, wies der Regionalverband das entsprechende Gebiet 2014 als Vorranggebiet für den Rohstoffabbau aus und der Forst BW verpachtete das Areal an Krieger, sodass der heutige Zustand erreicht wurde. Nun blickt man zum Wasserrechtsamt, dem das Planfeststellungsverfahren mit der behördlichen Neutralität obliegt.
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Dauer und Entscheidung, wobei die Antragsunterlagen noch auf Vollständigkeit geprüft werden, sind offen. „Der Aufschrei wird kommen, wenn der erste Bagger im Entenpfuhl auftaucht“, sagt Heinz Eppel, der viel Zustimmung erhält, wenn er auf den Entenpfuhl verweist. Allerdings sind die Aktiven weniger geworden. Ab 2021 haben beispielsweise drei Mitglieder den Vorstand verlassen. Sobald das Wetter schöner wird, will die BI die Bürger wieder an Infoständen für ihre Sache gewinnen. Gesucht wird nach einer Möglichkeit, eine zweite Petition einzubringen. Der Umweltstammtisch, ein umtriebiger Ketscher Verein, könnte hier eine Option bieten.
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