Kandidatenvorstellung

Julian Rapp würde als Ketscher Bürgermeister die Partizipation stärken

Für Julian Rapp (32) ist das Amt als Rathauschef keine Ein-Mann-Show. Stattdessen wolle er eher einen "gewissen Konsens" anstreben.

Von 
Volker Widdrat
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Bürgermeisterkandidat Julian Rapp – „Den Gedanken an eine Kandidatur hatte ich schon seit einer längeren Zeit.“ © Privat

Ketsch. Julian Rapp meldete sich erst kurz vor Ende der Bewerbungsfrist für die Bürgermeisterwahl am Sonntag, 8. Mai, in Ketsch. Bei der Kandidatenvorstellung in der Rheinhalle am Donnerstag vergangener Woche (wir berichteten) war der 32-Jährige nicht anwesend. Und es dauerte einige Tage, bis er auf unsere Interview-Bitte reagierte. Nun haben wir den Studenten der Technik und Philosophie nach seinen Beweggründen gefragt, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren.

Zur Person: Julian Rapp

  • Julian Rapp (32) ist in Schwetzingen geboren und in Ketsch aufgewachsen. Er ist ledig und hat keine Kinder.
  • Nach der Ausbildung zum Chemikanten besuchte er ein Gymnasium in Mannheim.
  • Das Studium der Kunststofftechnik schloss er mit demBachelor of Engineering ab. Für den Master studiert Julian Rapp derzeit Technik und Philosophie.

Warum haben Sie sich zur Kandidatur entschieden und warum sind Sie so spät ins Rennen eingestiegen?

Julian Rapp: Den Gedanken an eine Kandidatur hatte ich schon seit einer längeren Zeit, etwa eineinhalb Jahre davor. Trotzdem mag es durch meine späte Kandidatur so aussehen, als sei es eine spontane Entscheidung gewesen. Mein politisches Interesse beschränkte sich sehr lange auf die Bundes- und Landesebene. Nach und nach kam mir jedoch in den Sinn, dass diese zwar einen Großteil des Lebens bestimmen, als aktuelle Beispiele etwa die Energie- und Lebensmittelpreise, die Kommunalpolitik jedoch einen anderen Grundpfeiler im täglichen Leben darstellt, nämlich den der Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Kommunalpolitik hat vor allem einen immensen Einfluss auf die Bedingungen der Menschen in ihrem direkten Umfeld. Sie ist Grundlage für ein Umfeld, in dem Menschen gut leben, arbeiten und altern können. Also auch, dass die Umgebung, in der man beheimatet ist, einen gewaltigen Anteil daran hat, ob man sich wohlfühlen kann. Kommunale Entscheidungen und die Gestaltung der Zukunft auf dieser Ebene ist ein essenzieller Anteil dessen, was das gemeinschaftliche Miteinander ausmacht, angefangen bei der Kinderbetreuung und den schulischen Ausbildungsmöglichkeiten über Umwelt- und Klimaschutz bis hin zu gestalterischen und kulturellen Möglichkeiten und dem Bereitstellen einer funktionierenden Infrastruktur auf allen Ebenen, sodass das Leben für alle Generationen angenehm gestaltet werden kann. Auch aus einem zeitlichen Mangel meinerseits heraus, der durch das Studium und meine Berufstätigkeit entsteht, blieben viele Gedanken zum Mitgestalten nur Gedanken und bedurften im Endeffekt auch eines gewissen Mutes, sich der Aufgabe eines solchen Amtes gewachsen zu fühlen oder es überhaupt in Betracht zu ziehen. Jedoch, wer es nicht wagt, einen solchen Schritt zu gehen, wird möglicherweise weiter seinen Gedanken und Vorstellungen nachhängen, statt tatsächlich tätig zu werden. Daran sollte es aber nicht scheitern, da ich auf die Hilfe und Offenheit sachkundiger Menschen hoffe, die durch Rat und Tat unterstützend etwas gestalten und nicht nur verwalten wollen.



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Was möchten Sie gerne verändern in Ihrer Heimatgemeinde, bei welchen Themen möchten Sie ansetzen?

Rapp: Schon bei mehreren Gelegenheiten habe ich darauf hingewiesen, dass es mein größtes Ziel ist, Partizipation zu stärken und Transparenz herzustellen. Politik wird, leider zurecht, oft als etwas angesehen, bei dem „die da oben“ Entscheidungen treffen und die Bürger sich, abgesehen von den Wahlen, übergangen fühlen. Umso schöner ist es, zu sehen, dass sich viele Einwohner durch Bürgerinitiativen, Ehrenämter oder Vereinsarbeit einbringen, um etwas zu bewegen und um ihren Stimmen weiteres Gewicht zu verleihen. Dies möchte ich weiter bestärken und unterstützen, denn es geht hier nicht um eine One-Woman/Man-Show vonseiten einer Bürgermeisterin oder eines Bürgermeisters oder des Gemeinderates, sondern darum, so viele Menschen wie nur möglich an einem Tisch zu versammeln, um Ideen und Lösungen auszuarbeiten, durch die sich ein Großteil der Einwohner auch wirklich vertreten sehen und im besten Falle zufrieden mit diesen sind. Hierfür bedarf es auch der entsprechenden Transparenz bei etwaigen Themen, die angegangen werden sollten oder auf die auch aufmerksam gemacht werden muss, weil sich die Fülle an Bedürfnissen der Einwohner nicht immer direkt erschließt. Auch muss ein gewisser Konsens gefunden werden, bei dem sich niemand zu sehr benachteiligt fühlt, sei es zum Thema Umweltschutz und Klimawandel oder auch bei der wirtschaftlichen Ausrichtung der Gemeinde und dem ansässigen Gewerbe.

Was gefällt Ihnen gut an der Enderlegemeinde, was nicht so sehr?

Rapp: Ich genieße in Ketsch vor allem die Natur mit den verschiedenen Naherholungsgebieten, die diese Gemeinde für mich attraktiv macht. Auch die relativ zentrale Lage in der Metropolregion Rhein-Neckar mit den umliegenden Großstädten macht die Enderlegemeinde zu einem wertvollen, beschaulichen Ort zum Wohnen und Leben, der mit einer guten Straßenanbindung glänzen kann. Die Einbindung in den ÖPNV wiederum könnte besser sein, was im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes in Zukunft ein großes Thema sein wird. Mobilität ist ein Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens, das sich wohl einer starken Veränderung unterziehen wird, bei der Ketsch auch mitziehen muss. Erneut positiv herausheben möchte ich bei dieser Gelegenheit erneut die Menschen, die sich ehrenamtlich, über Initiativen oder in Vereinen darum bemühen, eine Vielfalt aufrecht zu erhalten, an der man sich erfreuen kann und die einen großen gesellschaftlichen Mehrwert hat.

Was sind die größten Herausforderungen für die Gemeinde in den kommenden Jahren?

Rapp: Große kommende Herausforderungen stehen ganz unter dem Zeichen des Klimawandels und damit etwa auch einer Energie- und Verkehrswende. Auch der Naturschutz und damit der Erhalt und der Schutz beziehungsweise die Erweiterung der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt spielt hier eine große Rolle. Hier sehe ich Chancen, um auf kommunaler Ebene etwas bewirken zu können. Auch hier engagieren sich viele Einwohner, mit deren Hilfe das Arrangieren einer hoffentlich angenehmen kommenden Zeit ermöglicht werden kann. Ebenso steht die finanziell prekäre Lage der Gemeinde im Fokus. Ohne sinnvolle Investitionen kann man sich nicht für mögliche Zukünfte rüsten. Doch diese Investitionen müssen mit den entsprechenden zur Verfügung stehenden Mitteln umsetzbar sein und bedürfen möglicherweise auch an kreativen Ideen oder eines genaueren Hinschauens, wo Gelder benötigt werden oder wo sie möglicherweise eingespart werden können, ohne Lücken zu hinterlassen. Auf den einen oder anderen Missstand haben zum Teil auch mitkandidierende Personen für das Bürgermeisteramt über verschiedene Kanäle hingewiesen.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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